Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Kirchenordnung für das Amt Ritzebüttel.

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Nachdeme ock etlike christen hebben ere
sunderlike anligende noet, anfechtinge und creutz,
dar sie in sunderheit gudes trostes, und gades in
bedarf hebben, so fraget der bichtvader, efft
iemand sick bevinde, wormede beschweret und be-
laden, dar he godt und trost to begere. Etlicke
laten sick die absolution sprecken und dat sacra-
ment geven, die nein boetfertig harte, und nenen
guden vorsat hebben von eren sunden und lasteren,
dar se ock etlicher mate sint van berüchtiget
afftostande, desse fragen die dieners und vor-
manen sie insonderheit tor waren bote.
Wol sine sunde nicht bekennet und nicht
wet die tein gebade, den geloven und dat vader
unse, und nicht einen temelicken vorstand hefft
van dem aventmale und van den anderen stucken
des catechismi, den wisen die dieners mit guden
frundtliken worden van sick, up eine ander tidt
wedder to kamende, und benomede stück des
hilligen catechismi middel tidt to lerende, und
erbeden sick ock, so iemant is, van dem sie den
catechismum leren, dat sie an den dagen in der
wecken, so sie toen kamen, sie willen under-
wisen.
Die apenbare schware lastere began hebben,
van den vorderen die seelsorgers vorhne apen-
bare bote, ehe si desulvigen tom sacrament
laten. Bevallen sie mit derglicher krankheit, und
begeren die absolution und dat sacrament to ent-
fangen, so weigeren sie nicht ehren dienst, sunder
gahn to den kranken, horen ere wordt, holden
en vor ere begangene sunde, und vormanen sie
tor bote, bekennen sie ere missethat, geloven an
Christum, bidden umb die absolution, und laven,
dat sie ere levent willen beteren, so ene godt
wedder tor gesundheit vorhelpet, und apenbar
darvor laten danken in der kercken, so wert en
die absolution gespraken, und dat sacrament ge-
geven.
Der unsinnigen und unvorstendigen unde den
beseten wert dat sacramente nicht gegeven, wen
sie averst verlichtinge und upschuringe hebben,
unde bi rechten vorstande sind und begehren
trost, die absolution und des heren aventmal, be-
kennen ere sunde unde geloven, so wert en gelick
als anderen botferdigen sündern gedenet mit
lehre, mit troste, und rekinge des lives und blodes
Christi.
Den kindern, die noch nicht sind to eren
iaren gekamen und van dem catechismo nichtes
weten, geven die dieners nen aventmal, doch vor-
mann sie die olderen, dat sie to rechter tidt den
eren laten den catechismum leren, und wan sie
einen temeliken vorstand hebben van der christ-
licken lehre, sie tom sacrament gan laten.
Die manspersonen gan voran tom dische des
herrn, darna die junkfrawen und fruwen.
Sehling, Kirchenordnungen. V.

Von brudt und brudigam in den ehe-
stand in der kercken to hope to gevende.
Die diener des evangelii Christi nemen sick
der ehesaken nicht hoher an, als alleine wat die
conscientien und copulation belanget.
Die sick in den ehestand begeven, die werden
vordan to hope gegeven, dat apenbar in der
kercken geschut, underricht in den husern am
vorige sondage van der canzel na dem sermone
affgekundiget mit dem gebede to gade vor die-
sulvigen.
Er die vorlavende personen werden to hope
geven, deit die diener vorher eine vormaninge
unde einen bericht van den ehestande na der
vorgeschreven formulen und wise, als die in den
kercken to Hamborch wert gebruket und in einen
bokeschen affgetekent is. Begeve idt sick to
tiden, dat idt to lanck wurde, die ganze formulam
uttolesende, so kortet die diener na gelegen-
heit der tidt, wen sie tidt genoch hebben, isset
nutte, dat die ganze bericht vorgelesen werde.
Van den graden oder leden der blut-
frundschop und schwegerschop.
[Entspricht wörtlich, mit einigen unwesent-
lichen Änderungen, die aber nie den Sinn be-
rühren, der Bergedorfer Kirchenordnung, oben
S. 389 Sp. 1 Zeile 9 von unten bis Sp. 2 Z. 24
von oben.]
Van begreffnisse der verstorven.
Diewile die begreffnisse is ein werk der
barmherticheit, so vorachten die predigers solckes
nicht, sonder wen sie darto gefordert werden, so
helpen sie datsulvige vlitich ut to richten.
Darumb wen einer der gelovigen verscheden is in
godt den heren , let men de klocken luden, und
so kinder to hand sin, singet men psalmen oder
geistlicke leder.
Ock deit men tom volke eine vormaninge
bi der begreffnis, alse van korten levende der
menschen up erden, van dem hapen der saligkeit
na dessem levende. Item van der seligen up-
erstandinge van don doden, ock reizunge tom
botfertigen levende, tom bestendigen geloven an
Christum mit den doden to dienste, die des
nicht bedarven, sunder den levendigen to nutte,
dat sie dardorch vormanet mogen werden.
So overst iemant in offentlichen bekanten
graven sunden und lasteren gelevet und tor bote
beide offentlick dorch die predige des gottlichen
wordes, und insunderheit in geheim ist vermanet
worden, und dennoch in sinen sunden wetentlick
vorsaetlick vorharret, unde daraver henne stirvet
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