Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0038
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wolfenbüttel

brauchen und dem alsdan zu entscheidung sol-
cher sachen volgen und nachgeben, bis das
weiter verordnung gemacht, wie in solchen ehe-
gescheften und kirchensachen moge kunftiglich
volfaren und gehandelt werden.

Item, es sollen die prediger und pfarrer ver-
mant werden, das volk christlich und recht zu
leren und auch zu billichen gehorsam zu vor-
manen, ihrer gethanen eid und pflicht unsern
gnedigsten und gnedigen hern und der christ-
lichen vorstentnus mit vleiß zu erinnern und
sich derselbigen feinde und widerwertigen, sun-
der herzog Heinrichs prakticken genzlich zu
entschlahen und als frommen getreuen unter-
thanen zu halten, damit sie bei der reynen lere
des evangelii pleiben mogen, wie dan die visi-
tatores solchs wol fuglich werden zu erinnern
wissen.

Daruber sol auch den predigern und pfarnern
angezeigt werden, ihres ampts zu gewarten und
sich weltlicher handlung und regiments, auch
eusserlichen hadersachen, so viel billich, zu
enthalten. Dan ob es wol ungezweifelt von ihnen
christlich gemeint, so sich 22 bisweilen der leut
sachen annemen, dieweil sich aber ungehorsam
und ander unrichtigkeit davon zutregt, ist bes-
ser, solcht unterlassen. Dan gelangt an sie, das
etwo einem armen oder anderm zu seinem
rechten nit geholfen oder derselbig zur billig-
keit nit geschunt, auch laster und ubelthat nit
gestrafft wert, so werden sie, so viel sich ge-
zimbt, wol geburlich und fugliche verwarnung
und vermahnung derwegen zu thun wissen.

Und beschließlich und entlich das die visita-
tores hiruber mangel und anders spuren oder
an sie gelangt wirt, darinnen sich vor Got und
der oberigkeit wegen geburen will, einsehung
zu thun, darinnen sollen sie nach ihrem christ-
lichen bedenken solchs furzunemen und zu vor-
ordenen in habender zuvorsicht uff diesem be-
velh und abfertigung furnemen, handlen und 23
an sie gelangen oder furfallen worden, als die,
denen unsere gnedigste und gnedige hern und

22 Kayser S. 17: so [sie] sich.

die christliche vorein in solchen wichtigen und
dapfern werk gnediglich vortrauen vleys nichts
erwinden lassen, zu halten und zu erzeigen
wissen.

Was auch der kloster und prelaturen halber
dieses furstenthumbs, und wie die zu bestellen
und zu vorwalten sein sollen, unsere gnedigste
und gnedige herrn gemut und wille sey, solchs
werden die visitatores aus den artickel Ihrer
Chur und F. G. unser zu gestalten instruction,
welche copeien ihnen alhie zu Wulffenbuttel
ubergeben, zu vornemen befinden und sich dar-
nach zu richten und zu halten wissen.

Und sollen die visitatorn alle ihre handlung
in vorzeichnus bringen und in sonderheit der
pfarren einkomen und notthurftigen zulagen
ordentlich zu vorzeichnen ingedenk sein, und
solchs alles anher fertigen mit notthurftigem
bericht, damit an stat und von wegen unserer
gnedigsten und gnedigen herrn und die christ-
liche vorein, wir ob ihren verordnungen und
handlungen dester bas zu halten, und so je-
mants darinnen beschwerungen furwenden wolt,
und gegen denselbigen mit geburlicher abwei-
sung und antwort haben zu vornemen lassen.
An dem allen thun sie unsern gnedigsten und
gnedigen herrn und der christlichen vorein zu
gnedigem gutten gefallen auch derselbigen gne-
dige und gunstige meynung. Zur urkund mit
unsern hirunten uffgedruckten secreten besie-
gelt. Geben Wolffenbuttel, den zehenten tag des
monats Octobris anno 1542.

Volgen die artickel, wie die kloster und pre-
laturen dieses furstenthumbs bestelt und
verwalt sollen werden.

Und nachdem sunder allen zweifel der ewig
barmherzig Got uns und der christlichen vor-
eynigung die eroberung dieses landes nit am
wenigsten darumb vorliehen, das er die unter-
thanen desselben aus der vorfurung des baps-
thumbs und des von Braunschweig tiranney,

23 Nach Ansicht von Kayser, S. 593, wäre hier

zu ergänzen: ,,in allen Sachen, so.“

18
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften