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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0047
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Kirchenordnung 1543

Christo Jesu, de allene unse salichmaker is,
alse de tölner, de dar sprack: Godt sy gnedich
my armen sundere [Luk 18,13].

Seth wol tho, gy leven kindere des hemmel-
schen Vaders, dat gy nicht dohn mit juwen
guden werken alse dejennen, de thom jüngsten
tage werden seggen Matth. 7 [22]: Here, Here,
hebben wy nicht in dynem namen gewissaget
edder geprediget? hebben wy nicht in dynem na-
men düvel utgedreven, hebben wy nicht in dynem
namen vele wunderdaet gedaen? Wat menen
se darmede anders denn: Umme unser solcker
werken willen scholtu uns in den hemmel ne-
men. Bekennen also ere affgödesche herte, dat
se sick up solcke herrlike hogen werke vorlathen
hebben und nicht up Jesum Christum allene und
bekennen doch de verdömeden lüde, dat se
solcke werke im namen Christi gedan hebben.
Darumme scholden se sick der werke so nicht
angenamen hebben, gelick efft de werke ere
gerechticheit vor Gade und ere salicheit weren.
Denne (sprickt Christus) werde ick en seggen
und bekennen: Ick hebbe ju noch nuwerlde er-
kennet, wiket alle van my, gy öveldedere [Mt.
7,23].

Leve Here Godt, sind dat öveldedere und aff-
gödesche lüde, de solcke grote werke und wun-
derdade gedan hebben im namen Christi, alse
se seggen: Wy wurden warlick solcke lüde up
erden vor levendige hilligen holden. Id sind jo
trouwen de hogesten werke. Item sind de werke
affgödesch. Ick bin nicht alse de andern, de
unrechten, de rovere, de ehebrekere [Luk 18,11],
de doch Got in synen teyn gebaden hefft geba-
den alleine darumme, dat sick de werkhilligen
darup vorlathen, alse Lucas secht: Se vorleten
sick up sick sülvest, gelick efft se gerecht und
from weren, und vorachteden de anderen [Luk
18,9], wor willen denne blyven unse papisten mit
eren erdichten werken und gadesdensten, de en
Got noch geboden noch bevolen hefft? Alse sind

4b Vgl. Anm. 15.

5 Chrisma, Weihe am Gründonnerstag: vgl. Pon-
tificale Rom., Bd. III, S. 55 — 65.

6 Vgl. den „Ordo ad faciendam aquam benedic-

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de werke, dar se mede leren genoch dohn vor
de sunde, ere vegefüresmissen, hilgen anropen,
de hilgen viren und vasten, ere afflath, ere hil-
gen reysen, ere broderschoppen, ere strengen,
noch strengere und allerstrengesten ordene, mon-
nekerye, carthuserye, nonnerye, monnekeregu-
len, falsche gadesdenste, erdichtede religion, mis-
sepapen, falsche gesalvede, falsche propheten
edder predikere, de minschenlere und minschen-
bade leren, Matth. 15 [3.9], welcke Paulus 1.
Thess. 4 [=1. Tim 4,1] nömet: düvelsleren. Und
Christus wissaget Matth. 25 [=24,24]: Surgent
pseudo christi et pseudo prophetae, dat is: Id
werden upstan falsche gesalvede und falsche
predikere edder lerere etc. Item wor willen se
blyven mit eren klockendöpende 4b, mit erem sche-
rende und smerende, mit eren gasterigem chre-
sem 5, welckerem se unvorschemet mit groter
lasteringe Gades dem hillgen Geiste toleggen,
mit erem wyewater 6, darmede se de düvele
und alle noth lyves und der seelen vordriven
etc? Welckes se alle erdichtet hebben, leren und
holden Gott to versonende, vele vordenste und
dat ewige levent tho erwervende. Welck doch
nicht gescheen kan dorch de werke des gesettes,
dat is, dorch de werke, von Godde in den teyn
baden gebaden. Dat is gruwelick, darmede heb-
ben se wolt syn ere eigene salichmakere und heb-
ben darmede vorlochnet Gades gnade und barm-
herticheit und dat bloth unses Heren Jesu
Christi, sint lüde geweset ane geloven, alse
Paulus von en dorch den hilgen Geist gewyssa-
get hefft 1. Tim. 4 [1], dat in den lesten tiden
würden etlike van dem geloven afftreden etc .
BOSE UND GUDE BOEME] Uth dissem allen
leren wy, dat de gottlosen ungelovigen roh und
wilde lüde, ja ock de hilgen huchelere, de ere
ungelovige herte nicht erkennen von blindheit
wegen, nein gut werk Gade gevellich können
dohn. Wente Christus secht: Id is nicht möge-
lick, dat ein bose bom gute früchte drege [Luk

tam“: Rit. Rom., Pars I, Tit. VIII, Cap. II, S.

278 — 281. — Vgl. zur Wasserweihe und zum

Weihwasser: A. Franz, Die kirchlichen Bene-

diktionen im Mittelalter. 1909, Bd. I, S. 43—220.,

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