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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0082
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Wolfenbüttel

dicanten, dat se jo dat grave volk und kindere
vlitich underrichten in der bycht, doch kort, dat
de ander lüde ock bychten könen. Wente wol
lange berichting bedarf, de vorhindere den pre-
diger nicht in der bycht, sunder he gha hen in
de predike und lere, wat he nicht weth, edder
soke den prediker up ein andere tydt, wenn dat
volk nicht bichtet.

Desgeliken scholen de superintendenten ock
christlick upsehen und vormanen de pastoren
und predikere, dat se jo truwelick visiteren und
besöken de kranken, dar se einmal hengevör-
dert werden, dat se de kranken, de underrich-
ting bedarven, jo truwelick unterrichten und
trösten mit Gades worde.

In den grösten festen edder veer tyden: Wy-
nachten, Paschen, Pinxsten und Michaelis mach
men thor ersten vesper eine stunde prediken. In
den andern festen is dat nicht van nöden.

Men schal overst dat volk vermanen, dat se
nicht alle des hilligen morgens thor bicht ka-
men, sunder etlike ock des avendes tovorne, un-
der und na der vesper, dat men en deste bet
raden kan.

Van besunderliken prediken.

Am dage Stephani 10 neven der festpredike
schal men ock prediken van den diaken edder
gemeinen kastendenern, darby antheen dat
exempel Stephani und Laurentii, darmit den
lüden ein sorchfeldicheit ingebildet werde vor
de armen.

Am dage Johannis des evangelisten 11 is tho
reden neven der festpredike van dem berope
edder eschinge eines jeweliken mynschen. Dar-
mit ein jeder in synem stande getröstet sy, so
dat he syn ampt nicht vorlate und na einem
anderen trachte.

Des Sondages im vastenavendte den ganzen
dach över schal dat evangelion van der döpe

10 26. Dez.

11 27. Dez.

11a = mit dem Tod gekämpft, vgl. Schiller u.
Lübben IV, S. 182 f.

Christi, Matth. 3 [13 — 17], und van unser tröst-
liken döpe geprediket werden, dat dat sülvege
recht vorstanden und uthgedüdet werden möge.

Am ersten Sondage na Paschen, darup dat
evangelium Johannis am lasten gestelt is, scho-
len de predikere örsake nemen, tho reden van
den slötelen der kercken.

Am guden Donnerdage is tho reden van dem
sacramente des lyves und bludes Christi. Wo
sick denn etlike berichten laten willen, mit den
schal men also ummegahn, wo thovorne van
den Sondagen darvan geredet is worden, allene
dat men ock de lüde vormanet, dat se nicht uth
gewonheit edder ock umme der tydt willen sick
berichten laten. Am avende dessülven dages is
ock tho predikende, wo de Here Christus synen
jüngern de vöte gewaschen und im garten ge-
seeltaget 11a und geswetet hefft.

Am stillen Fridage, wenn de kindere gesungen
hebben, so sticht de prediker up und lest or-
dentlick de passion tho hope geschreven vam
doctore Pomerano 12 uth den vier evangelisten
beth an de historie van der uperstandinge Chri-
sti und hevet also an: Dit is dat lydent unses
Heren Jesu Christi, alse geschreven is van den
vier evangelisten: Do de Here Christus na dem
aventethen gedanket hadde, gink he aver dat
vleth Kedron etc. Darna mach he eine halve
stunde antegen, wo man des lidens Christi ge-
bruken schal und na der maltidt wat mehr in
der passion uthleggen. Wo denne ock nu et-
like gefunden werden, de up den dach sich
wolden berichten laten, de mogen yd dohn,
doch schal men ock nalaten dat deel der mis-
sen, welck me plecht vor der predike tho holden
und anheven von der vormaninge thom sacra-
mente. Darna volget dat Vaderunse etc.

Am dage Johannis Baptistae schal men pre-
diken van dem uthwendigen denste des göttli-
ken wordes wedder de wedderdöpere, welcke

12 Vermutlich: Historia des lidendes vnde der
Vpstandinge vnses Heren Jesu Christi vth
den veer Euangelisten usw. Wittenberg 1531.
Vgl. G. Geisenhof, Bibliotheca Bugenhagiana.
1908, Nr. 109.

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