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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0210
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Wolfenbüttel

der specialsuperintendens aufs fürderlichst ne-
ben dem amptman selbigen orts, auch einem
genachbaurten pfarrer als gezeugen der hand-
lungen daselbsten erscheinen, denselbigen an-
genommen diener mitbringen.

Und so das volk in der kirchen versamlet,
anfangs singen: Nun bitten wir den heiligen
Geist 55 etc.

Auf diß gesang der superintendens oder sein
adjunct aufstehen und ein predigt thun vom
ministerio verbi oder sonst von einem argu-
ment, dahin dienlich, von wem es eingesetzt
sey und worzu es nutz etc., und also das volk
entlich zur predigt vermanen. Nach der pre-
digt gesungen werden der glaub 56.

Unter dem gesang sol der superintendens für
den altar tretten, den neuen pfarherr oder
diacon zu sich beruffen und vor ihme zu dem
gebet niderknien lassen, nach vollendetem ge-
sang ein kurze vermanung' zu dem volke thun,
darin anzeigen, wie das dieser zu ihrem pfar-
herr oder diacon erwölt und taugenlich er-
kent, auch ördentlich darzu beruffen der hoff-
nung, sie würden mit ihme versehen sein etc.,
und also das volk weiter zu dem gebet er-
manen, damit der Herr sein gnad und ge-
deyen darzu geben wölle, und alsdann volgende
gebet mit heller, lauter und verstendlicher
sprach vorbeten etc. und sagen:

Last uns beten.

Allmechtiger, ewiger Gott, himlischer Vater,
du hast selbst dem armen menschlichen ge-
schlecht zur wolfart, trost und hülf das hoch-
wirdig predigampt des heiligen evangelii von
deinem geliebten Son, unsern Herrn Jhesu Chri-
sto, geordnet und eingesetzt, auch darbey zu-
gesagt und versprochen, das welcher gleubt
und getauft wird, selig sein sol. Dieweil uns
aber unserer verderbten natur und sündlichen
fleisches halben beschwerlich und geferlich sein
wil, solchen so theuren und werden schatz wider
den anlauf des tausentlistigen und grimmigen
feindes ohn dein sonderliche hülf und gnedi-

55 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr. 99.

gen beystand unter uns zu bewaren und zu er-
halten, so bitten wir dich herzlichen, du wöllest
uns durch dein grundlose gnad und barmher-
zigkeit in nöten nicht verlassen, sondern mit
deiner göttlichen hand uber uns halten und
sonderlich uber diesem deinem diener N., wel-
chem jetzund das heilig evangelium zu pre-
digen bevohlen ist, damit solcher dein so heil-
samer, nutzlicher und notwendiger bevelch biß
zu ende der welt in deiner heiligen christenheit
wieder alle gespenst des bösen geistes sein
fürgang hab und wir des himlischen trosts nim-
mermehr beraubt werden, durch Jhesum Chri-
stum, deinen geliebten Son, unsern Herrn, wel-
cher mit dir und dem heiligen Geist lebet und
regieret, gleicher Gott, hochgelobt in ewigkeit.
Amen.

Höret das heilig evangelium, welchs uns be-
schreibt der heilig evangelist Johannes [Joh 20,
21 — 23].

Der Herr sagt zu seinen jüngern: Wie mich
mein himlischer Vater gesandt hat, also sende
ich euch auch. Und als er solchs gesagt hat,
bließ er sie an und sprach: Nemet hin den
heiligen Geist, welchen ihr die sünd erlasset,
denen sollen sie erlassen sein, und welchen
ihr die sünd behaltet, denen sollen sie behal-
ten sein.

Der superintendens mag auch nachvolgende
epistel nach gelegenheit der zeit und kirchen
umb mehr erinnerung wegen fürlesen, nemlich
also:

So schreibt S. Paulus in der ersten epistel
an Timotheon am dritten capittel [1 — 7]:

Das ist je gewisslich war. so jemand ein
bischoffampt begeret, der begeret ein köstlich
werk. Es sol aber ein bischoff unstrefflich
sein, eines weibs man, nüchtern, messig, sit-
tig, gastfrey, lehrhaftig, nicht ein weinseufer,
nicht beissig, nicht unehrliche hantierung trei-
ben, sonder gelinde, nicht haderhaftig, nicht
geizig, der seinem eignen hause wol fürstehe,
der gehorsame kinder habe, mit aller erbarkeit,

56 Wackernagel III, Nr. 23. Ev. Kgb. Nr. 132.

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