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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0291
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Kirchenordnung 1569

bare und redliche menner, die dem wort Gottes
anhengig, die ein gut gezeugniß bey jederman
haben, nach dem bevelch der apostel [Act 6, 2 f]
zu der armen und spittalpfleger erkoren, item,
die der verwaltung und haußhaltens, auch
schreibens und lesens bericht und den armen
aus christlicher treu und liebe geneigt sein,
und sollen solche erkorne pfleger anderer pfleg-
schaften enthaben sein.

Von glübd der pfleger.

Wann und so oft also von amptleuten und
gerichten die erwehlung der pfleger gehörter-
massen geschehen, sollen dieselbigen personen
für sie geschickt und ihre verwaltung und
instruction fürgehalten, auch erinnert und ver-
manet werden, das sie sich dieses ampts und
verwaltung, mit gutem geneigten willen, bestes
und getreues vleisses zu underfahen; dann meben
andern christlichen werken solches Gott ein
besonder gefellig werk, ampt und dienst sey,
mit solchen und dergleichen vermanung und
erinnerung, und alsdami darauf solches ihres
ampts halber, wie volget, geloben und schweren
lassen.

Eyd der pfleger.

Ihr werden geloben und darzu schweren einen
eyd zu Gott dem Herrn, unserm Vater, alles
des armenkastens und spittals einkommen, es
sey gelt, schiilden, friicht und alle andere haab
und güter, dem kasten oder spittal zugehörig,
getreulich zu bewaren und in keinem wege
anders zu verendern noch zu gebrauchen oder
dieselbige in euren selbst eigen nutz zu ver-
wenden, bey verpfendung eurer selbst eigen
güter, liegender und farender.

Zum andern euers jetzt auferlegten ampts
oder pflegs administration dieser ordnung nach
gemeß volnziehen und verrichten, auch euers
einnehmens und außgebens jerliche gute, er-
bare, underschiedliche und aufrichtige ördent-

liche rechnung mit euern register und rech-
nungsbücher, auch bezalung thun.

Zum dritten alle frticht, vihe, futter oder
anders in getreuer verwahrung und nützlicher
versehung haben, und was davon zu verkaufen,
mit rath und gutbedünken des amptmans und
gerichts zu rechter und bester zeit mit gutem
urkund dieselbige umb bar bezalung mit under-
schiedlicher aufzeichnuß hingeben.

Item dergleichen die außgab der haußhaltung
halben in dem spittal mit der wochen und
quartalrechnung urkündlich verrichten.

Zum vierden allen federbett und leine-
gewand, auch andern vorrath, schiff 95g und ge-
schirre underschiedlich inventiert, wol verwarth,
in besserung und one abgang haben und hal-
ten, was daran jederzeit zerschlissen, dasselbig
darlegen, und was mit neuen wider ergenzt
und ersetzt, dasselbig in dem inventieren ur-
kündlich setzen und vergreifen lassen.

Zum fünften alle beynutzung verrechnen, des-
gleichen für euch selber, noch sonst in ge-
meinschaft, weder an zehenden, eigen nutz-
baren gütern, noch andern gefellen, euer amp-
tung oder pflege zugehörig, in keinem wege
bestehen noch theil oder gemein haben.

Auch eure früchte in den kasten nicht
schütten, da euer ampt oder pflege früchten
liegen.

Zum sechsten, das ihr auch keine frucht
auf, noch ab dem kasten thun noch thun lassen
ohne urkund und beysein der verordenten, ge-
schwornen kornmesser, auch ernstlich und mit
sonderm vleiß verhüten, das euer haußgesind
noch andere, so nicht nottürftig darzu sein,
uber die frticht nicht gelassen werden.

Zum siebenden auf alle erbare zucht des
spittals oder armenkastens personen, sonder-
lich auf die arme kinder, das die ehrlich ge-
zogen, wie das auch alles anders diese ord-
nung außweiset, mit vleiß sehen, und soviel
die euch berürt, verrichten, und sonst alles

95g = Metallgefäß im Herd zum Wasserwärmen; „schiff und geschirre” = der gesamte Haus-
rat; Fischer, a. a. O. V, S. 827.

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