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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0292
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Wolfenbüttel

dasjenige thun und leisten, das euer verwaltung
nutz und wolfart ist, nach eurem besten ver-
mügen und fleiß, wie einem frommen, ehr-
liebenden biderman gezimpt und gebürt, ge-
treulich und ungeferlich.

Von verwaltung der armenkasten und
spittalen.

Nachdem sich bey verwaltung und admini-
stration der kasten und spittal zutragen möchte,
das nicht allein von solchen pflegem, der-
gleichen den amptleuten und gerichten, kein
aufsehen oder gebürlicher, schüldiger vleiß für-
gewendt, damit der armenkasten und spittal
mit ntitzlicher und ördentlicher haußhaltung in
besserung gebracht und die armen darauß be-
dacht, erhalten und versehen würden, sonder
von etlichen ober und underamptleuten, ge-
meinen, sondern personen und pflegern mit
teglichem schlamm unnötiger und ubermessiger
zerung, gebrauchung ihrer füren und rnenin 9oh
mit erforderung gemester schwein, speck, auch
dergleichen essender ding und sonst allerley
ungebürliche, geschwinde eigennutzigkeit vor-
theiliger, geferlicher und aufsetzigerweise ge-
braucht werden, also das auch etliche solcher
armenkasten und spittal gelt, früchte, liegende,
eintragende güter und anders zu ihrem selbs
vortheil und eigen nutz gebraucht und an-
gelegt und dann mit verkaufen früchten, auch
verenderung derselben, allerhand geschwindig-
keit und vortheil geübt und angericht werden
möchte, welches alles der amptleuten und ge-
richt eigennutzigkeit und farlessigkeit schuld
ist, das sie mit ihrem ampt mit aufsehen ihren
schüldigen vleiß nicht fürgewendt und der
armen wenig, sonder allein ihres gelüsts, selbs
gescheften und eigen nutz gesorgt und ge-
machet, dem zu begegnen, wollen wir hinfurt,
das nachvolgende ordnung gebraucht und ge-
halten werde.

Dieweil man in kleinen dörfern für gelt und
brief gemeinlich nicht gnugsame verwarung und

95h — Gespann von Ochsen oder Pferden, Fischer,
a. a. O. IV, S. 1601 f.

behaltnuß hat, so sol man an einem jeglichen
solchen orth einen kasten in der kirchen, oder wo
mans am besten verwahren mag, haben, der mit
beschlag und schlössen vleissig verwaret sey,
damit dem almusen kein schade zugefüget möge
werden.

Und derselbig kaste sol zum wenigsten mit
dreyen underschiedlichen schlössen verwaret
sein, die schlüssel aber nach jedes orts gelegen-
heit under die amptleut, burgermeister und
pfleger außgetheilet werden, damit keiner allein
den lcasten öffnen möge.

Es sollen auch in demselbigen kasten gelt
und kleinöter, auch alle heuptbrief und regi-
ster, dem almusen zugehörig, von denen die
pfleger jederzeit glaubwirdige abschriften und
copeyen underhanden haben sollen, beschlossen
und verwaret werden.

Item die pfieger und verordenten sollen alle
wochen, was allenthalben her für gelt, tuch
oder anders dergleichen gefelt und in das zu-
fellige einkommen gehört, vleissig und ördent-
lich aufzeichnen.

Es sol auch der fleck oder stadt kein gelt
auß dem kasten zu dem gemeinem nutz nehmen,
auch nicht an der stadt oder dörfer gebeu, zur
steur, schatzung, hörzug 9oi, brunst oder ander
zerung, kosten oder hirtenlohn und dergleichen
gewendt noch entlehnet werden, wie bißher
etwann geschehen ist, sonder sol der kast vor
dem allem gefreyet und versichert sein.

Was sonderliche personen auß dem kasten
der kirchengüter, brüderschaften und der-
gleichen hievor entlehnet haben, sollen das-
selbige dem kasten und spittal widerumb be-
zalen. Wenn aber ein ganze gemeine aus dem
kasten oder spittal zu hülf der hievor lang
gewerter teurung und anderer not entlehnet
haben, sollen das dem kasten oder spittal
auf ziel nach gelegenheit des kastens, personen
und zeit wieder erstatten. Hetten aber ober,
underamptleut, pfleger oder andere aus dem
kasten, spittal oder andern deren pflegschaften

95i = Heerzug, vgl. Fischer, a. a. O. III, S. 1536.

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