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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0498
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Braunschweig

7. Artikel, de visitation beider gerichte Asseborch und Eike belangen. 1

[1546]

Visitationartikel ungeferlich.

Erstlich wil von noten sein, das der pfarher,
opferman, die vorsteher der kirchen, der schultes
und die bauern auß einem idem dorf auf einen
aigen tag besunder gefordert und vorbeschiden
werden.

Denen mag zum ersten allen in gemein sempt-
leich angezeiget werden, das man dises auß
bevolen ampt der obrigkait ihnen zum pesten
thue, sie alle gebrechen im christlichen glauben,
was lere und leben anlanget, umb ihrer selen
seligkait heil willen gutlichen zu vorhoren und
freundlichen zu unterrichten.

Darnach mag man die gemein allein horen,
den pfarher und opferman entweichen lassen und
sie fragen, ob sie an ihrem pfarher und opfer-
man ein genuge haben ader ab sie derselben bei-
den ader ein mangel hetten und wechsel beger-
ten.

Zum andern sie fragen von der lere und pre-
digt des pfarhers, wievil er derselben wochen-
lich thue, und was er predige.

Zum dritten von seinem leben, ab er auch ein
zenkischer mensch und pierseufer sei und vil im
kruge lig, ader ab er ehrlich ader nicht sei, vleis-
sig studiere, wie er haußhalt, ab er weib und
kinder habe und wie sich dieselben halten.

Zum virten, was die kirchen, der pfarher
und opferman fur enkomen hab, ab auch densel-
ben an ihrer gerechtigkait von imand ein ab-
bruch geschee.

Zum funften, wer der kirchen einkomen ader
kleinat unterhanden hat, wie denselben vorge-
standen were, ab auch jerliche rechmmg, wie
und wan die gehalten werde.

Zum sechsten, ab auch etliche knaben zum
opferman ader pfarher pisweilen, ehe sie zu der
arbeit tuchtig sind, in die schul gehen.

Zum sibenden, ab auch in der kirchen alle
feyertag almosen gepeten werd.

Zum achten, ab auch arme leut, die das almo-
sen nemen, vorhanden sein, und wie dieselben
unterhalten werden.

Zum neunten, ab auch frembde betler dohin
komen, wie man sich gegen denselben halt.

Zum zehenden, ab auch ergerliche gebreuch
unter ihnen sein, und ab das volk unter der pre-
dig in krugen ader zum burnewein lige ader der-
gleichen sich sunst ergerleich halt.

Und zum letzten, ab sie sunst etliche gebre-
chen ader mangel unter ihnen hetten und an-
zuzeigen wusten.

Damach mag man die bauwern alle entwei-
chen lassen und den pfarher allein horen und
fragen.

1. Ab die bauwem gern zu kirchen gen und
Gottes wort horen.

2. Ab sich imand demselben zuwider setze.

3. Ab die leut auch gem zum heiligen sacrament
gen.

4. Wie sie sich gegen ihm, dem pfarher, halten.

5. Ab auch der kirchen ader pfar von imand
abruch geschee.

6. Ab ehr, der pfarher, sich auch behelfen kan,
und was sein einkomen ist.

7. Ab er sunst etwan mangel im volk het ader
wust, ader was etwan erger'lichs vorhanden
sein mocht. Item wie sich sein opferman halt.

8. Darnach sal der pfarher examiniret werden
von seiner lere und predig, von den heiligen
sacramenten, dem gesetz und evangelio, auch
allen stucken des catechismi.

9. Desgeleichen sol er auch von seinen cere-
monien, wie er es damit halt, alß mit singen,
leuten, lichten und kleidung in der kirchen,

1 Druckvorlage: Akte B III 15, Bd. 2, fol. 294—
296, Stadtarchiv Braunschweig.

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