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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0476
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Braunschweig

2. Ordnunge, wie es hinfuro mit den nominationibus, vocationibus und
annhemunge der herren predicanten in den kirchen zu Braunschweig
gleichformig und einhellig gehalten werden soll, berathschlagt, gewilligt
und beschlossen anno 1571 am 12. tage des monats Junii. 1

In dem namen Gottes. Amen. Zu wissen, das
sich die ehrwirdige, wirdige, hoch und wolge-
lerte herren Martinus Chemnitius, der heiligen
schrift doctor, superintendens 2, M. Andreas Pou-
chenius, coadjutor 3 und die andere herren pre-
dicanten des ganzen colloquii 4 und ein erbar
radt der stadt Braunschweig aus christlichem
bedenken und notwendigen ursachen einhellig-
lich vorgliechen und vorabschiedet haben, wie
es hinfuro mit den nominationibus, vocationibus
und annhemunge der herren predicanten in den
kirchen in allen funf weichbilden 5 alhier zu
Braunschweig gleichformig und einhellig gehal-
ten werden soll, nemblich:

Zum ersten: Weil die prediger von Got mus-
sen gegeben und gesandt werden und seine al-
mechtigkait auch den segen darzu geben mus,
wen es zu gedei und erbauwunge der kirchen
gerathen solle, so wollen ein erbar rath und die
kastenherren, wie die kirchenordenunge mel-
det 6 und auch an ihme selbs christlich, nutz-
lich und notig ist, ehe der handel der election
und vocation furgenomen wird, das gemeine ge-
bet in allen kirchen bestellen, das es eine woche,
vier oder funfe furhero gehe, ehe zu der election
eins predigers gegriffen werde.

Zum andern: Nachdem die electio oder nomi-
natio einer gewissen personen, die zu einem pre-
diger angenommen werden soll, in der kirchen-
ordenunge einem erbaren rathe und den kasten-

1 Druckvorlage: Original-Hs mit Siegel im Stadt-
archiv Braunschweig unter B IV 11 Nr. 38.

2 Vgl. die Bestallungsordnung von 1567 unter
Nr. 3. S. 459 ff.

3 Mag. Andreas Pouchenius hatte am 16. 3.1571

in die Vokation zum Koadjutor gewilligt. Er
war aus Gardelegen gebürtig, Schüler Me-

lanchthons in Wittenberg, später Konrektor
zu Helmstedt und an der Martinsschule in B.,

nach einjähriger Sekretärszeit in Helmstedt
12 Jahre Rektor der Martinsschule in B.

herren in jedem weichbilde gegeben wird, die
solchs auf ihr gewissen in namen und von we-
gen der ganzen gemeine nach der instruction 1.
Thim. 3 [1—7] et Tit. 1 [7—9] zu vorhandelen
und zu vorrichten, so soll das also pleiben und
anderer gestalt damit nicht gebaret werden, zu
vorhuten, das nicht etwa eine unordenunge dar-
auß werde, wen aus der weitluftigen gemeinde
ein jeder seins kopfs sich darin mengen, mitra-
then und den herren furschreiben wolte, das
nicht sein soll. So sollen und wollen sich auch
die herren des oolloquii darin nicht mengen,
sonder es bei der kirchenordenunge pleiben
lassen.

Das aber nicht unwille und weiterunge zwu-
schen dem ministerio und den herren der weich-
bilde entstehen muge, wen etwa unvorwarneter
sache eine persone zum predigambte zu beruf-
fen, nominiert worde, die aus erheblichen ursa-
chen dem colloquio nicht leidlich were, so sollen
ein erbar rath und die kastenherren des weich-
bildes die personen, unter welchen sie eine zum
predigambte vormittels gotlicher hulfe zu whe-
len gedenken, entweder muntlich namhaftig ma-
chen oder schriftlich vorzeichnet übergeben den
herren superintendenten und coadjutori mit be-
ger, so unter den personen eine oder mher we-
ren, die aus ursachen unleidlich, solchs zu vor-
melden und anzuzeigen. Dies soll also in allen
weichbilden gleichformig geschehen und gehalten

und seit 1564 Pastor an der Martinskirche
ebd. 1575 folgte er einem Ruf als Superinten-
dent nach Lübeck, wo er 1600 starb. Vgl. Ph.
J. Rehtmeyer III, S. 388 ff. — J. Beste, Album,
S. 26.

4 Zum seit 1529 bestehenden Kolloquium vgl.
Einleitung S. 343, auch PI. Hachfeld, Martin
Chemnitz. 1867. S. 82.

5 Vgl. S. 365 u. Anm. 35.

6 Vgl. S. 374.

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