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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0418
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Braunschweig

Christus to en sede imme letsten aventmale, don
Judas wech was, Luce 22 [28]: Gy synt, de
mit my gebleven synt in mynen anvechtingen
etc. Dat wy overs neyne affgödere maken van
den leven hilgen, alse sus lange, scholen de
predicanten vlitich predigen to tiden, wen id
sick in den evangelien up etlike Sundage be-
gifft edder sus anders, dat de apostele lüde
geweset synt, gebrekelick alse wy, de vakene
van Christo werden gestraffet öres ungelovens
halven unde unrechte vohrnement unde mey-
ninge etc.

Van Marie Magdalenen is genöch in den evan-
gelien. Van Sunte Laurentio hefft Sanctus Am-
brosius wat gescreven in libris officiorum 17
unde is eyn diaconus edder kastenhere ge-
weset to Rome des hilgen bissoppes Sixti unde
umme de truheit synes amptes unde der be-
kentnisse Christi up der roste gebraden 18, he
dröch neyne platte edder diakenrock, sonder
was eyn diaken, alse gescreven steyt Act. 6 [3]
unde 1. Timo. 3 [8 ff.].

Wen de predicante so kort amme ende des
sermons wat nuttes tor beteringe uth der hi-
storien gesecht hefft, so schal he balde darto
seggen: We overs dat evangelion wil hören
predigen, welk me plecht to lesen van disseme
hilgen, de kame wedder morgen edder over-
morgen up gewohnlike predickstunde, denne
schal dat evangelion geprediget werden in de
stede der dageliken lectien.

17 Ambrosius, De officio ministrorum I, 41, 204 ff.,
II, 28, 140 f.; MSL 16, 84 ff„ 141.

18 Der Tag seines Martyriums wac der 10. 8. 258.

19 Der 27. Dezember ist der Tag des Apostels
Johannes.

20 Der 26. Dezember ist derTag des Erzmärtyrers
Stephanus.

21 Die Gebeine des hl. Autor, der z. Zt. König
Attilas Bischof von Trier gewesen war, ruh-
ten seit 1115 im dazu eigens erbauten St.
Aegidienkloster in Braunschweig. — Im Krieg
zwischen 'König Otto IV. und seinem Gegen-
könig Philipp wurde Braunschweig nach der
Legende durch eine Erscheinung Autors aus
der Bedrängnis von Seiten Philipps gerettet
(1200). Damals gelobte man, ihm jährlich am

Sunte Joannis evangelisten schal gedacht wer-
den na der predige des druddendages imme
Winachten 19. Mit sulker wise kan me ock
wol gedenken der historien Stephani ex Actis [7]
des anderen dages imme Wynachten 20 na der
predige.

Van deme feste Autoris 21, deme dis.se stadt
eyn loffte gedän hedde, eyn licht mit groter
pompe des rades unde offere to Sunte Otilien
to bringen, darumme, dat he disse stadt be-
schermet hedde unde den namen unde loven
darvan gekregen, dat disse stad in syner be-
scherminge sy, is id christlik also vorordenet
unde angenamen, dat eyn erbar radt alle jar
so vele geldes wil geven in de kaste der armen
lüde, alse de unchristlike pracht gekostet hefft,
unde des negesten Sundages na Autoris schal
eyn predicante na der epistole upstigen unde
vormanen, Gade to danken vor den segen unde
bescherminge unde to bidden, dat he uns unde
unse stadt vortan beholden wille wedder alle
anvechtinge lives unde der selen.

Wente Got scheppet, vorsorget, beschermet,
erreddet uns, alse alle scrifte unde historien be-
tügen, alse imme psalm [127, 1] ock steyt: Wen
Got de stadt nicht bewaret, so is de wechters
arbeid vorgeves. Löve wy, dat Got unse Vader
is, so möte wy ock jo löven, dat neyne creature
noch imme hemmele noch up der erden uns so
leff hebbe alse Got, worumme söke wy denne
andere, darup wy vortrüwen?

20. August vier (jedes Weichbild eine) schöne
Wachskerzen darzubringen, später, als der
Sack als Weichbild hinzutrat, waren es fünf.
Auch wurde Autor damals zum Schutzpatron
der Stadt erhoben. Seit 1298 wurde sein Tag
jährlich im Blasiusstift mit Hochamt und
Vesper begangen. Nach überstandener Pest
1350 wurde auf diesen Tag eine Prozession
der Bürgerschaft und Geistlichkeit zur Dar-
bringung der Wachslichte nach St. Aegidien
(auch St. Ilien, hier St. Ottilien genannt)
angeordnet. Jedes Wachslicht wog 100 Pfund,
die Prozession ging unter Mitführung von
Pfeifern und Posaunenbläsern vor sich, vgl.
Ph. J. Rehtmeyer II, S. 241 ff.; H. Dürre, Ge-
schichte, S. 54 ff„ 83 ff„ 376 ff.

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