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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0451
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Kirclienordaung 1528

sibi manducat et bibit: We unwerdich eth unde
drinket, de eth unde drinket sick sulvest, unde
nicht den anderen, dat richte. Daruth ock klär
is: We werdich eth unde drinket, de eth unde
drinket sick sulvest, unde nicht den andern, de
salicheit.

Hefft Christus den leyen nicht gegeven den
kelk imme letsten aventmale, so hefft he en ock
nicht gegeven dat bröt, wente he hefft jo in
syneme bevehle neyn underscheyt gemaket, ock
nicht up eyn andermäl dat sacramente gegeven.
Hebben se neyn ander bevehl wen Christus be-
valen hefft vamme sacramente imme letsten
aventmale, so swigen se men stille, me wil nu
nicht mehr kikelkakel hören, sonder Gades klare
uthgedruckede wört. Christus hefft bevalen, alse
ock de apostele geleret hebben unde de Chri-
stene nach der apostele lere geholden: Nemet,
etet; nernet, drinket alle daruth. Tratz deme
vortwivelden kettere, de hyr wedder gude grunt
der warheit schal bewisen. Eyn gut convivium
scholde id syn, dar me ethe unde nicht drunke,
dar de knechte dat drinkent den gesten wol-
den vorbeden unde de wert hedde id doch be-
valen to geven unde to nemen.

Darumme sundigen de papen noch gröver in
disseme stucke als imme anderen misbruke,
wente hyr vorbeden se unvorschemet ane ent-
schuldinge uth mutwillen, wat Christus gebaden
unde bevalen hefft. Christus secht: drinket uth
deme kelke. Se seggen: drinkt nicht, de is eyn
ketter, de daruth drinken wil, wen he ock nicht
drunke. Is dat nicht eyn grüwelick frevel unde
mütwille wedder den bevehl Christi, wedder de
lere der apostelen, wedder den gebruck der
olden Christenen ane alle Gades wört?

Dat se overs vele vehrlicheit hyruth maken,
is eyne narrye. Christus is wol so klück gewe-
set alse se, dat se en nicht darven meysteren,
de olden Christene hebben van sulker vare nicht
gewust. Hyr is ganz nevne vare, wen du dat
sacramente wult Druken, alse Christus bevalen
hefft. Vare over unde vordömenisse is id, wen
du mutwillich anders lerest unde handelst.

Wen se denne sehn, dat se sick nicht be-
schermen konen wedder de warheit unde synt

doch so gotlose lüde, dat se der warheit nicht
wiken konen, scholden se ock ewich tome düvele
varen, so bringen se eyne trefflike örsake vohr,
wörumme de leyen nicht scholen den kelk des
Heren drinken, dat me schyr meynede, id were
öre ernst unde seggen: Wen de leyen dat blut
Christi uth deme kelke drunken, so mochten se
yn eynen groten erdöm kamen, dat se löveden,
dat imme brode were dat lyff Christi ane blut
unde kan doch nicht syn, dat eyn levendich
lyff scholde syn ane blut, wen de leyen dat lyff
eten imme brode, so eten se mit dat blut Christi.

So segge wy: Hans narre, wy weten ock wol,
dat eynes mynschen levendige lyff, ja ock eynes
esels unde ossen, blut in sick hefft. Bustu overs
eyn junger Christi, so mostu Christus wört unde
bevehl nicht meysteren edder breken mit dyner
vornunft. Alle vornuft unde mynschlike vorstand
unde danke gelt hyr ganz nichts, alles steyt
hyr up Christus wörde unde bevehle.

Christus hefft uns eyn sacramente gegeven,
dat is eyn heymelick vorborgen dink, welk
alleyne de love begript uth synerne wörde, imme
welkeme sacramente uns dat brot is dat lyff
Christi to etende unde de wyn dat blut to drin-
kende, dar twivele wy nicht anne, wente syn
wört kan nicht legen, wo id overs togeyt, dat
dat bröt sy syn lyff unde de wyn syn blut unde
dat ick to sundergen syn lyff ete unde to sun-
dergen syn blut imme sacramente drinke, dat
kan neyne vornuft begripen, dat id overs wahr
sy unde geyt so to, dat vorsteyt de love wol uth
Christus wörde, wat Christus hyr secht unde
bevehlet, dat kone wy weten uth synem worde,
wat he nicht secht, dat kan unde schal unde
darf nemand weten, wy hebben nöch to dohn
mit deme, dat uns bevalen is, dat wy nicht dar-
Ven mit gotlosen danken ummegän wedder Ga-
des bevehl. Vornuft wet nichts van disseme
sacramente. Unde vele dinges is by dissen lets-
ten tiden bedacht alleyne to beschermen den
gotlosen misbruck des sacramentes unde to
vorbeden, wat Christus bevalen hefft, alse ock
is dit stucke van kelke des Heren.

Wen vornunft hyr gelden schal wedder Gades
wört, so wil ick ock balde mit der vornunft

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