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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0450
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Brau.risch.weig

let, dat Christus möt liden, dat gotlose lüde syn
bevehl vamme sacramente so schendich to-
nichte maken unde dohn nicht, wat Christus
bevalen hefft, sonder driven ören mutwillen unde
willen ock sick mit Gades worde nicht 'straffen
laten.

Wenne hefft Christus doch eyn sacramente
gegeven, dar me so mede spelen schal? Ick
sehe wol monstrantien unde chorkappen, höre
klipgen unde singen, alle dink wert prachtich
uthgerichtet, darmede deme armen volke de
munt wert upgesperret, dat id meynet, alle
dynk gan gotlick tho. Wat sehe ick overs dar
mehr vamme sacramente, wen alse eyn Turke
dar mochte sehn. Myn love kan jo dar unde
schal ock nicht stän up dat sehent. Ick höre
dar nicht Gades wört tome sacramente, wat
schal ick dar denne löven? Darto wert id ock
nicht vohrgedragen to eten, sonder alleyne to
sehn. De Christus bevehl vorsteyt, de late sick vor
sulken misbruck grüwen unde lope wyt darvan.

Dat sacramente, dat uns Christus bevalen
hefft, wille wy mit alleme gebruke nach syne-
me bevehle in sulken eren holden, alse wy der
gotliken majestete wört unde bevehl schuldich
synt antonemen unde to holden, wy willen id
eten unde drinken to syner gedechtnisse, alse
id geschehen is over deme dische imme letsten
aventmale Christi unde by den Corinthem, alse
Paulus scrifft ane der Corinthere misbruck unde
alse id de Christene stedes geholden hebben by
den tiden der olden doctoren edder bischoppen.
So wat gefeylet hefft, alse wol by den lüden
fevlen kan, dat wille wy alles beteren uth
deme worde unde bevehle Christi, uth welkeme
wy jo nicht konen erren, alle mynschen mogen
lögenere syn, alse imme psalm [116, 11] steyt.
Christus wört kan jo nicht legen edder bedregen.
Mit uns armen sunderen kan de gotlike berm-
herticheit vele gedult hebben, alleyne lät uns jo
syn wört nicht vorachten.

Wat overs de misbrukere mit deme sacra-
mente maken, late wy se vor Gade vorgedin-

79 Lehmklicker = Lehmarbeiter, Töpfer. —
H. Lietzmann, Xl-Texte 88, S. 115, denkt an

gen. Wy willen nicht mit en to schaffen hebben,
sonder holden uns gerne van ören missen, de be-
vunden werden to syn wedder Christus wort
unde bevehl. Sus lange hefft Got gerne gedult
gehat mit unser unwetenheit, mutwillen overs
wert he nu nicht mehr liden, willen se nicht hö-
ren, so werden se in eyn ewich ungelucke ka-
men, alse den Jöden is geschehn.

Tome sösten: Worumme vorbeden se den leyen
den kelck des Heren? Se antwerden: De pre-
stere scholen alleyne den kelk drinken, dat
steyt gescreven imme lehmklickerboke 79. Wat
synt de prestere beter tome sacramente alse
de leyen? Hefft doch Christus dit sacramente
gegeven alle synen jungeren unde besundergen
gesecht: Drinket alle uth *deme kelke. Unde
de apostele hebben dit sacramente leret nemen,
dat is eten unde drinken, allen Christenen ane
underscheyt, alse klär bewiset de lere Pauli
unde de historie by den Corintheren. Darto heb-
ben alle christlike lerer unde bischope dit sacra-
mente nicht anders leret to geven unde to ne-
men allen Christenen, alse tovoren gesecht is.
Dat me anders secht, schut uth graver unweten-
heit edder uth gotlosen mutwillen. Les de böke
der doctorum ecclesie, alse me se nömet, les de
historien, so werstu id anders nicht bevinden.
Ja, wo scholden se anders leren unde holden,
dewile se wol wusten dat bevehl Christi unde
wat de apostele geholden hedden, alse Paulus
klär betüget, dat he sulks van Christo sulvest
geleret hebbe unde hebbe id den Corintheren
vortan geleret?

Alse dat evangelion alleyne den helpet, de id
annemen, dat is, de deme evangelio löven, umme
dines loven willen kame ick nicht in den hem-
mel, sonder ick möt ock löven, alse dyne dope
my nicht helpet, so ock helpet my nicht, dat
eyn ander dat sacramente eth unde drinket,
alse uns de papen mit ören missen leren wedder
Christus bevehl, sonder ick möt sulvest eten
unde drinken, alse my Christus bevalen hefft,
alse ock Paulus secht [1. K 11, 29]: Judicium

die Möglichkeit, daß „Töpferbuch” ein Spott-

name für das Corp. iur. can. war.

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