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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0518
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Lüneburg

schöle. So suth me under den geistliken, de
doch meer wyllen, wen de leyen, Goddes volk
wesen, de grötesten ebrekers, de grötesten ho-
rers. Godt öpene uns tho unser salicheit unse
ogen, dat wy unse unde der anderen bösheit mö-
gen erkennen. Wente wy seen de schreckliken
blyndheit der werlt, dat se wedder Goddes wyl-
len, wort unde warheit openbare horerye wol
kan lyden, överst Goddes ordenynge kan se nicht
lyden, vorbüth unde straffet, wat Godt bevolen,
unde let tho, wat Godt vorboden, wat is dyth
anders, wen dat de bösheit, alse Christus secht
(Mat. 24, 12), overhand hefft genomen, darje-
gen moth de warheit underliggen.

So wy denne wyllen Christen wesen unde uns
na Goddes worden richten, regeren und holden,
wert von noden syn, der sake ein ernstlick yn-
seent tho hebben, dat de prester, so mit horen
beladen, umme der bemelten unde anderen gro-
ten ergernissen willen desulven van syck laten
edder na christlicker ordeninge yn den estand
sick vorenygen, uppe dat se uth dem uneerli-
ken, unchristliken levende unde besmytteden ka-
mer ein eerlick unde christelick levent, ock eine
reyne kamer maken, na den wörden der epistel
to den Ebreeren (Ebreo. 13, 4). Hyrher gehört
dat 7. capitel der ersten epistelen tho den Corint.
unde 1. Timo. 4, ock tho Titt. 1. cap., welcker
wy bydden, umme Goddes wyllen mit flyte möge
gelesen und truwelicken betracht werden.

De sovende artikel.

De kloster junkfrouen belangende.

Alse ock jo so gar ane underscheyd nicht alle-
ne juiage personen, sunder ock unmündige klene
kynder, ewige küscheit tho holdende, yn klöster
umbyllicken gestot edder thom ryngsten mit
fruntlickem geberde und kyntlicken spelen unde
gaven daryn gelocket werden, ane herwedder-
koment darynne tho blyven sampt anderen be-
sweringen, so ene jegen den bevel unde wort
des Heren tho vordarve der selen upgelecht.

unde doch yn solcker ferlicheit tho unmögeli-
ken dingen nemand schal gedwungen werden, er-
fordert de notorft unde alle byllickheit Goddes
unde der mynschen eere, sodaner der kynder
unschuld ym fruchten Goddes tho schonen, ne-
mand sünder we tho synen bestendigen jaren
fullenkomen mynschenolders gewassen, daryn
tho staden, doch dermaten, dat se nenen ewigen
gelöfften, dewyle de der salicheit ganz verlyck,
vorbunden werden, sunder na christlicker fry-
heit unde löfflickem gebrucke vöriger etliken
langen jaren ym kloster ane besweringe erer
conscientien sick mögen entholden, edder wor
ydt de nottorft der salicheit unde ere erfor-
derde, des denne de ordenspersone by sick er-
kentlicke wolgegrundede orsake dröge unde
christlicken bescheid tho geven wuste, alsdenne
dorch radt, fulborth 7 unde hülpe erer frunde
unde truwen flyt eines prowestes thor voran-
deringe möge getrachtet werden.

Dusse artickel ys nicht allene not, sünder de
allernötigeste, so me wyl der armen beswer-
den kynder gelegenheit unde not anseen, wente
nichtes ys, dat unsen geloven jegen Godde un-
sem Heren den mynschen so apenbar maket,
alse der klöster wesent unde regerynge. Hyr
mach me seen, wo der mynschen herte jegen
Godt gesynnet synt, nademe se de eddelen gave,
van Godde uppe dat högeste begert, wedder-
umme van syck werpen, Godde syne ordeninge
vorhynderen, dewyle se ere kynder nener ande-
ren orsake yn de klöster geven, wen dat se
erer los werden unde vortwyfelen an Goddes
macht unde gewalt, he möge se gelyck anderen
mynschen, ja anderen creaturen alle nicht erne-
ren, alse weme Godt uth sunderlicker gnade
vele kynder gyfft, dar süs andere früchte Godde
unde dem negesten van komen na der ordeninge
Goddes (1. Mos. 1, 28; 9, 1), welcke jo dessulven
fleysches unde blodes synt, des de olderen, so
varen se vorth unde under gudem schyne mit
einem schalkhaftigen oge geven se ein, twe ed-
der dre yn de klöster, uppe dat se mit den an-

7 = Einverständnis, Zustimmung.

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