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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0517
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Artikelbuch 1527

De vöffte artikel.

Dat ein kerckher ane den vertyde-

pennyng nichtes hebbe tho for-
derend e.

Wenn överst ein kerckher dermaten mit den
kerckendeneren mit temelyker unde eerlicker ent-
holdynge vorsorget, alsdenne schal he van ne-
mande nichtes forderen, noch van döpende, noch
van berichtende der sacramente, noch van je-
nigem anderen selegerede, ydt sy thodracht
edder offer, ane dat he den vertydepenning 6
uth gemener bewyllinge byllick hebbe tho for-
deren.

Dusse artikel entspringet uth dem vörsten, be-
hövet wyder nener schrift, wert darumme ange-
togen unde vor nödtlick geachtet, dat de erger-
nisse, dar me van den sacramenten gelt fordert,
alse köffte me se, wechgedaen werde, dat ock
den geweret werde, de yn allen wegen, ydt sy
christlick edder unchristlick, erer notroft edder
gyricheit geltstricke leggen. Wente ydt jo klar
am dage ys, dat ein arm parvolk van dem
meyster dele der kerckheren mifc forderynge des
selegeredes thodragendes unde offers, alse
scholde darmede den seelen ym vegefüre gehül-
pen werden, övel jegen Godt unde alle byllick-
heit lange tydt her avermate beswert ys unde
bedrogen.

De söste artikel.

Van dem elyken stande der genanten
geystliken.

Dewyle ock untellicke grote sünde unde laster
wedder Goddes gebot unde dorch allerleie vor-
borgen unreinicheit edder süs openbare horerye
der genanten geistliken tho groter ergernisse ge-
menes volks unde hinderinge gödtlikes wordes
begaen werden, fordert de nodtörft unde Goddes
eere der ein affstellinge solcker horerye, vord-
aen küschlick tho levende, edder weme solcke
gave van Godde nicht gegeven, syck mit der, so
by eme gewonth, edder mit einer anderen na
christliker ordeninge ym eliken levende tho vor-

enygen, dat dusser gestalt ym ganzen försten-
domme nemand, de syck myt eyner horen be-
henget edder apenbare horerye dryve, gefunden
werde, darmede Goddes wort alse wenteher
nicht vordan gelestert unde de schuldigen per-
sonen tho der vordömenisse seendes unde wylli-
gen nicht vorforth werden.

Dusse artikel, so men ene recht beweget, for-
dert, dat nicht allene de ergernisse wechthone-
men, sunder ock den schuldigen personen ere
vordömenysse tho weren thom allerutersten
unde högesten nodt ys, wente so me de erger-
nysse ansüth, befyndt syck, dat de bösheyt, so
uth der unvorschemden horerye yn der chri-
stenheit erstaen ys, nemand kan vortellen, der-
wegen ock de lerers, dewyle se sulvest strefflick
der anderen laster ane er sulvest ordelent nicht
konen straffen unde hören möthen: Worümme
straffestu dy sülven nicht? Nym den huesbalken
thom ersten uth dynem oghe etc. [Mt 7, 3ff.].
Item arste dy thom ersten sülvest. Unde mach
der gestalt de lere, wen se ock alrede recht und
gudt were, by dem volke nene frucht brynghen,
dewyle dat laster des lerers so vel böser ys, so
veel he mer vor andern wert angeseen, unde
moth denne Goddes wort unde warheit umme
des lerers sunde vorlestert werden, welcker ser
schrecklick ys.

Derhalven S. Paulus (1. Thimo. 4, 1 ff.; Thi-
mo. 1!) nicht ane orsake solcken predickeren
xmde lereren, tho vorhöden ergemysse, den ee-
stand hefft thogelaten unde alse düvels lerer
unde predicker geschulden, de densulvigen we-
ren unde vorbeden worden, he hefft wol gewust,
dat reynicheit to holden nicht einem ytliken
gegeven ys na dem worde Christi Matthei 19
[11 f.]. Darumme ock hoch van nöden gewesen,
se nicht also gemene, alse leyder vor ogen, tho
makende, överst wo ydt geraden is, mach me an
der genanten geistlicken reinicheit wol seen.
Godt (2. Mo. 20, 14; 5. Mos. 5, 18; 5. Mo. 23, 2)
överst hefft den ebrock vorboden. Item dat nen
hore, ock nen horer mank synem volke wesen

6 = Vgl. S. 192, Anm. 62.

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