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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0579
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Kirchenordnung 1564

ihrer empfangenen taufe deste mehr zeugnis
haben mögen und sich derselbigen in allen an-
fechtungen und anliegen deste gewisser zu trö-
sten haben etc.

Zum letzten auch umb der gemeine Gottes
willen, auf das die durch solche öffentliche be-
stetigung solcher nottaufe, so von frauen ge-
schehen, erinnert werde, das man in den heili-
gen sacramenten für allen dingen achtung geben
solle auf die einsetzung Jhesu Christi, und da
dieselbige gehalten wird, da sey an den sacra-
menten und ihrer kraft nicht zu zweiveln. Denn
die sacrament ja nicht gebunden an sonderliche
örter, stand, condition, wirdigkeit oder unwir-
digkeit der personen oder ander auswendige
circumstantias, sondern alleine auf die ein-
setzun,g des Herrn Jhesu Christi und auf Gottes
befehl und zusage.

Umb dieser itzt gemelten ursache willen wol-
len wir, das auch nach empfangener nottaufe
die kindlein, wenn sie im leben bleiben, in die
kirchen und versamlung der gemeine sollen ge-
bracht werden, etc.

Und wenn das geschicht, alsdenn sol der
pfarherr oder kaplan die leute allenthalben
fleissig fragen:

Erstlich, ob das kind getauft sey.

Wird nu geantwortet:

Ja,

so frage der pfarherr ferner:

Durch wen ist solchs geschehen, und wer ist
darbey gewesen?

Spricht denn jemand:

Die und die person N. und N. sind dabey ge-
wesen, und die person hat dem kinde die taufe
gegeben,

so frag er weiter:

Womit habt ihr getauft?

Antwortet man denn:

Mit wasser,

so frage er:

Mit was worten habt ihr getauft?

So man denn sagt:

Im namen des Vaters und des Sons und des
heiligen Geistes,

so frage er endlich:

Wisset ihr, das ihr der wort also gebraucht
habt?

Und wo sie darauf antworten:

Ja, wir wissens,
so sage er:

Nu, meine lieben freund, weil ihr denn im
namen und auf den befehl unsers lieben Herrn Got-
tes solches alles gethan, so sage ich, das ihr recht
und wol gethan habt, sintemal die armen kind-
lein der gnaden bediirfen und unser Herr Jhesus
Christus ihnen dieselbige nicht abgesagt, son-
dern sie aufs allerfreundlichst dazu fordert,
wie solchs der nachfolgende text des heiligen
evangelii tröstlich zeuget, welchen der evange-
list also beschrieben hat:

Marci am 10. capitel [13-16]:

Und sie brachten die kindlein zu Jhesu, das
er sie anrürte, die jiinger aber fuhren die an,
die sie trugen. Da es aber Jhesus sahe, ward
er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die kind-
lein zu mir komen und wehret ihnen nicht, denn
solcher ist das reich Gottes. Warlich, ich sage
euch: Wer das reich Gottes nicht empfehet als
ein kindlein, der wird nicht hineinkommen, und
herzet sie und leget die hende auf sie und
segnet sie.

Und weil wir aus itztgehorten worten unsers
Herrn Christi des gewis und sicher sein, das dies
kindlein zum reich der gnaden auch angenomen,
wollen wir bitten, das es darinnen möge zur
ewigen seligkeit bestendig erhalten werden, und
von grund des herzen ein andechtig Vater unser
etc. sprechen.

Lasset uns beten.

Der allmechtige Gott und Vater unsers Herrn
Jhesu Christi, der dich, N., durchs wasser und
heiligen Geist anderweit geboren und dir alle
deine sünde vergeben hat, der sterke dich mit
seiner gnade zum ewigen leben. Amen.

Friede sey mit dir.

Wurden aber die leute, so das kindlein zur
taufe bringen, auf des pfarherrs frage unge-
wisse antwort geben und sagen, sie wüsten
nicht, was sie gedacht, viel weniger, was sie
geredi oder gethan in solcher grossen not (als

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