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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0580
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Lüneburg

denn zu zeiten zu geschehen pfleget), so mache
man nicht viel disputirens, sondern neme das
kind als ungetauft und fördere es zur tauf, also
wie man alle ungetaufte zur taufe zu fördern
und zu teufen pflegt.

Und wenn man die gebet sampt den exorcismis
gesprochen und die kinder durch die paten dem
teufel entsagen und des glaubens bekentnis hat
thun lassen, alsdenn teufe der pfarherr die
kinder on alle condition im namen des Vaters
und des Sons und des heiligen Geistes. Amen.

Wie mit den leuten in der beidit zu
handeln 54.

Weil die beicht und privata absolutio ein hoch-
notwendig ding ist in der kirchen und dadurch
einem jeden die wolthaten Christi applicirt wer-
den, so sein auch dieselbigen in ihren rechten
gebrauch in der kirchen zu behalten, darumb
sol keiner zum sacrament des altars gehen, er
hab sich denn bey dem priester angeben und
sich vor einen sünder bekand und die privatam
absolutionem erlanget. Es sollen aber die pa-
stores die einfeltige leut von rechtschaffener
beicht wol und christlich unterweisen, auf das
sie Gottes zorn wider die sünde fürchten und
erkennen lernen und sie darnach, wenn sie
busse thun und fürsatz haben, ihr leben zu
bessern, mit Gottes wort trösten und einen
jeden nach gethaner beicht aus dem befehl und
der zusage Christi in sonderheit absolviren und
nicht zween, drey oder mehr zugleich, wie man
etlich mal erfaren, denn solchs nicht geduldet
werden sol.

Da auch zu zeiten gar einfeltige leut den
pastorn und beichtvetern fürkomen, so sollen
sie die in ihrem catechismo fragen und den-
selbigen recitirn lassen, und wo sie den nicht
wissen, sie vermanen, bey straff denselbigen
zu lernen. Und wiewol ein jeder pastor wird
wissen, wie er die beichtkinder absolviren sol,
so folget doch umb der einfeltigen pastom

54 Vgl. S. 166 f.

willen eine form oder zwo, der sich dieselbigen
zu gehalten.

Forma der absolution 55.

Der allmechtige Gott und Vater unsers Herrn
Jhesu Christi wil dir gnedig und barmherzig
sein und wil dir all deine sünde vergeben umb
des willen, das sein lieber Son Jhesus Christus
dafür gelitten hat und gestorben ist, und im
namen desselbigen unsers Herrn Jhesu Christi,
auf seinen befehl und in kraft seiner wort, da
er sagt [Joh 20,23]: Welchen ihr die sünde er-
lasset, den sind sie erlassen, spreche ich dich
aller deiner sünden frey, ledig und los, das sie
dir allzumal sollen vergeben sein so reichlich
und vollenkomen, als Jhesus Christus dasselbige
durch sein leiden und sterben verdienet und
durchs evangelium in alle welt zu predigen be-
fohlen hat, und dieser tröstlichen zusagen, die
ich dir itzt im namen des Herrn Christi gethan,
der wollest dich tröstlich annemen, dein ge-
wissen darauf zufrieden stellen und festiglich
gleuben, deine sünde sein dir gewislich vergeben
im namen des Vaters und des Sons und des
heiligen Geistes.

Alia absolutionis formula.

Dieweil, das ihr bekennet, das ihr mit sünden
behaftet seid und Gott mit sündigen erzürnet
habt und des fals begeret trost wider des teufels
anfechtung, und ich zu trösten arme sünders
und sünderinnen verordnet bin, ein diener Gottes,
nachdem auch Christus zu mir gesprochen hat
[Joh 20,23]: Welches sünde ihr vergebet, dem
sind sie vergeben, item [Mt 18,18]: Was ihr ent-
bindet auf erden, ist entbunden im himel, auf
solche zusage Gottes und nach seinem befehl
spreche ich euch los von allen euern sünden
allhie in der stedte Gottes im namen des
Vaters und des Sons und des heiligen Geistes.
Amen.

Gehet hin im friede und sündiget nicht mehr.

55 Vgl. S. 167.

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