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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0583
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Kirchenordnung 1564

mehrer sterkung euers glaubens mit dem leib
und blut Jhesu Christi erquicket und also allent-
halben gnugsam verwissert seid, das euch alle
euer sünde warhaftigen verziehen und vergeben
sein, und das ihr in gnaden Gottes stehen und
wir alle samptlich mit euch euer sache Gott im
himel, eurem lieben Vater, auf seine gnaden-
reiche zusagen befohlen, so wird er auch sonder
zweivel euer krankheit als ein getreuer fromer
Gott und Vater zum allerbesten wenden, als es
euch nütz und gut ist an leib und seele. Darumb
seid getrost und sprecht imerdar: Herr, him-
lischer Vater, hie bin ich, dein liebes kind und dein
diener oder dienerin, machs mit mir nach dei-
nem willen, allein füre mich nicht in versuchung,
sondern erlöse mich von allem ubel. Amen.

Und weil ihr euch also frölich zu Gott ganz
und gar begebet, so wünsche ich euch, Gott
wolle euch in solchem glauben, gedult, hoffnung
und anruffung gnediglich erhalten durch Chri-
stum unsern Herrn. Amen.

Priede sey mit euch. Amen.

Von begrebnissen 57.

Weil die sepulturae oder begrebnis bey den
alten vetern und dem volke Gottes allezeit
ehrlich sein gehalten worden, denn sie sein er-
innerung der künftigen auferstehung, auch die
kirchhöffe oder gottesacker, da die Christen
ruhen, billich befriedet sein sollen und aus
vielen ursachen nütz und gut ist, das die
kirchöffe ausserhalb den stedten sein, sonder-
lich da die kirchöffe in der stadt keinen grossen
platz haben, so ordnen wir, das die kirchhöffe
in und vor den stedten, auch auf den dörfern,
sollen dermassen befriediget werden, also das
kein viehe darauf gehen, noch schaden thun
könne, und da es die notturft erfordert, ausser-
halb den stedten an einen gelegen ort kirchöffe
oder gottesacker zugerichtet werden.

Und weil bey uns eine löbliche gewonheit
ist, das die kindlein, so one die taufe hinsterben,
nicht auf einen sonderlichen kirchoff, sondern

57 Vgl. S. 174 ff. u. die Anmerkungen dort.

neben andere Christen begraben werden auf den
gottesacker und wir auch dasselbige christlich
achten und one ergernis wol geschehen kan,
so wollen wir, das solchs auch forthin also
sol gehalten werden, den fromen eltern zu trost.

Und weil gebreuchlich, das die todte körper
ehrlich und mit christlichen gesengen zur erde
bestetiget werden, so solle an den örtern, da
schüler sind, dieselbige vorher und die pastores,
oder da keine schüler sein, der pastor und
küster für der leiche gehen und singen ein
geistlich lied oder zwey:

Mitten wir im leben sind etc.

Mit fried und freud etc.

Responsorium: Si bona suscepimus etc.

Aus tiefer not etc.

Erbarm dich mein, o Herre Gott etc.

Wir gleuben etc.

Nu Iasset uns den leib begraben etc.

Nach der leiche sollen man und frauesper-
sonen ordentlich folgen.

Und wenn sie auf den kirchhoff komen, so
solle die leiche nidergesetzt und durch den
pastorn oder kaplan eine kurze vermanung ge-
schehen von sterbligkeit und schwacheit des
menschlichen geschlechts, von ursachen der sünde
und todes, von erlösung, so durch Christum,
Gottes Son, unsern heiland. geschehen, und von
auferstehung der todten oder dergleichen.

Und mögen die themata der vermanung, wenn
ein kindlein begraben wird, genomen werden:

Ex Matth. 18 [3]: Es sey denn, das ihr werdet
alse dieser kleinen kindlein ein, so werdet ihr
ins himelreich nicht komen.

Ex Matt. 19 [14]: Lasset die kindlein zu mir
komen etc.

Ex Sapientiae lib. 4 [Sap 4,7]: Der rechtfer-
tige, ob er gleich allzu zeitlich stirbet, so ist
er doch in der ruhe.

Ex Esaiae 26 [57,1]: Der rechtfertige wird
weggeraffet etc.

Ex Gal. 3 [26]: Ihr seid allzumal kinder Gottes
durch Jhesum Christum etc.

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