Lüneburg
De 25. 26. 27. dominica post Trinitatis.
Ferner ist auch zu merkende, wan 26 oder 27
Sontage nach Trinitatis kommen, so nimpt man
den 25. Sontag das evangelion Matthei ahm 24.
cap. [15 ff.]: Wen ihr nun sehen werdet den
greuel der vorwustungen, und die epistel 2.
Thessa. 2 [3—12]: Lasset euch niemand vorfhu-
ren in keinerley weiß etc., biß zu diesen worten:
sondern haben lust ahn der ungerechtigkeit.
Den 26. Sontag nimmet man das evangelium
Matt. 25. cap. [31 ff.]: Wan aber des menschen
Sohne kommen wird in seiner herligkeit, und die
epistel 2. Thessal. 1 [3 ff.]: V» rir sollen Godt al-
zeit danken.
Den 27. Sontag nimmet man das evangelium
Matt. 17. cap. [1 ff.] von der vorklarung Christi
auf dem berg Thaber und die epistel 1. Thessa.
4 [13 ff.]: Wir wöllen euch aber, lieben bruder,
nicht verhalten etc.
De 21. die Octobris,
qui alias dicitur dies S. Ursulae.
Weil der almechtige Godt diese stadt ahn
dem tage im jhare nach Christi, unsers Herrn
und heilands geburt 1371 aus grosser gefhar
und noth wunderbarerweyse gnedigligst vor-
löset hat 74 und derowegen billich, das man
dieselbe wolthat nach dem bevhelich Gottes
Ps. 105 [5], da er spricht: Gedenke seiner wun-
derwerke, die ehr gethon hat etc., in stettiger
74 Im Streit um die Erbfolge im Fürstentum
Lüneburg, der bald nach dem Tod Herzog
Wilhelms, 1369, zwischen Herzog Magnus von
Braunschweig, dem ehemaligen Mitregenten
Wilhelms, und den Herzögen von Sachsen-
Wittenberg, auf deren Seite der Kaiser stand,
entbrannte, hatte sich Magnus anfangs be-
haupten können. Da er die Stadt aber mit
Abgaben, militärischen Maßnahmen und Pri-
vilegienentzug hart bedrängte, sagte sie sich
zu Beginn des Jahres 1371 von ihm los; sein
Stützpunkt, die Burg auf dem Kalkberg, wurde
zerstört. Da stiegen in der Ursulanacht über-
raschend Truppen des Herzogs Magnus über
die Stadtmauer, um die Stadt zu besetzen.
Den Bürgern gelang es aber, die Feinde in
schweren Straßenkämpfen zu schlagen. Vgl.
J. Schomaker, S. 3 ff., 14 ff.; O. Jiirgens, S.
gedechtnus behelt und ihme in der gemeine
vleissigen dafur danket, so pflegt mans mit
solcher offentlichen danksagung also zuhaltende:
den Sontag zuvor vorkundiget man den tag in
allen kirchen nach allen predigten und vor-
mhanet die leute, das sie an demselbigen sampt
ihren kindern und gesinde heufich in S. Johans
kirchen sein, dem Vatter aller gnaden vor seine
milde guete loben und preisen helfen wollen.
Man lest auch die predigt in der andern kir-
chen, die da sonst auf den tag geschehen solte,
derhalben anstehen, auf das das volk da desto
heufiger zusamenkommen muge, und wan der-
selbe tag nun anbricht und erscheinet, so ge-
het man den morgen zu sechs schlegen in die
kirchen, da kommen die ministri aus allen
andern kirchen auf den chor in die stöle und
hebt der cantor alsbald an zu singende: O Gott,
wir loben dich 75, und wird der verß: O Herr
Gott, wir vormanen dich, zu dreyen mhalen
von etzlichen knaben widderholet und auch
ebenso oft auf der orgel geschlagen. Wen die-
ser gesang aus ist, so singt man das responso-
rium: Te sanctum Dominum etc. <6, darnegst sin-
get man den psalm [Ps 3]: O Herr, wie seind der
veinde so viel etc., item [Ps 124]: Wo Godt der
Plerr nicht bei uns helt etc. ' 6a, und darnach
singet man figuraliter den psalm [Ps 127]:
Nisi Dominus etc. 76b, item: Allein Godt in der
hohe sey ehre 77, item: Nun bitten wir den hei-
gen Geist 78.
16 f„ 29 ff.; W. Reinecke I, S. 123 ff„ 138 ff.
Der Tag der wunderbaren Rettung der Stadt
wurde nun jährlich feierlich begangen.
75 Reimlose Uebersetzung des Te Deum, vgl. L.
Schoeberlein, Schatz usw. I, S. 647 ff„ dazu
S. 630; Hdbch. d. dtsch. ev. Kirchenmusik I,
1. Teil. 1941, Nr. 502 f.
76 Eigentlich ein Responsorium zum Michaelis-
fest, bei Lossius, a. a. O. S. 243. „Te sanctum
Dominum in excelsis laudant omnes angeli,
dioentes: Te decet laus et honor, Domine.
Cherubin quoque et seraphin sanctus pro-
clamant et omnis coelicus ordo dicens . . .“
76a Wackernagel III, Nr. 62.
76b Vgl. den Psalm mit Antiphon und Intonation
bei Lossius, a. a. O. S. 315 f.
77 Wackernagel III, Nr. 615 ff. Ev. Kgb. Nr. 131.
78 Vgl. oben S. 659, Anm. 49.
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De 25. 26. 27. dominica post Trinitatis.
Ferner ist auch zu merkende, wan 26 oder 27
Sontage nach Trinitatis kommen, so nimpt man
den 25. Sontag das evangelion Matthei ahm 24.
cap. [15 ff.]: Wen ihr nun sehen werdet den
greuel der vorwustungen, und die epistel 2.
Thessa. 2 [3—12]: Lasset euch niemand vorfhu-
ren in keinerley weiß etc., biß zu diesen worten:
sondern haben lust ahn der ungerechtigkeit.
Den 26. Sontag nimmet man das evangelium
Matt. 25. cap. [31 ff.]: Wan aber des menschen
Sohne kommen wird in seiner herligkeit, und die
epistel 2. Thessal. 1 [3 ff.]: V» rir sollen Godt al-
zeit danken.
Den 27. Sontag nimmet man das evangelium
Matt. 17. cap. [1 ff.] von der vorklarung Christi
auf dem berg Thaber und die epistel 1. Thessa.
4 [13 ff.]: Wir wöllen euch aber, lieben bruder,
nicht verhalten etc.
De 21. die Octobris,
qui alias dicitur dies S. Ursulae.
Weil der almechtige Godt diese stadt ahn
dem tage im jhare nach Christi, unsers Herrn
und heilands geburt 1371 aus grosser gefhar
und noth wunderbarerweyse gnedigligst vor-
löset hat 74 und derowegen billich, das man
dieselbe wolthat nach dem bevhelich Gottes
Ps. 105 [5], da er spricht: Gedenke seiner wun-
derwerke, die ehr gethon hat etc., in stettiger
74 Im Streit um die Erbfolge im Fürstentum
Lüneburg, der bald nach dem Tod Herzog
Wilhelms, 1369, zwischen Herzog Magnus von
Braunschweig, dem ehemaligen Mitregenten
Wilhelms, und den Herzögen von Sachsen-
Wittenberg, auf deren Seite der Kaiser stand,
entbrannte, hatte sich Magnus anfangs be-
haupten können. Da er die Stadt aber mit
Abgaben, militärischen Maßnahmen und Pri-
vilegienentzug hart bedrängte, sagte sie sich
zu Beginn des Jahres 1371 von ihm los; sein
Stützpunkt, die Burg auf dem Kalkberg, wurde
zerstört. Da stiegen in der Ursulanacht über-
raschend Truppen des Herzogs Magnus über
die Stadtmauer, um die Stadt zu besetzen.
Den Bürgern gelang es aber, die Feinde in
schweren Straßenkämpfen zu schlagen. Vgl.
J. Schomaker, S. 3 ff., 14 ff.; O. Jiirgens, S.
gedechtnus behelt und ihme in der gemeine
vleissigen dafur danket, so pflegt mans mit
solcher offentlichen danksagung also zuhaltende:
den Sontag zuvor vorkundiget man den tag in
allen kirchen nach allen predigten und vor-
mhanet die leute, das sie an demselbigen sampt
ihren kindern und gesinde heufich in S. Johans
kirchen sein, dem Vatter aller gnaden vor seine
milde guete loben und preisen helfen wollen.
Man lest auch die predigt in der andern kir-
chen, die da sonst auf den tag geschehen solte,
derhalben anstehen, auf das das volk da desto
heufiger zusamenkommen muge, und wan der-
selbe tag nun anbricht und erscheinet, so ge-
het man den morgen zu sechs schlegen in die
kirchen, da kommen die ministri aus allen
andern kirchen auf den chor in die stöle und
hebt der cantor alsbald an zu singende: O Gott,
wir loben dich 75, und wird der verß: O Herr
Gott, wir vormanen dich, zu dreyen mhalen
von etzlichen knaben widderholet und auch
ebenso oft auf der orgel geschlagen. Wen die-
ser gesang aus ist, so singt man das responso-
rium: Te sanctum Dominum etc. <6, darnegst sin-
get man den psalm [Ps 3]: O Herr, wie seind der
veinde so viel etc., item [Ps 124]: Wo Godt der
Plerr nicht bei uns helt etc. ' 6a, und darnach
singet man figuraliter den psalm [Ps 127]:
Nisi Dominus etc. 76b, item: Allein Godt in der
hohe sey ehre 77, item: Nun bitten wir den hei-
gen Geist 78.
16 f„ 29 ff.; W. Reinecke I, S. 123 ff„ 138 ff.
Der Tag der wunderbaren Rettung der Stadt
wurde nun jährlich feierlich begangen.
75 Reimlose Uebersetzung des Te Deum, vgl. L.
Schoeberlein, Schatz usw. I, S. 647 ff„ dazu
S. 630; Hdbch. d. dtsch. ev. Kirchenmusik I,
1. Teil. 1941, Nr. 502 f.
76 Eigentlich ein Responsorium zum Michaelis-
fest, bei Lossius, a. a. O. S. 243. „Te sanctum
Dominum in excelsis laudant omnes angeli,
dioentes: Te decet laus et honor, Domine.
Cherubin quoque et seraphin sanctus pro-
clamant et omnis coelicus ordo dicens . . .“
76a Wackernagel III, Nr. 62.
76b Vgl. den Psalm mit Antiphon und Intonation
bei Lossius, a. a. O. S. 315 f.
77 Wackernagel III, Nr. 615 ff. Ev. Kgb. Nr. 131.
78 Vgl. oben S. 659, Anm. 49.
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