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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0699
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Kirehenordnung 1575

monere cogit, aut recognoscere- Certe fidem
sanctis vocibus pascimus, spem erigimus, fi-
duciam figimus, disciplinam praeceptorum nihi-
lominus inculcationibus densamus. Ibidem eti-
am exhortationes, castigationes et censura di-
vina. Nam et iudicatur magno cum pondere, ut
apud caeteros de Dei conspectu, summumque
futuri iudicii praeiudicium est, si quis ita de-
liquerit, ut a communicatione orationis et con-
ventus et omnis sancti oommertii relegetur.
Praesident probati quique seniores honorem is-
tum non pretio, sed testimonio adepti. Neque
enim pretio ulla res Dei constat etc.

Item wie der heilige bisschoff Ambrosius den
römischen kayser Theodosium darumb, das ehr
in der straff der von Thessalonica zuviel ge-
than, auch nicht in den tempel zu gehen oder
uirter die gemeine des Herrn zu kommen vor-
gunnen oder gestatten wollen, bis so lange, das
ehr sich mit Godt dem Herrn widderumb vor-
sönet 5, und als der Augustinus in epistola ad
Macedonium schreibet: 6 Nam quosdam quorum
crimina manifesta sunt, a vestra (id est magi-
stratus) sententia liberatos, a societate tamen
removemus altaris, ut poenitendo placare pos-
sint, quem peccando oontempserant.

Diesem exempel der patriarchen, propheten
und apostolen, ja aller frommen bisschoffe und
ganzer christenheit seind alle gleubigen umb
vieler erheblichen, wichtigen, grossen und un-
vormeidlichen ursache willen mit allem ernste
und vleisse nachzusetzen schuldig und pflichtig,
wie der Paulus sagt Philip. 3. cap. [17]: Folget mich,
lieben bruder, und sehet uff die, welche also
wanderen, als ihr uns habt zum vorbilde etc.,
als nemblich zum ersten umb des emstlichen
gebots willen unsers Hem Gottes, deme wiruns
alle miteinander und insonderheit die, so da
rechte und wahre Christen sein wollen, billich
gleichformich machen sollen, wie in dem 2. ps.
[10—12] Davidis geschrieben stehet: So seid nu

5 Vgl. Ambrosius, De obitu Theodosii, 34; MSL

16, 1396 f.; Paulinus, Vita Ambrosii, 24; MSL
14,35. Der Bericht des Paulinus ist jedoch

nicht zuverlässig; vgl. H. v. Campenhausen,

klug, ihr könige, und last euch zuchtigen, ihr
richter im lande, dienet dem Hern mit fruchten
und freuet euch mit zittern, kusset den Sohn,
das ehr nicht zurne und ihr den weg vorlieret.

Zum andern umb gelegenheit willen des ampts,
nachdem die diener der kirchen wie Ezech. 3. [17]
und 33. cap. [2] geschrieben stehet, von Godt
almechtigen zu wechtern gesetzt seind, das sie
die sunde mit allem ernste straffen und dem
bösen, soviel immer muglich ist, wehren sollen,
damit sie sich frembder sunde nicht theilhaftig
machen und der Herr der zuhörer blutt nit von
ihren henden fordern durfe.

Zum dritten, das der bindeschlussel ebenso
woll als der löseschlussel gebraucht werde,
wie der Herr Christus den einen sowoll als den
andern zu gebrauchende befholen hat, unus enim
et idem est tum doctrinae, tum disciplinae ec-
clesiasticae author, quorsum igitur unam verbi
partem altera repudiata reciperemus, daher der
erwirdiger her D. Martinus Lutherus in sei-
nem buche Von den schlusselen sagt: 7 Es soll
ja der eine so woll im brauch gehen, wie der
ander, dan Christus hat sie beyde gegeben, das
sie beyde sollen im brauch gehen und seinen
Christen helfen. — Und seind auch alle beyde
schlussel aus dermassen nötige stucke in der
christenheit, dafur man Godt nimmer zu vollen
danken kan, derhalben wir die lieben schlussel
al beyde theur und wert sollen haben von grund
unseres herzen, alse unsere zwen unaussprech-
liche schetze und kleinoth fur unser seelen; dan
der liebe man, der treuer herzlicher bisschoff
unser seelen, Jesus Christus, hat woll gesehen,
das seine liebe Christen gebrechlich, dazu vom
teufel, fleisch und welt mannigfeltig und ohn
aufhören angefochten, zuweilen fallen und sun-
digen wurden, dargegen hat ehr diese erzeney
gesetzt, den bindeschlussel, das wir nicht zu
sicher in der sunden, vormessen, rohe und vor-
rucht pleiben, den löseschlussel, das wir auch

Ambrosius v. Mailand als Kirchenpolitiker.

Arbeiten zur Kirchengesch. 12. 1929, S. 239 f.

6 Ep. CLIII, 3,6; MSL 33,655. CSEL 44,401.

7 Von den Schlüsseln. 1530; WA 30 II, S. 474.

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