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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0702
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Lüneburg

massen eins vorderbe und nicht der ganze leib
in die helle geworfen werde. Ergert dich deine
rechter hand, so haue sie abe und wirf sie von
dir, es ist dir besser, das deiner glidtmassen
eins vorderbe und der ganze leib nicht in die
helle geworfen werde.

Zum achten soll uns dazu auch bewegen das
exempel der unvornunftigen thiere, wie der Au-
gustinus sagt 11: Erubesco dicere in confusionem
humanae negligentiae, quare apud aliquos pa-
rum proficiat disciplina, cum videamus pasto-
rale magisterium etiam apud bruta animalia non
perire, doceant nos ecce servare ordinem disci-
plinae tam dociles equorum animi, cum in girum
ducti flexuosis gressibus membra componunt et
sub unius habenae retinaculo ita laxari se con-
sentiunt, ut et currendi et standi modus sub
quadam legum dispositione servetur. Ita quos
natura numero dividit, stuiio disciplinae coniun-
git, videte quam fortia boum corpora plaustro
subiaceant, quae in tantum imperio animum
parant, ut tumentia naturaliter levi iugo oolla
supponant. Ita disciplinae oonstitutionibus ser-
viunt, etiam quae in feritate nascuntur, unde
miror aliquoties hominem, cui inest sapientia et
intellectus prudentiae, passim praecepta discipli-
nae negligere, cum videamus mutum animal
vitia cavere, iussis obtemperare, imperio deseir-
vire atque ita ad omnem obedientiam animum
aptare, ut cum opus fuerit, armatis legionibus
occurrat et hostilibus se telis iussum obiiciat.
Audite in hoc loco prophetam dicentem [Jesl,3]:
Gognovit bos possessorem suum et asinus prae-
sepe domini sui, Israel me autem non cognovit.
Vereor dicere ne vestram negligentiam pulset
ista sententia. Non autem cognoscit Dominum,
qui conditionis suae non cognoscit officium.

Zum neunden, das wir Godt almechtigen schul-
digen und pflichtigen gehorsam desto besser lei-
sten mugen und ehr desto sehrer von uns ge-
lobet und gepreiset werde, wie der apostel
S. Paulus sagtEphe. 1. cap. [5 f.]: Ehr hat uns ge-

ordnet zur kindschaft zu sich selbst durch Je-
sum Christum nach dem wolgefallen seines wil-
lens, zu lobe seiner heiligen gnaden, durch wel-
che ehr uns hat angeneme gemacht in dem
geliebten, und Philip. 1 [9—11]: Darumb bitte ich
auch, das euere liebe je mehr und mehr reiche
werde in allerley erkentnisse und in allerley er-
fharung, das ihr proven muget, was das beste
sey, auf das ihr lauter und unanstössig seid bis
uff den tag Christi, vorfullet mit fruchten der
gerechtigkeit, die durch Jesum Christum (in
euch) geschehen zur ehre und lobe Gottes.

Zum zehenden, das man desto grössere
und mehr gnade und segen von Godt almechti-
tigen erlangen muge, wie da geschrieben ste-
het [1. Tim 4,8]; Die godtsehligkeit ist zu allen
dingen gutt und hat die zusage des zeitlichen
und des ewigen lebendes.

Zum elften, das wir ahn unser selen heil und
seligkeit kein schiffbruch leiden mugen, wie Galat.
5. cap. [19—21] geschrieben stehet: Offenbar
seind die werke des fleissches, als da seind ehe-
bruch, hurerey, unreinigkeit, geilheit, abgötte-
rey, zeuberey, feindschaft, hader, eiver, zorn„
zank, zweytracht, rotten, haß, mord, saufen,
fressen und dergleichen, von welchen ich euch
zuvor gesagt habe und sage euch noch zuvor,
das die solchs thuen, werden das reiche Gottes
nit ererben.

Dieser und dergleichen grossen wichtigen und
erheblichen ursachen halben ists vonnöten, das
bey den Christen allewege und zu jeder zeit der
kirchenzwang, das ist ein gewisser underscheid
zwisschen den rechten und wahren Christen und
zwisschen den ungleubigen und unbusfertigen,
gehalten werde und der bindeschlussel ebenso
woll alse der löseschlussel im gebrauche sey.

Es soll aber gemelte kirchenzucht nicht eine
solche tyranney sein als die bepstlichen aus ihrem
banne gemacht haben, die conscientien der men-
schen damit zu vorwirrende und die kirchen
Gottes zu vorstörende, sondern soll vielmehr sein

J1 Pseudo-Augustin (Valerian v. Cemele), Sermo
de bono disciplinae. 6; MSL 40, 1221. MSL 52,
694 f.

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