Klosterordmmg 1542
fegefur10 erloesen, davon doch die heilige schrift
kein wort imals gesagt ader vermeldet hat.
Zum funften steet solch klosterleben fast in
eusserlichen und eitelen ceremonien und ge-
perden der kleidungh, der speisse, der tage, der
gelübth etc., welche dinge auch stracks wider
das evangelium sein, Luc. 17 [20], da Christus
sagt: Das reich Gottes kumpt nicht mit eusser-
lichen geperden. Man wirt auch nicht sagen:
Sie, hye ader da ists, den syhe, das reich Gottes
ist inwendig in euch. Item Col. 2 [16]: Lasset
euch niemandh richten in essen oder trinken
etc.
Zum sechsten ist der grosse mißbruch mit der
mes in den klostern, und wen sonst alles recht
bei ihnen where, so ist doch dieser greuel so
gros, das man entweder godlicher straff die
lenge gewertig sein oder auf besserungh trach-
ten und gedenken muste; dan wo steth doch im
neuen testamenth ein einiger buchstab von der
selmes und winkelmes? Es beschreiben die hei-
ligen evangelisten Mattheus [26, 26 f.], Marcus
[14, 22 ff.], Lucas [22, 19 f.] und volgendes der
heilige Paulus [1. K 11, 23 ff.] eintrechtiglich und
fein, wer solch abendmall eingesetzt, was es sey,
wie mans recht brauchen und was man dabei
predigen und das volk ermanen solle, das nicht
artiger davon geschrieben werden konte. Noch
haben wir ein opfer draus gemacht, das man
teglich fur die lebendigen und todten opfern11
solle und konne wider den offentlichen text in
der episteln zu den Ebreern im 10. [14], do also
gesagt wirt: Mit einem opfer hat er ihn ewig
volendet die geheiligten. Wen sie vom opfer der
danksagungh hie redeten, so im abendmall sein
soll und mus, wolten wir woll mit ihnen einst
sein, weil derhalben auch die heiligen veter12
dis sacrament sacramentum eucharistie geheissen
haben. Das sie aber den lieben Christum, der
einmall voer unse sunde geopfert ist und hin-
furo nicht mher geopfert werden kan, Jes. 23
[Jes 53, 4 ff.], mher und weiter zu opferen ahne
Gottes bevelch understehen, in deme konnen
10 Vgl. oben S. 753, Anm. 80.
11 Vgl. oben S. 759 u. Anm. 89.
oder wollen wir nicht mit ihn einst sein. Haben
ahne das vor Gott unser teglichen gebrechen
halben gnugh zu vorantworten, das wir uns
solchs greuels nicht teilhaftig machen dorfen.
Zum siebenden ist bei diessem volk anruffung
der heiligen und zuversicht auf derselbigen vor-
bit mher dan bei andern, item die greuliche ab-
gotterey mit den hulzern crucifixen und andern
byldern, do sich die leute hinloben in ihren
noten und trost suchen, auch darnach wachs
und andere gabe, als hetten sie hulf hir emp-
funden, dahin tragen, nycht ahne merklich ver-
letzungh godlicher ehre, so sich Got alleine vor-
behalten und keiner creatur geben oder mit-
teilen will, Jes. 42 [8], Wer kan hir sagen,
das solche dinge der gotlichen lere gemes
sein? Suma, wan wir alle mißbriche [!] disses
standes gegen die warheit gotlichs worts halten
wollen, so mus sichs von not wegen befinden,
das sich das klosterleben, wie es itzo ein gestalt
hat, mit dem evangelio eben reime wie Christus
mit dem Beliall.
Das sie viel furwenden, es seien solche stende
durch den heiligen Geist den heiligen vetern,
laut der angezogen vorheissungh aus dem 15. cap.
Joh. [Joh 16, 12]: Ich hab euch noch vill zu
sagen etc., eingegeben, gilt nichts; dann es sagt
Christus da nicht von einer neuen lere, die
er ihnen vorenthalten und darnach durch den
Geist offenbaren wolle, sonder von der aposteln
schwacheit, die durch des heiligen Geistes sen-
dungh zu rechtschaffenem vorstande des worts
bestetigt sein mus, und muße sie derselbige
nicht auf eine neue ler, sunder, wie der text
sagt, in alle warheit leiten. So legt sich Chri-
stus in den volgenden worten selbs aus, da er
sagt [Joh 16, 13]: Er wirt nicht von sich selbst
reden, item balde darnach [Joh 16, 14]: Der-
selbige wirt mich verkleren; den von dem mei-
nen wirt ers nhemen und euch verkundigen.
Es sagt woll S. Paulus zu den Philippern am
3. [15 f.], wen sie etwas halten sollen, das er
ihnen nicht vorgehalten habe, sollen sie sich
12 Vgl. oben S. 762 u. Anm. 1.
847
fegefur10 erloesen, davon doch die heilige schrift
kein wort imals gesagt ader vermeldet hat.
Zum funften steet solch klosterleben fast in
eusserlichen und eitelen ceremonien und ge-
perden der kleidungh, der speisse, der tage, der
gelübth etc., welche dinge auch stracks wider
das evangelium sein, Luc. 17 [20], da Christus
sagt: Das reich Gottes kumpt nicht mit eusser-
lichen geperden. Man wirt auch nicht sagen:
Sie, hye ader da ists, den syhe, das reich Gottes
ist inwendig in euch. Item Col. 2 [16]: Lasset
euch niemandh richten in essen oder trinken
etc.
Zum sechsten ist der grosse mißbruch mit der
mes in den klostern, und wen sonst alles recht
bei ihnen where, so ist doch dieser greuel so
gros, das man entweder godlicher straff die
lenge gewertig sein oder auf besserungh trach-
ten und gedenken muste; dan wo steth doch im
neuen testamenth ein einiger buchstab von der
selmes und winkelmes? Es beschreiben die hei-
ligen evangelisten Mattheus [26, 26 f.], Marcus
[14, 22 ff.], Lucas [22, 19 f.] und volgendes der
heilige Paulus [1. K 11, 23 ff.] eintrechtiglich und
fein, wer solch abendmall eingesetzt, was es sey,
wie mans recht brauchen und was man dabei
predigen und das volk ermanen solle, das nicht
artiger davon geschrieben werden konte. Noch
haben wir ein opfer draus gemacht, das man
teglich fur die lebendigen und todten opfern11
solle und konne wider den offentlichen text in
der episteln zu den Ebreern im 10. [14], do also
gesagt wirt: Mit einem opfer hat er ihn ewig
volendet die geheiligten. Wen sie vom opfer der
danksagungh hie redeten, so im abendmall sein
soll und mus, wolten wir woll mit ihnen einst
sein, weil derhalben auch die heiligen veter12
dis sacrament sacramentum eucharistie geheissen
haben. Das sie aber den lieben Christum, der
einmall voer unse sunde geopfert ist und hin-
furo nicht mher geopfert werden kan, Jes. 23
[Jes 53, 4 ff.], mher und weiter zu opferen ahne
Gottes bevelch understehen, in deme konnen
10 Vgl. oben S. 753, Anm. 80.
11 Vgl. oben S. 759 u. Anm. 89.
oder wollen wir nicht mit ihn einst sein. Haben
ahne das vor Gott unser teglichen gebrechen
halben gnugh zu vorantworten, das wir uns
solchs greuels nicht teilhaftig machen dorfen.
Zum siebenden ist bei diessem volk anruffung
der heiligen und zuversicht auf derselbigen vor-
bit mher dan bei andern, item die greuliche ab-
gotterey mit den hulzern crucifixen und andern
byldern, do sich die leute hinloben in ihren
noten und trost suchen, auch darnach wachs
und andere gabe, als hetten sie hulf hir emp-
funden, dahin tragen, nycht ahne merklich ver-
letzungh godlicher ehre, so sich Got alleine vor-
behalten und keiner creatur geben oder mit-
teilen will, Jes. 42 [8], Wer kan hir sagen,
das solche dinge der gotlichen lere gemes
sein? Suma, wan wir alle mißbriche [!] disses
standes gegen die warheit gotlichs worts halten
wollen, so mus sichs von not wegen befinden,
das sich das klosterleben, wie es itzo ein gestalt
hat, mit dem evangelio eben reime wie Christus
mit dem Beliall.
Das sie viel furwenden, es seien solche stende
durch den heiligen Geist den heiligen vetern,
laut der angezogen vorheissungh aus dem 15. cap.
Joh. [Joh 16, 12]: Ich hab euch noch vill zu
sagen etc., eingegeben, gilt nichts; dann es sagt
Christus da nicht von einer neuen lere, die
er ihnen vorenthalten und darnach durch den
Geist offenbaren wolle, sonder von der aposteln
schwacheit, die durch des heiligen Geistes sen-
dungh zu rechtschaffenem vorstande des worts
bestetigt sein mus, und muße sie derselbige
nicht auf eine neue ler, sunder, wie der text
sagt, in alle warheit leiten. So legt sich Chri-
stus in den volgenden worten selbs aus, da er
sagt [Joh 16, 13]: Er wirt nicht von sich selbst
reden, item balde darnach [Joh 16, 14]: Der-
selbige wirt mich verkleren; den von dem mei-
nen wirt ers nhemen und euch verkundigen.
Es sagt woll S. Paulus zu den Philippern am
3. [15 f.], wen sie etwas halten sollen, das er
ihnen nicht vorgehalten habe, sollen sie sich
12 Vgl. oben S. 762 u. Anm. 1.
847