Synodalkonstitutionen 1544/1545
unstrefflich und eins guten lebens sein. Und das
mandat der durchleuchtigen, hochgeborn fürstin-
nen und frauen, frauen Elisabet, geborne marg-
graffin zu Brandenburg etc., herzoginnen zu
Braunschweig und Leuneburg etc., witwen, un-
ser g. fürstinnen, an die pastores15 für dieser
zeit in diesem falle ausgangen, sol hiemit wider-
holet sein.
9. Alle pastores, so in argwan sein, das sie
ihre weiber zur ehe noch nicht genomen haben,
sollen in monatzfrist ihren ehestand, wie recht,
beweisen, und so sie solchs verachten und in
solcher zeit nicht thun würden, sollen sie ihrer
pfarren entsetzt werden.
10. Keinem pastori oder predicanten, wenn er
krank würde, sol zugelassen sein, diejenigen, so
nicht examinirt, confirmirt und sich ernstlich
zum evangelio begeben haben, im ampte an sei-
ner stat zu gebrauchen, sonder mag die nehe-
sten pastores, so from sein und gut gezeugnis
haben, die ihme dann, biss er gesunt wirdet,
aus christlicher liebe zu dienen im solchem fall
schüldig sein sollen, ansprechen.
11. Auch sollen sich die pastores in die biblia
und ander gute, christliche bücher richten und
alle papistische, verfürischer bücher, so etliche
noch brauchen sollen, wegthun, desgleichen also
studiren, das sie jede- und allezeit geschickt sein,
wenn sie durch den superintendenten oder an-
dere inspectores, so man itzo gesetzt hat, ge-
fordert werden, eine predigt zu thun und ihre
bücher zu weisen.
12. Nachdem auch in den kirchen noch viele
abgöttische bilder hin und wider stehen und
nicht abgethan sein, so sollen dieselbige durch
die pastores und diaconos mit zuthun der ober-
15 Vgl. A. Brenneke 1, 386 f.
16 Heidenreich v. Kalenberg, geb. 1484, stammte
aus hessischem Adel, stand früh im Dienst
des Landgrafen Philipp v. Hessen, 1529 Amt-
mann zu Grebenstein, 1531—1542 Oberamt-
mann der Grafschaft Katzenellenbogen. Her-
zogin Elisabeth bat ihn sich vom hessischen
Landgrafen für das Amt des Landdrosten
aus, weil die ihr für dieses Amt Genehmen
ihres eigenen Adels abgelehnt hatten und sie
bei den übrigen Befähigten keine genügende
keit sobalde weggethan und beyseits gebracht
werden.
13. Was für irrige felle den pastoribus in ehe-
sachen fürfallen, sollen sie dem strengen und
vesten Heidreichen vom Kalenberge, landrösten
zwischen Deister und Leine16, und mir, dem
superintendenten, so hirin fürstlichen befehl ha-
ben, zuweisen.
14. Die christlichen laetania, so in den deut-
schen wittenbergischen sangbüchlin stehet17,alle
wochen zu halten, für alle stende, sonderlich
unser g. herschaft, treulich zu bitten, die under-
tanen ernstlich zum gehorsam zu vermanen,
wöllen wir hiemit in dieser geschwinden zeit
allen pastoribus für allem dinge aufgelegt haben.
15. Weil auch zuweilen grobe ubertrettung
durch die pastores geschehen, so den noch an-
deren zum schrecken gestrafft sein müssen, und
sie dann von der straff der amptleut (ausgenomen
in peinlichen sachen und beweisslichem ehebruch)
gefreiet sein, so hat hochgedachte unser g[ne-
dige] f[ürstin] und f[rau] mir, dem superinten-
denten, solche ubertrettunge nach grossheit der-
selbigen zu straffen, befolhen, welchen befehl
auch die praesidentes synodi für guth angesehen,
also und dergestalt, das die helfte solcher straffe
in den neulich aufgerichten spital zu Mün-
den18 fallen, die ander helfte zu erhaltung ar-
mer brüder und der wanderenden predicanten
nur bleiben sol, doch das ich jerlich der hohen
oberkeit rechnung davon thu.
Und mag sich nu ein jeder fortan für solcher
straffe, zu welcher ich gar keine lust habe, zu
hüten wissen. Wolte auch, gemelte pastores hiel-
ten sich also, das ich nimmer keinen pfenning
in diesem fall berechnen dürfte.
Sicherheit vor einer Parteinahme für Hein-
rich v. Wolfenbüttel fand. 1553 wurde H. ent-
lassen, wurde hessischer Rat, 1557 Statthalter
zu Kassel, † 1580; vgl. H. Samse, a. a. O. 272,
dazu A. Brenneke 1, 380.
17 Zur Wittenberger Litanei vgl. oben S. 797,
Anm. 90. Eine Zusammenstellung der zahl-
reichen die deutsche Litanei enthaltenden
Gesangbücher jener Zeit s. WA 30 III, 5 ff.
18 Vgl. Einleitung, oben S. 704.
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unstrefflich und eins guten lebens sein. Und das
mandat der durchleuchtigen, hochgeborn fürstin-
nen und frauen, frauen Elisabet, geborne marg-
graffin zu Brandenburg etc., herzoginnen zu
Braunschweig und Leuneburg etc., witwen, un-
ser g. fürstinnen, an die pastores15 für dieser
zeit in diesem falle ausgangen, sol hiemit wider-
holet sein.
9. Alle pastores, so in argwan sein, das sie
ihre weiber zur ehe noch nicht genomen haben,
sollen in monatzfrist ihren ehestand, wie recht,
beweisen, und so sie solchs verachten und in
solcher zeit nicht thun würden, sollen sie ihrer
pfarren entsetzt werden.
10. Keinem pastori oder predicanten, wenn er
krank würde, sol zugelassen sein, diejenigen, so
nicht examinirt, confirmirt und sich ernstlich
zum evangelio begeben haben, im ampte an sei-
ner stat zu gebrauchen, sonder mag die nehe-
sten pastores, so from sein und gut gezeugnis
haben, die ihme dann, biss er gesunt wirdet,
aus christlicher liebe zu dienen im solchem fall
schüldig sein sollen, ansprechen.
11. Auch sollen sich die pastores in die biblia
und ander gute, christliche bücher richten und
alle papistische, verfürischer bücher, so etliche
noch brauchen sollen, wegthun, desgleichen also
studiren, das sie jede- und allezeit geschickt sein,
wenn sie durch den superintendenten oder an-
dere inspectores, so man itzo gesetzt hat, ge-
fordert werden, eine predigt zu thun und ihre
bücher zu weisen.
12. Nachdem auch in den kirchen noch viele
abgöttische bilder hin und wider stehen und
nicht abgethan sein, so sollen dieselbige durch
die pastores und diaconos mit zuthun der ober-
15 Vgl. A. Brenneke 1, 386 f.
16 Heidenreich v. Kalenberg, geb. 1484, stammte
aus hessischem Adel, stand früh im Dienst
des Landgrafen Philipp v. Hessen, 1529 Amt-
mann zu Grebenstein, 1531—1542 Oberamt-
mann der Grafschaft Katzenellenbogen. Her-
zogin Elisabeth bat ihn sich vom hessischen
Landgrafen für das Amt des Landdrosten
aus, weil die ihr für dieses Amt Genehmen
ihres eigenen Adels abgelehnt hatten und sie
bei den übrigen Befähigten keine genügende
keit sobalde weggethan und beyseits gebracht
werden.
13. Was für irrige felle den pastoribus in ehe-
sachen fürfallen, sollen sie dem strengen und
vesten Heidreichen vom Kalenberge, landrösten
zwischen Deister und Leine16, und mir, dem
superintendenten, so hirin fürstlichen befehl ha-
ben, zuweisen.
14. Die christlichen laetania, so in den deut-
schen wittenbergischen sangbüchlin stehet17,alle
wochen zu halten, für alle stende, sonderlich
unser g. herschaft, treulich zu bitten, die under-
tanen ernstlich zum gehorsam zu vermanen,
wöllen wir hiemit in dieser geschwinden zeit
allen pastoribus für allem dinge aufgelegt haben.
15. Weil auch zuweilen grobe ubertrettung
durch die pastores geschehen, so den noch an-
deren zum schrecken gestrafft sein müssen, und
sie dann von der straff der amptleut (ausgenomen
in peinlichen sachen und beweisslichem ehebruch)
gefreiet sein, so hat hochgedachte unser g[ne-
dige] f[ürstin] und f[rau] mir, dem superinten-
denten, solche ubertrettunge nach grossheit der-
selbigen zu straffen, befolhen, welchen befehl
auch die praesidentes synodi für guth angesehen,
also und dergestalt, das die helfte solcher straffe
in den neulich aufgerichten spital zu Mün-
den18 fallen, die ander helfte zu erhaltung ar-
mer brüder und der wanderenden predicanten
nur bleiben sol, doch das ich jerlich der hohen
oberkeit rechnung davon thu.
Und mag sich nu ein jeder fortan für solcher
straffe, zu welcher ich gar keine lust habe, zu
hüten wissen. Wolte auch, gemelte pastores hiel-
ten sich also, das ich nimmer keinen pfenning
in diesem fall berechnen dürfte.
Sicherheit vor einer Parteinahme für Hein-
rich v. Wolfenbüttel fand. 1553 wurde H. ent-
lassen, wurde hessischer Rat, 1557 Statthalter
zu Kassel, † 1580; vgl. H. Samse, a. a. O. 272,
dazu A. Brenneke 1, 380.
17 Zur Wittenberger Litanei vgl. oben S. 797,
Anm. 90. Eine Zusammenstellung der zahl-
reichen die deutsche Litanei enthaltenden
Gesangbücher jener Zeit s. WA 30 III, 5 ff.
18 Vgl. Einleitung, oben S. 704.
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