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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0602
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Möglich scheint es, daß die Londoner Taufformel auf Züricher Einfluß zurückzuführen ist. Jedenfalls ent-
spricht sie genau der Zwinglischen Formel von 1525 44, wenn es in der Forma ac ratio heißt: Ego te baptizo N. in
nomen Dei Patris etc.4 5 (statt des sonst verbreiteten „in nomine“). Freilich konnte a Lasco hier ja auch unmittelbar
an den griechischen Urtext von Mt 28, 19 anknüpfen (εις το ονομα). Übrigens hat auch die erste Taufformel der
ostfriesichen KO von 1535 „in den namen“ statt „im namen“, sonst ist in derselben Ordnung aber von der Taufe
in „dem namen...“ die Rede, auch bei der zweiten Anführung der Taufformel4 6. Es hieße den uns nur in einer
einzigen Handschrift überlieferten niederdeutschen Text auch überhaupt überfordern, wollte man aus der Tauf-
formel des Formulars weittragende Schlüsse ziehen. Die Emder KO von 1594 spricht von der Taufe „in dem namen
des Vaders.. .“ 47.

Vielleicht war Zürich für London vorbildlich für die Lesungen aus dem Johannesevangelium bei der Aus-
teilung des Abendmahles, die man in Emden nicht kannte 48. Allerdings wurde Joh 6 in Zürich nicht erst bei der
Austeilung, sondern schon im Rahmen der dem Abendmahl vorangehenden Liturgie gelesen; aber bei der Austeilung
las man von der Kanzel Joh 13ff. 49, ebenso wie in London diese Kapitel im Anschluß an Joh 6 vorgegeben wurden.
Gerade die Lesung dieser Kapitel (Joh 13-18) ist aber für die Kreise um Wessel Gansfort bei der Abendmahlsfeier
bezeugt und könnte durch Rode auch nach Norden übertragen worden sein; aus dieser Überlieferung wäre gleichfalls
eine Einwirkung auf die Londoner Ordnung denkbar 49a.

Wie a Lasco möglicherweise schon in Ostfriesland u.a. durch die Züricher Prädikantenordnung von 1532 zur
Gründung und Ausgestaltung des Coetus angeregt worden ist 50, so mag er vielleicht auch von dort Impulse empfangen

Joh 13ff. bei Wessel Gansfort und a Lasco während der Abendmahlsfeier [vgl. unten mit Anm. 49a]). — Ein an-
schauliches Bild von den Kollationen bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben vermittelt G. Dumbar, Reipu-
blicae Daventriensis ab Actis Analecta... I. 1719, 182ff. (Vita domini Joh. Hatten). Weiteres s. bei A. Linsen-
mayer, aaO. 135; F. Landmann, Das Predigtwesen in Westfalen... 1900, 54ff. 127; L. Schulze, RE 3 3, 503:
E. Barnikol, Studien zur Geschichte der Brüder vom gemeinsamen Leben... (Ergänzungsheft zur Zeitschrift
f. Theologie und Kirche 1917). 1917, 86ff. 105ff.; R. R. Post, De moderne devotie. Geert Groote en zijn stich-
tingen 2 (Patria 22). Amsterdam 1950, 43. 58. 76. 135; W. Jannasch, RGG 3 I, 1850; Leiturgia II, 248f.
(A. Niebergall).

44 CR 91, 336. 682; F. Schmidt-Clausing, 163; zu Zwinglis Auseinandersetzung mit dem „in“ seiner Tauf-
formel ebd. 69.

45 A. Kuyper II, 113. 46 Oben S. 373. 375.

47 Oben S. 491. Auch die Emder Katechismen scheinen in dieser Hinsicht keine theologische Pointierung zu beab-
sichtigen. Es ist darin die Rede von der Taufe „in den name des Vaders...“ bzw. „in den namen des Vaders...“
(A. Kuyper II, 463. 525). Die hochdeutsche Übersetzung des Großen Emder Katechismus (1563) lautet an dieser
Stelle aber „in dem namen des Vatters...“, die lateinische Übersetzung des sog. Kleinen Emder Katechismus (1566)
„in nomine Patris...“ (J. M. Reu I, 3, 2, 3, 1142. 1185).

48 In Emden wurde während der Austeilung gesungen; vgl. oben S. 472. 495.

49 Action oder bruch des nachtmals 1525 (J.Smend, 198; CR 91, 19f. 689; F. Schmidt- Clausing, 132ff.): Lesung
von Joh 6 in der Abendmahlsliturgie. Lesung von Joh 13ff. von der Kanzel während der Austeilung nach der KO
von 1535 (CR 91, 693). Vgl. dazu H. Waldenmaier, 19. Die Lesung von Joh 6 (in Abweichung von Zürich)
während der Austeilung in London unterstreicht die Parallele zwischen leiblichem und geistlichem Genießen im
Abendmahl, die die KO auch sonst betont. Entsprechend schreibt Micron 1552 in seiner Abendmahlsschrift „Een
claer bewijs...“: Want ghelijck als het lichaem met den broode ghevoedt ende versterkt, ende de dorst met den wijne
verslaghen werdt, also door de verdiensten des doots Christi werden de hongherighe conscientien versaedt, die cranken
versterkt, den dorst der sielen gheblust, ende den mensche van alle sonden ghesuvert. Hiertoe dient grootelijcx de lee-
ringhe Christi van het eten ende drinken sijns vleeschs ende bloets in Johanne verhaelt (Joan. 6) (fol. 28v; S. Cra-
mer-F. Pijper I, 467). — Im Mittelalter nahm man aus Joh 6 gelegentlich die Texte für die die Kommunion
begleitenden antiphonalen Gesänge, bes. in der Fastenzeit; vgl. P. Browe, Mittelalterliche Kommunionriten, in:
Jb f. Liturgiewissenschaft 15 (1935), 58f.; Einzelangaben bei P. Pietschmann, Die nicht dem Psalter entnom-
menen Meßgesangstücke auf ihre Textgestalt untersucht, in: Jb f. Liturgiewissenschaft 12 (1932), 137 (nach
Cod. 339 von St. Gallen f. Fer. V p. Dom. I Quadr. Joh 6, 52; f. Fer. V p. Dom. II Quadr. u. Dom. IX p. Pentec.
Joh 6, 57); s. auch M.Férotin, Le Liber Mozarabicus Sacramentorum. 1912, Nr. 1193. — Joh 6 spielte eine beson-
dere Rolle in der Abendmahlslehre des Wessel Gansfort (s. seine Schrift De sacramento eucharistiae, Opp. omnia.
Amsterdam 1617 [Henricus Laurentius], 658ff.; dazu M. v. Rhijn, Studiën over Wessel Gansfort en zijn tijd. Ut-
recht 1933, 74ff.; H.J.J. Wachters, Wessel Gansfort. Nijmegen 1940, 35ff.); ebenfalls dann bei Cornelius Hoen
(vgl. dazu oben S. 314 mit Anm. 17) sowie bei den reformierten ostfriesischen Reformatoren (vgl. Bericht, 46).
Vgl. E. Kochs II, 247. 249. III, 21.

49a Auf diese Zusammenhänge ist hingewiesen bei J.Weerda I, 100 mit Anm. 3. Die Lesung aus Joh 13—18 bei
der Abendmahlsfeier Wessels ist bezeugt bei A. M. Isinck, Brevis historia de reformatione in urbe Groninga et
Omlandia (nach „Henrici Altingii historia de ecclesiis Palatinis“ an: U. Emmius, Vita), 166. — Eine Lesung
von Joh 15 bei der Abendmahlsfeier finden wir dann sogar in der luth. Marienhafer KO von 1593 wieder; vgl. unten
S. 713. 50 Vgl. oben S. 323f. mit Anm. 9.

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