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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0634
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Grafschaft Ostfriesland

b Psal. 51 [12-
14]

c Ezec. 11 [19]
d Jere. 31 [33]

e Ephe. 5 [9]

a Ezec.18[21ff.]

b Marc. 16 [16]
Johan.3
[bes. 36]

und lebe. Und wenn du uns also in gnaden auf-
genommen hast, so begabe uns auch mit deinem (b)
heiligen Geist, auf daß wir dich mit unsern sünden e
nicht mehr also beleidigen, und nimm das (c) stei-
nern herz von uns und schaff in uns ein (d) neues
herz, das gelind und fleischend sey, in welches du
dein gesetz dermassen schreibest, daß wir hinfort
unser leben darnach richten mögen, (e) wie sich
kindern des liechtes gebüret, allezeit für dir in einem
neuen f zu wandlen, zur ehren deines namens und
auferbauung deiner gemeine, durch denselbigen un-
sern Herrn Jesum Christum. Amen 75.

Die verkündigung der entbindung und bindung
der sünden, welche der diener klärlich mit disen oder
dergleichen worten sol außsprechen 76:

Dieweil es dem ewigen Gott gefallen hat, (a) die
warhaftigen buß wirkenden, so ihre sünd bekenen,
in gnaden zu entpfangen, und die böse, halstarige
menschen, die ihre sünden bedecken oder entschül-
digen, (b) in ihren sünden zu behalteng, wil es not
sein, daß wir unsere sünden von ganzem herzen be-
kennen. So vil er den under uns h sind, die reu und
leid uber ihre sünden haben und doch festiglich
glauben und vertrauen, daß ihnen dieselbige allein
durch das verdienst Christi genzlich vergeben sind,
auch diesen fürsatz haben, hinfüro ihre irdische gli-
der zu töden und den himlischen dingen zu folgen,

e) N <mit unsern sünden>

f) einem neuen] N: een nieuwicheit des leuens

g) zu behalten] N: te laten

h) under uns] N: onder v

i) under uns] N: onder v oock

k) und woltat] N: des weldaets

l) biß daß ... gebessert haben] N: voer dat sy haer
bekeeren

m) Auf daß ... nicht sein] N: Van welcker ghetal op
dat wy ons betuyghen niet te wesen

75 Das ganze Gebet (= die Offene Schuld) nach der
Fassung der Forma precum (K. II, 335f.). Die
Offene Schuld haben auch die frühen deutschen
Straßburger Liturgien (F. Hubert, 57f. 77f. 83f.
91 ff.), danach Calvins Liturgien (CR 34, 173f.; COpp
II, 18f.) wie Poullains Liturgia sacra (Bl. 1 v/2r), je-
doch jeweils am Anfang des Gottesdienstes; vgl.
A. Erichson, 13ff. Unser Textfußt auf Calvins und
Poullains, Calvins Confiteor wiederum auf der Offe-
nen Schuld in der Bucer zugeschriebenen Liturgie.
Eine Synopse des deutschen Straßburger Confiteor,
das demfranzösischen Text zugrunde liegt (Hubert,

denselbigen ([c] dieweil sie | glauben in den Sohn des c Johan. 3 [ 15 ff-
lebendigen Gottes) verkündige ich auß dem wort f
Gottes, daß ihnen ihre (a) sünden im himel ver- a Mat. 18 [18]
geben sind, durch den namen unsers Herren Jesu Joh an- 20 C 23J
Christi, der da ist gebenedeiet in ewigkeit. Amen.

So viel er aber under uns i sind, die noch ein ge-
fallen an ihren sünden haben und dieselbigen nicht
bekennen noch bessern wollen, oder so sie die gleich
bekennen, doch andere mittel der seligkeit suchen,
denn allein das einige verdienst und woltat k77
Christi des Herren, (b) sintemal sie die finsternuß b Johan. 3 [19.
mehr lieben denn das liecht und nicht glauben in den 18]
namen des eingebornen Sohns Gottes, denselbigen
verkündige ich auch auß dem wort Gottes, daß alle
ihre sünden im himmel gebunden sind und nit ent-
bunden sollen werden, biß daß sie ihr leben nach
dem wort Gottes gebessert haben l.

Auf daß wir aber beweisen, daß wir in solcher zall
der unglaubigen nicht sein m:

So wollen wir aufs kürzest offentlich und von her-
zen unsern glauben bekennen, also sprechend 78:

Ich glaub in Gott Vater, almechtigen (a) schöpfer
himmels und der erden.

Und in Jesum Christum, seinen (b) eingebornen
Sohn, (c) unsern Herren, der (d) empfangen ist vom

a Gen. 1
Jere. 32 [17]
b Joha. 3 [16.
18]

Rom. 8 [29]

c 1. Cor. 8 [6]

heiligen Geist, geboren (e) auß Maria der jungfrauen, d Mat. 1 [18. 20]
(f) gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, ge- e Luc- 1 [26 ff.]

92; G. J. v. de Poll, 34; der Psalter mit aller Kir-
chenübung von 1539 bietet drei Fassungen zur Aus-
wahl) mit diesem s. bei Erichson, 16f. Vgl. auch v.
de Poll, 113.117. Auf dem Weg von Bucer bis schließ-
lich zur Forma ac ratio ist dies Confiteor, das Bucer
übrigens etwas variiert auch in die Kölnische Refor-
mation übernommen hat (Bl. CV; vgl. Erichson,
29), Schritt für Schritt erweitert worden. Calvin-Poul-
lain und Micron, beide Texte hochdeutsch, auch bei
E. Wolf-M. Albertz, 61ff. - Während Emden die
Offene Schuld 1594 nicht direkt hat (ein allgemeines
Sündenbekenntnis wurde wohl in der Regel in das
Gebet nach der Predigt eingeschlossen; vgl. oben
S. 489), finden wir sie in Norden nicht nur um 1528
(vgl. oben S. 432), sondern auch in der späteren KO
für die Gemeinde Norden-Lütetsburg (oben S. 541
mit Anm. 37), hier freilich vor der Predigt.

76 Nach der Forma precum (K. II, 336).

77 Forma precum: quam unicum meritum beneficii
(K. II, 336).

78 Das Vorangegangene (Entbindung und Bindung der
Sünden und Aufforderung zum Bekenntnis des
Glaubens) nach der Forma precum (K. II, 336f.).

et 2

Mat. 27
Luc. 23

602
 
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