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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0034
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chard von Oberg (1557-1573) gewählt. Herzog Adolf von Schleswig-Holstein behielt indessen Steuerwald
und Peine in seiner Hand. Erst im Frühjahr 1564 konnte Bischof Burchard das Amt Steuerwald von
Herzog Adolf einlösen2; aber Peine konnte zunächst nicht gewonnen werden. Nach Burchards Tod 1573
wurde Herzog Ernst von Bayern Bischof von Hildesheim und regierte bis 1612. Nach schwierigen Ver-
handlungen mit den Schleswig-Holsteinern erhielt er Peine 1603 von Herzog Adolfs Sohn Johann Adolf
(1590-1616), 1585-1596 Erzbischof von Bremen, 1586-1607 Bischof von Lübeck, für das Stift zurück3.

Während der Regierungszeit Bischof Valentins 1537-1551 konnte die Stadt Hildesheim unter dem
Schutz des Schmalkaldischen Bundes ofien zur Reformation übergehen ( s. unten ). Dies kam auch dem
Gericht Peine zugute, wo sich schon 1530 lutherische Strömungen geltend gemacht hatten, damals vom
Rat der Stadt Hildesheim, als Pfandherrn Peines seit der Stiftsfehde, energisch bekämpft4. Nach der
Einführung der Reformation wurden 1543 von Kommissaren der Stadt Hildesheim die katholischen
Geistlichen im Gericht Peine examiniert, die Pfarrer an verschiedenen Orten abgesetzt, statt ihrer die
Küster als Prediger eingesetzt5. 1544 machten Prediger und Verordnete der Stadt Hildesheim in einer
Eingabe an den Rat u.a. den Vorschlag, die Geistlichen in Stadt und Gericht Peine zu visitieren, was
dann ofienbar auch geschehen ist6. Bischof Valentin starb im März 1551 fern von seinem Bistum im
vergeblichen Kampf um dessen Wiederherstellung und gegen die Reformation.

Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein wurde am 3. Oktober 1551 zum Bischof von Hildesheim
gewählt, aber erst im März 1553 vom Kaiser zum Administrator ernannt. Über die Rückgabe Peines
wie über die Huldigung wurde Mitte Juni in Hildesheim mit Räten des Dänenkönigs und der Schleswig-
Holsteiner verhandelt. Am 21. Juni erfolgte der Vertragsabschluß7, in dem die Stadt die Huldigung
versprach und auf Peine verzichtete, dafür die Bestätigung aller ihrer Freiheiten und Herkommen sowie
auch Zugeständnisse auf kirchlichem Gebiet empfing8.

2 Originalurkunde des Vertrages im Schleswig-Holsteinischen Landes-A., Abt. 7, Nr. 1280 (7. März 1564). Der
Rezess vom 6. März 1564 zwischen Stadt Hildesheim und Bischof Burchard über die gemeinsame Verwaltung des
Hauses Peine auf 10 Jahre geht davon aus, daß die Peiner die Landesherrschaft des Bischofs anerkennen. „Aber
dagegen soll der her bischof in gemelten gericht Peina, wie auch sunst auf dem lande die undertanen mit der religion
geweren und in dem stande, wie sie itzo sein, unangefochten pleiben lassen“ (vgl. Urkundenbuch VIII, Nr. 925 ).

3 Nach Herzog Adolfs Tod regierte kurze Zeit sein ältester Sohn Herzog Friedrich II., gestorben 1587, danach dessen

Bruder Herzog Philipp, 1587-1590. - Zur Reihe der Bischöfe vgl. A.Bertram II; E. Feddersen, Kirchenge-

schichte Schleswig-Holsteins.

4 1530 wurde der Kirchherr zu Groß-Lafferde, Arend Beerswale aus Braunschweig, vom Rat zu Hildesheim mit

Gefängnis bestraft, weil er sich dem Befehl widersetzt hatte, sich dem alten Glauben gemäß zu verhalten; vgl. Stadt-A .

Hildesheim, Hs. Altstadt 73, Bl. 107 : Brief an Herzog Heinrich und den Rat der Stadt Braunschweig; aaO. Akte

153/ 62: Schreiben des Rates von Braunschweig an den Rat zu Hildesheim, Donerdages na Letare anno 30 (31. 3.

1530 ), und Brief von Hans Beerswale, Mitweken nach Letare anno etc. 30; A. Bertram II, 103. Zu Beginn

des Jahres 1540 vernahm man in Hildesheim, „dat syk etlyke under ju des nygen lutterschen handels tom hogisten

beflytigen, unde des ock durch etlige angereizet und gelert“. Der Rat verlangte, daß die in Peine nach der Weise der

Stadt Hildesheim treu am hergebrachten christlichen Brauch festhielten. Zuwiderhandelnde wollte man in Peine nicht

dulden ; Stadt-A. Hildesheim, Hs. Altstadt 75, Bl. 9. Der Rat von Peine antwortete am 12. Februar 1540, daß man

sich „na oldem hergebrachtem gebruke in unsem goddesdinste mit singen, lesen und der geliken cristliken ceremonien ...

geholden hebbe. By uns schall ock nicht anderst befunden werden, besondern wat lofflik und geborlik syn wart, alle

tydt nachkommende“; aaO. Akte 153/562, Bl. 20; Bertram II, 112f.

5 A. Bertram II, 136 f. ; Brief des Abtes Ulrich von St. Godehard vom 26. Juli 1543, Stadt-A. Hildesheim, Akte
132/24: „Borgermester Sprenger schall sich ock dapper bewyset hebben in dem gerichte to Peine, dar se de prester
geexamineret und up idliken orden den parnher affgesettet und den opperman dar wedder in de stede gesettet“.

6 Stadt-A. Hildesheim, Akte 132/42 „Wes de erwelten sampt den verordenten in stiften, kloistern, kercken und hospi-
talen vor gud angesehen“: Bl. 15 „Den pastor to Peine und de dar im gerichte to visitieren“. Dazu Stück 2 und 3
der Akte.

7 Urkundenbuch VIII, Nr. 896.

8 Urkundenbuch ebd. wird zugesagt, daß die Stadt Hildesheim „bey dem rechten, waren christligen gottzwort und heilige

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