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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0039
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In demselben Jahr wurde der 1574 von Paul von Eitzen verfaßte, 1589 auf Antrag des Generalsuper-
intendenten Jakob Fabricius ergänzte Gottorpsche Predigereid im Amt Peine eingeführt. Der neue Pei-
ner Superintendent Magister Jacobus Rulichius23, der von Herzog Johann Adolf durch Fabrioius be-

unordentlichen leben mit zanken, schlagen, und waß frommen eheleuten nicht geziemet, enthalten. Wer dawider
handelt, soll ungestraft nicht pleiben.
Wird einer mit ehebruch berüchtiget, so soll und will der radt macht haben, denselben zu underschiedlichen malen
vorzubescheiden und darauf mit einem eide zu examiniren, wie sichs verhalte. Will er nicht schweren, so soll er
3 fl. geben; schweret er aber und wird darnach anderst befunden und uberweiset, so sol er in des rades handen stahn zu
straßen am leib oder gute.
Wo ein junggeselle eine maget oder wedwe schwengert, und er dieselbe zur ehe nimbt für dem kindbette und alhie wohnen
will, so gibt ein jeder 3 fl. Wird aber das hurenkindelbette gehalten, hie oder an ander orter, so soll ein jeder 9 fl. zur
straße geben, für ihre begangene hurerey. Wer entlauft, soll alhie nicht herinner kommen, er habe dann zuvor willen
oder sei der hafte gewertig.
[Folgen weitere Strafbestimmungen für Ehebruch. ]
[Art. 66] Von ehelichen vorlobnussen.
Nachdem einem jeden nicht wall kan furgeschrieben werden, weme oder wie vielen er soll gutes tun, so wollen wir
gleichwol hiemit einen jeden erinnert haben, das einer nicht mehr uff sich nehme, alß er wol tragen kan, und sich selbst
oder die seinen in keinen schaden führe.
Wer sich ehelichen verspricht, und darnach nicht halten will, der soll es durch erhebliche ursache beweisen und in rechte
erhalten oder alhie nicht gelitten werden. Wenn ein frembder, so nicht burger were, eines burgers tochter oder wedwen
freiete und mit ihr hinaussen zu wonende sich begebe, dieselbe ist der burgerschaft verlustig, sofern sie nicht den vor-
schuß järliches entrichtet.
[Art. 67] Von den hoch’zeiten.
Wir gebieten allen unsern burgern, so zu den hochtzeiten gebeten werden, das sie sich ihres ankommens oder aussen-
bleibens gründlich erkleren, uß das man sich darnach zu richten habe, und wer dahin wil gehen, der sol auch fürnemb-
lich zuerst sich befleißigen, das er mit breutigamb und braut in die kirchen gehe und Gottes wort anhöre.
Der türwechter oder markvoget sol widder mans noch frauwen, ohne diese, welche tische und stuben zu rechte fliehen, uff
das radthauß sich zu setzende, gehen lassen, biß das breutgam und braut mit ihren gesten aus der kirchen auf gegangen
seind, oder soll für jede person 2 gl. zur straße geben.
Item auch fleißig zusehen, das frembde kinder, welcher eltern nicht zur hochzeit sein, nicht darauf kommen, auch
nicht gestatten, das victuali in schüsseln oder durch kinder abgedragen werde.
Item wann breutgam und braut deß Sontages ihren kirchgank tun, so sollen sie, ehe den der pastor auf die kanzel
steiget, mit ihren gesten in der kirchen sein und nicht unter gelesenem texte oder predig kommen bei straf 1 fl.
Auf werkel- oder gemeine tage soll breutgam und braut, wenn der marketseyer 12 schlegt, in der kirchen sein, bei
straffe 1 fl.
Es soll auch widder frauwens noch jungfern die brautsuppe ufm rathause gegeben, auch der brauttanz des morgens
nicht gehalten werden, bei voriger bruche, doch aber so mag ein jeder frembden leuten, seinen nachbarn oder freunden
die morgensuppen auf dem rathause wol geben. So aber uß den abend nach 9 uhr geste daruf befunden werden, soll
der breutgamb 3 fl. zur straffe geben. Darumb ein bescheidener wirt sich wol wissen zu schicken, damit er den breut-
gam nicht muge in schaden bringen.
Wir wollen auch hiemit ganz ernstlich an alle unsere burgerschen gesucht haben, sie wollen sich nicht allein nach den
tischen zu gehende befleißigen‚ sondern auch Gott und dem h. ehestand zu ehren mit der braut in die kirchen kommen
und Gottes wort hören und in einer feinen ordnunge bei pahren wieder mit zu rathause gehen, woran Gott und wir
gefallen tragen. Wer auf dem rathause hochzeit oder andere gastebode verrichtet, der soll von jedem tische. soviel mit
volke besetzet, zwo Margengrosschen geben, ein frembder 3 gl. Worvon allzeit not ‘wendig zeug in die kuchen von denen,
so vom rate dazu verordnet sein, soll gekauft und jerliches durch ein inventarium fürm rate berechnet werden.
[Art. 68 ] Von kinderteufe und kirchgange.
Dieweil ein nachbar und freund den andern alhie wol zu gaste bittet und aber gemeinlich solches uß eine ‚kinderteufe
sparen, alß wollen wir den grossen unkosten hiemit uffgehoben haben, und soll niemand uber 2 tische bespeisen und
nicht uber 3 essen geben, bei straß 3 fl.
Eine fraue, die ihren kirchgang tut, die soll alzeit, ehr denn der pastor uff die kanzel steiget, in der kirchen sein,
bei straff 1 fl.
Item in welchem hause die frauwen, so mit in der kirchen gewesen sein, die nachmittagespredig zum süffe und wollust
besitzen pleiben, der wirt sol 1 fl. zur straße geben. - [ Florin = Florentiner Gulden; zum Mariengroschen vgl.
unten S. 899f., Anm. 6]

29 M. Jacob Rölken ( Rölichius oder Rulichius), 1566-1597 Pastor in Hohenhameln, 1597-1598 Superintendent in
Peine, † 17. 7. 1598 an der Pest. Er war ein Sohn des Pastors Jacob R. in Münstedt, Schwiegersohn des Super-
intendenten Segebode in Peine; vgl. Ph. Meyer, Pastoren I, 525. II, 268.

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