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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0044
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2. Kirchenordnunge in baiden gerichten, Steurwoldt unde Peine.

[1561]a1

Wyr, Adolff, von Gottes genaden erbe zu Nor-
wegen, herzog zu Schleswig2 , Holstein, Stormarn
und der Ditmarschen, graff zu Oldenborg und Del-
menhorst3, entbieten allen und yderen unserer
empter Steurwoldt und Peina, pfarhern, capellanen,
kirchengeschwornen und karspelleuten4 unsere
genade und alles gutes und geben euch hirmit zu
vernemen: Nachdem der almechtige Godt seinen
willen, was ehr getan und gelassen haben wil, dem
menschlichen geschlechte in den beiden taffelen der
zehen gebot eröffnet und zu erkennen geben und
der weltlichen obrigkeit dieselben zu handhaben
ernstlig ufferleget5 , auch zu der behueff ihr das
schwert befolen, die ubertreter sollicher gebott da-
mit zu straffen, welches befelichs halben er von
einer idern obrigkeit rechenschaft wil fordern:
Das wir demnach fur allen dingen zu gemute ge-
furet und beharziget, was wir unsersteils unserer
tragenden furstlichen obrigkeit- und amptshalben
solchs falles zu tunde schuldig und demnach, damit
die lehre des gotlichen, salichmachenden worts rein
und lauter gepredigt, die kirchen mit getreuen, ge-
larten kirchendienern versorget, gute christliche
ordenung und ceremonien in den kirchen gepflanzet
und erhalten, auch christliche und erbare beispiel
des eusserlichen lebendes und wandels der gemeinde
a Sampt dem trau- und taufbüchlein. Leipzig. + 1562
b hernachfolgender) fehlt 1562.
1 Druckvorlage: Druck von 1561, Hamburg bei
Johan Wickratt dem Jüngern, Quart, 24 bedruckte
Bll. (A I- F IV). Expl. der Universitätsbibliothek
Hamburg (Scrin. A/255). - Verglichen ist der Druck
von 1562, Leipzig bei Valentin Babsts Erben, Oktav,
55 bedruckte Bll. (Zu einem mit der Hand beschrie-
benen Vorsatzblatt vgl. Einleitung, oben S. 760f.) In
diesem Druck sind die Bibelstellen in den Text einbe-
zogen. Expl. der Landesbibliothek Hannover (C 5353).
2 Druckvorlage: Slchleswig.
3 Zu den Herrschaftsverhältnissen vgl. Einleitung,
oben S. 758f.
4 = Kirchspielsleuten, den zu einem Kirchspiel ge-
hörenden Gemeindegliedern; vgl. Schiller und
Lübben II, 451f.; Lasch und Borchling II, 550.
5 Zur hauptsächlich von Melanchthon entwickelten
Lehre von der Obrigkeit als custos utriusque tabu-
lae, ,,quod attinet ad externam disciplinam",

Christi furgebildet und also die ehre des götlichen
namens und das reich Gottes zuforderst gesuchet
wurde, in massen in unsern erbfurstentumben und
landen, also auch in beiden unsern pfandsemptern
Steurwoldt und Peina, eine christliche visitation
durch fromme, gottfurchtige und gelerte lehrer des
heiligen, götlichen worts furnemen, ins werk richten
und daneben eine kirchenordnung aufs kurzest und
eintfaldigst fassen und in druck ausgehen lassen,
auf das nicht allein die pfarhern und kirchendienere,
sonder auch die pfarkindere und leien, wes ein jder
sich in seinem stande und befelich vorhalten solle,
wissen mugen.
Demnach befelen und gebieten wir euch ernstlich,
das ihr sampt und besonder euch nach gedachter
hernachfolgenderb kirchenordnunge richtet, dersel-
bigen beide, in der lere und kirchenampte, und sonst
eurem leben und wandel euch gemes erzeiget und
dieselben in keinem weg uberschreitet, als lieb einen
jdern sey, unsere schwere straff und ungenade zu
vermeiden, das meinen wir ernstlich.
Urkundlich haben wir unser furstlich secret wis-
sentlich lassen drucken zu ende dieses briefes. Ge-
geben auf unserem schlos Gottorff6 , am tage Egidii7.
Anno funfzehenhundert und im einundsechzigsten
jare.
zwecks theoretischer Begründung des landesherr-
lichen Reformationsrechts vgl. J. Heckel, Cura
religionis. Ius in sacra. Ius circa sacra (Kirchen-
rechtl. Abhandlungen, Heft 117/118). 1938, 224ff.
(Sonderausgabe 2. Aufl. Darmstadt 1962, 6ff.); auch
Zeitschrift der Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte,
kan. Abt. 46 (1960), 614ff., bes. 621f. (Abdruck in:
Heckel, Das blinde, undeutliche Wort ,Kirche'.
1964, 601ff., bes. 610f.); ferner Erik Wolf, Ord-
nung der Kirche. 1961, 370ff.; Sehling VII, 1,725f.
mit Anm. 6; A. Sprengler-Ruppenthal, Zur
reformatorischen Kirchenrechtsbildung in Ostfries-
land, in: Zeitschrift f. ev. Kirchenrecht 10 (1964),
316f.; dies., Ein Unionsversuch des 16.Jhs.: Die
ostfriesischen Konkordaten von 1599, in: Zeitschrift
für Kirchengeschichte III/IV (1966), 323.
6 Schloß Gottorf oder Gottorp in Schleswig, seit 1268
Residenz der Herzöge von Gottorp; vgl. E. Keyser,
Deutsches Städtebuch I. 1939, 445ff.
7 = 1. September.

2 Sehling, Niedersachsen 11/2

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