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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0064
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Eid der Prediger im Amt Peine 1597

6. Zum sechsten und besonderßm, daß ich der
widertäufer11 undn sacramentschwermer, Carolsta-
dianer12, Zwinglianer13, Calvinisten14, Bezaisten15
oder wie dieselbige nun undo in folgendenp zeiten
mügen genennet werden, irrigeq lehre, jegen die nöt-

tigkeit und kraft der h. taufe und jegen die ware
jegenwärtigkeit, austeilung und empfahung des war-
haftigen wesentlichen ieibes und bluttßr im h. abend-
mahl, wo daßelbige dürch die ganze welt in der chri-
stenheit nach des Hern Christi einsetzung gehalten

G: besondem
n G: ,,und" fehlt.
o Gr: oder
p G: zukomenden
q Gr: gottslesterische
r G: blutts Jesu Christi
gut Wissen trage. Derselbe sei vor vielen Jahren be-
griden worden, und zwar wegen der z.T. mit wieder-
täuferischen und sakramentiererischen Irrtümern
bedeckten Holländer und anderer Niederländer, die
sich in seinem Lande und Grebiete häuslich nieder-
gelassen hätten. Feddersen meint, Herzog Adolf
habe den Predigereid hier verwechselt mit dem Crot-
torpschen Visitationsbekenntnis von 1557. Dieses
war mit besonderer Berücksichtigung der David-
joriten, die schon um 1550 in Eiderstedt zahlreich
vorhanden waren, und im Hinblick auf den west-
fälischen Kryptoanabaptisten Johann von Linden
aufgestelit worden. Johann von Linden war Kaplan
in Husum gewesen, 1551 zum Pastor in Tetenbüll
bestellt worden. Vgl. E. Feddersen, Schleswig-
Holstein und die luth. Konkordie, 93. 18. Zu David
Joris, 1501/2-1556, der 1536 auf dem sog. Täufer-
konvent zu Bocholt verschiedene Parteien der Täu-
fer zu einigen suchte, dann aber zum Stifter einer
eigenen Partei wurde und im Bewußtsein eines Pro-
pheten auftrat, vgl. Sehling VII, 1, 401f., Anm.
56 (Lit.).
11 Zu weiteren täuferischen Gruppen vgl. Sehling
VII, 1, 401 f. Von besonderer Bedeutung waren die
Mennoniten. Menno Simons, ca. 1492-1561, ließ
sich nach emsiger Reisetätigkeit zu Wüstenfelde in
Holstein nieder (Lit. aaO.).
12 Luther gegen Karlstadt in der Schrift Wider die
himmlischen Propheten...; WA 18, 136f.: ,,Ja,
spricht er, sollt mich eyne hand vol wassers von sün-
den reyn machen? Der Geyst, der Geyst, der Geyst
mus es ynwendig tun. Sollt myr brod und weyn
helfen? Sollt das hauchen uber das brot Christum
yns sacrament bringen? Neyn, neyn, man mus Chri-
stus fleysch geystlich essen. Die Wittenberger wissen
nichts drumb. Sie stelen den glauben aus den buch-
staben...". Dazu Karlstadt, Dialogus oder ein
gesprechbüchlein von dem grewlichen vnd abgöt-
tischen mißbrauch, des hochwirdigsten sacraments
Jesu Christi. - Zu Karlstadt auch Zwingli, Ad
Matthaeum Alberum de coena dominica epistola.
1524; CR 90, 343: ,,Carolostadius in eo libello, quem
legimus, vult hic demonstrationem variari, ut cum
dixerit: Accepit Iesus panem et benedixit, fregit

deditque discipulis suis, dicens: Accipite et comedite!
Hoc est corpus meum, quod pro vobis traditur:
istud pronomen ,,Hoc" non in panem direxerit, sed
in se ipsum; ut sit sensus: Accipite et comedite!
nam ego hoc corpus meum sum pro vobis traditurus."
Karlstadt hatte geschrieben: Von dem widerchrist-
lichen mißbrauch des herrn brodt und kelch.
13 Für Zwingli sind die Sakramente Zeichen, durch die
sich der Mensch als Jünger und Soldat Christi erweist.
Durch die Teilnahme an der Eucharistie bekundet
man den Glauben. Der Glaube darf nicht auf sinnen-
fällige Dinge bezogen werden, um dadurch Gewiß-
heit zu erzielen. Die leibliche Gegenwart Christi
im Abendmahl wird energisch bestritten. Zwingli
stützt sich dabei besonders auf Joh 6, 63. Die Ver-
schiedenheit der beiden Naturen in Christus wird
stark unterstrichen; jede Natur behält ihre Eigen-
schaften, die Menschheit ist begrenzt und kann nicht
unendlich sein. Vgl. z.B. De vera et falsa religione
commentarius. 1525; CR 90, bes. 761. 773ff.; Sub-
sidium sive coronis de eucharistia. 1525; CR 91,
458 ff.; Eine klare Unterrichtung vom Nachtmahl
Christi. 1526; CR 91, 789 ff.; Amica exegesis. 1527;
CR 92, 562ff.; Freundliche Verglimpfung über die
Predigt Luthers wider die Schwärmer. 1527; CR
92, 771 ff.; Daß diese Worte: Das ist mein Leib etc.
ewiglich den alten Sinn haben werden... 1527; CR
92, 805ff.; Über D. Martin Luthers Buch, Bekennt-
nis genannt. 1528; CR 93, 2, 22ff. Vgl. W. Köhler,
Zwingli und Luther I. 1924; II. 1953.
14 Für Calvin liefern die Sakramente ein Zeugnis von
der Gemeinschaft mit Christus. Was die Sakramente
verheißen, gewährt der Geist Gottes, der hinzu-
treten muß, wenn die Sakramente ihr Amt recht
vollbringen sollen. Er überwindet auch die räum-
liche Trennung zwischen dem Fleisch Christi und
den Kommunizierenden in der Eucharistie. Christus
ist die Substanz der Sakramente. In der Eucharistie
werden unsere Seelen ebenso mit Christus gespeist
wie der Leib mit Brot und Wein. Leiblich ist Christus
im Himmel. Vgl. Inst. IV, 14 u. 17; dazu H. Graß,
aaO.
15 Theodor Beza, 1519, 1605, nach Calvins Tod dessen
Nachfolger in der Leitung der Genfer Kirche, be-
teiligte sich auch an den innerprotestantischen
Streitigkeiten in Deutschland. 1563 wandte er sich
gegen die von Johannes Brenz und Jakob Andreä
vertretene Ubiquitätslehre und verteidigte die re-
formierte Christologie gegen Andreä. Vgl. Heppe -
E. Choisy, RE3 2, 684.

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