Nikolaus Cusanus erneuerte 1451, Papst Pius II. 1459 eine Bestimmung von Bischof und Dom-
kapitel, der zufolge das Dekanat immer mit einem Domherrn besetzt werden sollte22. wies Papst
Sixtus IV. Bischof Henning an, einer Klage des Dechanten Gehör zu geben und solche Ratsverordnungen
zu beseitigen, die die Freiheit des Andreasstiftes beeinträchtigten23.
Schulen waren mit Stiftern und Klöstern verbunden. Bei der Pfarrkirche St. Andreas bestand eine
Schule, an der die Stadt gewisse Rechte gewann, und die vom Rat gelegentlich als „unsir schöle“ be-
zeichnet wird24.Das Anstellungsrecht für den Rektor der Ratschule nahm in der 2. Hälfte des 15. Jh.s
der Rat wahr ; der Dechant des Chorherrenstiftes hatte ihm den Bewerber dafür vorzubringen ; möglichst
sollte er Stadtkinder aussuchen25, Für den baulichen Unterhalt kam die Stadt auf. Bin Neubau erfolgte
1504. Schulgesetze und -ordnungen erließen die Ratsherren mit Zustimmung des Domkapitels26, Neben
dem Lehrer wird ein „Lokat“ Eine Schule des Opfermanns oder Kügters iSt zuerst 1428 bei
St. Andreas nachweisbar28. Die Schüler wurden zum Läuten herangezogen.
1461 erwirkte der Rat beim Domscholaster die Genehmigung zur Anstellung dreier städtischer
22 Urkundenbuch VII, Nr. 38 vom 21. Juli 1451; VII, Nr. 368 vom 26. Juli 1459.
23 Urkundenbuch VII, Nr. 803 von 1474. — Zum ganzen Komplex vgl. J. Gebauer I, 256; J. Lindenberg, 123 ff.
24 Eine Schule beim Andreasstift bestand seit Anfang des 13. Jh.s. Eine Urkunde von 1225 berichtet von Streitigkeiten
zwischen dem Konvent des Stiftes und dem Domscholaster, der offenbar eine Art Oberaufsicht über die Andreas-
schule auszuüben versuchte, mit dem Ziel, die neue Schule neben der älteren Domschule nicht zu groß werden zu las-
sen. (Die Andreasschule sollte nicht mehr als 40 Schüler aufnehmen.) „Conventus Sancti Andree in Hildensem cum
appellatione ... nobis exposuit conquerendo, quod scolastieus maioris ecclesie eiusdem civitatis cum quibusdam alits
ipsum una cum suo scolastico in regimine puerorum molestat indebite et iniuste contra concilium Lateranense...“.
Der Erzbischof Siegfried II. von Mainz bittet den Propst vom Stift Fritzlar, den Domscholaster zu Hildesheim zur
Hinstellung seiner Eingriffe aufzufordern ( Urkundenbuch I, Nr. 92). 1228 bestätigte Papst Gregor IX. diese Ent-
scheidung, ( Urkundenbuch I, Nr. 104. Doebner vermutet, daß diese Urkunde eine Fälschung ist). 1361 gewährt
der Rat einem Stadtschreiber eine Leibrente von dem „,...tyns boven der schole uppe Sunte Andreas kerchove...“
(Urkundenbuch II, Nr. 184). Sehr viele Urkunden berichten von Heiligenfesten und Memorienfeiern in der Andreas-
kirche, Schüler u.a. erhielten für die Teilnahme daran einen festgesetzten Geldbetrag (z.B. 1300 Urkundenbuch III,
Nr. 56 Nachtrag; 1313 ebenda Nachtrag Nr. 70 u.ö.). Auch die Verteilung von Brot war üblich (z.B. 1412 Urkun-
denbuch III, Nachtrag Nr. 169; 1444 Urkundenbuch IV, Nr. 512. 549. 564 u.ö.). Der Rat gewann einen immer
größeren Einfluß auf die Andreasschule, so daß sie den Charakter einer Ratsschule annahm. Jedoch läßt die Ein-
teilung in Chorschüler, Pfarrschüler und Schüler der Schule vermuten, daß ein Teil der Schule in engerer Verbindung
zum Stift stand. Das Domkapitel besaß noch die Oberaufsicht (1456 Urkundenbuch VII, Nr. 245). Im 15. Jh. ließ der
Rat Baumaßnahmen an der Schule vornehmen, wie aus den Kämmereirechnungen hervorgeht. Z.B. „Den tymmer-
luden, dede makeden eyne kameren deme mestere upper schole to Sunde Andreasz...“ (1455 Urkundenbuch VII,
S. 629); „Den steyndeckeren, dede deckeden upper schole Sancti Andree...“ (ebenda S. 642). — Anfang des 16. Jh.s
wurde die Schule neu gebaut; es wird der Verkauf eines Raumes erwähnt ‚,...van unsir schöle, de wii itzundes
hebben buwet laten...“ (1505 Urkundenbuch VIII, Nr. 476).
Aus den Stadtrechnungen geht hervor, daß man die Schüler seitens des Rates zur Hilfe heranzog, z.B. „Gegeven den
scholeren, dede mede ummegyngen in de bürschüp, do men de wapen besack“ (1420 Urkundenbuch VI, S. 148; ähn-
lich 1422 S. 214; 1404 Urkundenbuch V, S. 231). Der Rat ergriff aber auch Maßnahmen gegen das Tragen von
Messern und Beilen auf der Ratswiese durch Schüler oder Laien „dar ke mede mochte Schaden dön an widen, den
angeren efte sust...“ (1507 Urkundenbuch VIII, Nr. 494, 1520 VIII, Nr. 617); fremde Vaganten oder die, die
nicht eifrig die Schule besuchen, sollen ausgewiesen werden (1518 Urkundenbuch VIII, Nr. 575; 1520; VIII,
Nr. 617). Vgl. G. O. Fischer, Geschichte des Gymnasium Andreanum; J. Lindenberg, 87 ff.
25 Urkundenbuch VII, Nr. 550 vom 1. Oktober 1465: Ratsschluß über die Gewinnung eines Schulmeisters für die
Andreasschule: ‚,... umme dat husz der scholeto Sunte Andreasz, isset dat de scholasticus in datsulve husz der schole
wille setten eynen mester, is denne hiir eyn unser borgers sone, de darto docht, den schal de scholasticus deme rade
vorbringen, deme will denne de rad sodannes husz der schole don tor tiid. Kan men aver neynen borgerssone hebben,
de darto docht, so mach de scholasticus eynen andern vromeden personen deme rade vorbringen.“
26 Urkundenbuch VII, Nr. 245 vom 13. September 1456.
27 Urkundenbuch VII, Nr. 550.
28 Nach J. Gebauer I, 253.
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kapitel, der zufolge das Dekanat immer mit einem Domherrn besetzt werden sollte22. wies Papst
Sixtus IV. Bischof Henning an, einer Klage des Dechanten Gehör zu geben und solche Ratsverordnungen
zu beseitigen, die die Freiheit des Andreasstiftes beeinträchtigten23.
Schulen waren mit Stiftern und Klöstern verbunden. Bei der Pfarrkirche St. Andreas bestand eine
Schule, an der die Stadt gewisse Rechte gewann, und die vom Rat gelegentlich als „unsir schöle“ be-
zeichnet wird24.Das Anstellungsrecht für den Rektor der Ratschule nahm in der 2. Hälfte des 15. Jh.s
der Rat wahr ; der Dechant des Chorherrenstiftes hatte ihm den Bewerber dafür vorzubringen ; möglichst
sollte er Stadtkinder aussuchen25, Für den baulichen Unterhalt kam die Stadt auf. Bin Neubau erfolgte
1504. Schulgesetze und -ordnungen erließen die Ratsherren mit Zustimmung des Domkapitels26, Neben
dem Lehrer wird ein „Lokat“ Eine Schule des Opfermanns oder Kügters iSt zuerst 1428 bei
St. Andreas nachweisbar28. Die Schüler wurden zum Läuten herangezogen.
1461 erwirkte der Rat beim Domscholaster die Genehmigung zur Anstellung dreier städtischer
22 Urkundenbuch VII, Nr. 38 vom 21. Juli 1451; VII, Nr. 368 vom 26. Juli 1459.
23 Urkundenbuch VII, Nr. 803 von 1474. — Zum ganzen Komplex vgl. J. Gebauer I, 256; J. Lindenberg, 123 ff.
24 Eine Schule beim Andreasstift bestand seit Anfang des 13. Jh.s. Eine Urkunde von 1225 berichtet von Streitigkeiten
zwischen dem Konvent des Stiftes und dem Domscholaster, der offenbar eine Art Oberaufsicht über die Andreas-
schule auszuüben versuchte, mit dem Ziel, die neue Schule neben der älteren Domschule nicht zu groß werden zu las-
sen. (Die Andreasschule sollte nicht mehr als 40 Schüler aufnehmen.) „Conventus Sancti Andree in Hildensem cum
appellatione ... nobis exposuit conquerendo, quod scolastieus maioris ecclesie eiusdem civitatis cum quibusdam alits
ipsum una cum suo scolastico in regimine puerorum molestat indebite et iniuste contra concilium Lateranense...“.
Der Erzbischof Siegfried II. von Mainz bittet den Propst vom Stift Fritzlar, den Domscholaster zu Hildesheim zur
Hinstellung seiner Eingriffe aufzufordern ( Urkundenbuch I, Nr. 92). 1228 bestätigte Papst Gregor IX. diese Ent-
scheidung, ( Urkundenbuch I, Nr. 104. Doebner vermutet, daß diese Urkunde eine Fälschung ist). 1361 gewährt
der Rat einem Stadtschreiber eine Leibrente von dem „,...tyns boven der schole uppe Sunte Andreas kerchove...“
(Urkundenbuch II, Nr. 184). Sehr viele Urkunden berichten von Heiligenfesten und Memorienfeiern in der Andreas-
kirche, Schüler u.a. erhielten für die Teilnahme daran einen festgesetzten Geldbetrag (z.B. 1300 Urkundenbuch III,
Nr. 56 Nachtrag; 1313 ebenda Nachtrag Nr. 70 u.ö.). Auch die Verteilung von Brot war üblich (z.B. 1412 Urkun-
denbuch III, Nachtrag Nr. 169; 1444 Urkundenbuch IV, Nr. 512. 549. 564 u.ö.). Der Rat gewann einen immer
größeren Einfluß auf die Andreasschule, so daß sie den Charakter einer Ratsschule annahm. Jedoch läßt die Ein-
teilung in Chorschüler, Pfarrschüler und Schüler der Schule vermuten, daß ein Teil der Schule in engerer Verbindung
zum Stift stand. Das Domkapitel besaß noch die Oberaufsicht (1456 Urkundenbuch VII, Nr. 245). Im 15. Jh. ließ der
Rat Baumaßnahmen an der Schule vornehmen, wie aus den Kämmereirechnungen hervorgeht. Z.B. „Den tymmer-
luden, dede makeden eyne kameren deme mestere upper schole to Sunde Andreasz...“ (1455 Urkundenbuch VII,
S. 629); „Den steyndeckeren, dede deckeden upper schole Sancti Andree...“ (ebenda S. 642). — Anfang des 16. Jh.s
wurde die Schule neu gebaut; es wird der Verkauf eines Raumes erwähnt ‚,...van unsir schöle, de wii itzundes
hebben buwet laten...“ (1505 Urkundenbuch VIII, Nr. 476).
Aus den Stadtrechnungen geht hervor, daß man die Schüler seitens des Rates zur Hilfe heranzog, z.B. „Gegeven den
scholeren, dede mede ummegyngen in de bürschüp, do men de wapen besack“ (1420 Urkundenbuch VI, S. 148; ähn-
lich 1422 S. 214; 1404 Urkundenbuch V, S. 231). Der Rat ergriff aber auch Maßnahmen gegen das Tragen von
Messern und Beilen auf der Ratswiese durch Schüler oder Laien „dar ke mede mochte Schaden dön an widen, den
angeren efte sust...“ (1507 Urkundenbuch VIII, Nr. 494, 1520 VIII, Nr. 617); fremde Vaganten oder die, die
nicht eifrig die Schule besuchen, sollen ausgewiesen werden (1518 Urkundenbuch VIII, Nr. 575; 1520; VIII,
Nr. 617). Vgl. G. O. Fischer, Geschichte des Gymnasium Andreanum; J. Lindenberg, 87 ff.
25 Urkundenbuch VII, Nr. 550 vom 1. Oktober 1465: Ratsschluß über die Gewinnung eines Schulmeisters für die
Andreasschule: ‚,... umme dat husz der scholeto Sunte Andreasz, isset dat de scholasticus in datsulve husz der schole
wille setten eynen mester, is denne hiir eyn unser borgers sone, de darto docht, den schal de scholasticus deme rade
vorbringen, deme will denne de rad sodannes husz der schole don tor tiid. Kan men aver neynen borgerssone hebben,
de darto docht, so mach de scholasticus eynen andern vromeden personen deme rade vorbringen.“
26 Urkundenbuch VII, Nr. 245 vom 13. September 1456.
27 Urkundenbuch VII, Nr. 550.
28 Nach J. Gebauer I, 253.
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