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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0107
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Stadt Hildesheim

anslegen spottet unde lachet unde gar vel eine ander
bane, alse he menet, yn solcker sake, syn wort be-
langen, to gande vorhefft. So hett ydt yn düssem
falle nicht: Nos Valentinus praecipimus et manda-
mus etc., sunder also: Voluntas mea stabit et con-
silium meum fiet, Esai. 46 [10].
Dewile he sick denn nicht alse ein christliker
bisschop, sunder alse ein wulf unde wedderwerdiger
yn düsser christliken sake bewiset, dat ampt sülvest
nicht dot edder dorch andere don let, so hebben de
van Hildenssem christlick, recht unde wol gedan,
dat se andere lüde gefördert unde eine christlike
ordeninge vor de inwoner öhrer stadt hebben stellen
laten. Wente hedde he alse ein bisschop, wo he syn
wil, sülvest solckes gedan unde nicht lever ein
wedderwerdiger syn willen, so hedde ydt D. Pome-
ranus unde Coruinus nicht don dörfen, wolden tor
sülven tidt wol ander geschefte gefunden hebben,
de dennoch ock der kercken scholden denstlick ge-
wesen syn. Overst ydt ys öhme hyr recht geschen,
dewile he syn ampt nicht don wolde, dat ydt andere
an syner stedde don müsten21, darmede syne vor-
dömenisse an jennem dage alse einer, de dat bene-
ficium gebruket unde dat officium nicht gedan
hefft22, deste gröter wörde. Unde ys öhme even hyr
gegan, alse vam Juda geschreven steit ym 109.

hailigen christlichen glauben, religion, ceremonien
und löblichen, langen, hergebrachten gebrauch be-
langen, haben wir Valentin, bischoff zu Hildenßeim,
als ein gehorsamer furst des reichs, euch, unsern
undertanen zugut publicirn, verkundigen, anzeigen
und vortragen wollen, damit sich eyn jeder, weß
stands oder wesens der sey, geistlich ader weltlich,
darnach byß entscheid eines general- und gemein
concilii zu halten wiße und zu richten habe, den zorn
Gottes des almechtigen und römischer kayserlichen
majestat ungnade, auch unsere geburliche straffe
nach gelegenhait und gestalt der sache zu verhüeten
und zu vermeiden. Geben in unser stat Hildenßeim,
am ersten tage des monats Augusti. Anno 1538."
(J. Chr. Lünig, Teutsches Reichs-Archiv Tom.
XXI, ,,Dritte und letzte Continuation Spicilegii
Ecclesiastici des Teutschen Reichs-Archivs...".
1721, 1068). — Auf Grund einer Hildesheimer Diöze-
sansynode ergingen 1539 Statuten zur Wiederher-
stellung der kirchlichen Ordnung. Vgl. A.Bertram
II, 68 ff. Ebd. 137ff. zu Klagen Valentins und durch
ihn erwirkte Mandate des Reichskammergerichts
bzw. des Kaisers. Vgl. auch Einleitung, oben S. 812.
20 Hier wird göttliches Recht mit dem katholischen

psalm [8]: Syn ampt möte ein ander entfangen. Wo-
rumme wil he ydt also hebben ?
Ydt synt twar de papisten gude gesellen yn düs-
sem falle unde nicht so gar dul, alse se geholden
werden. Alle tinse unde inkoment van geistliken
lenen, ja ock van den parren hen unde wedder kön-
nen se ane bekümmernisse öhrer conscientien up-
bören23, schendlick mit untüchtigem gesinde vor-
teren unde by dem geringesten penninge alles yn-
förderen. Dat se överst einmal gedenken scholden,
wat se vor solcke almissen unde kerckengüder to
dönde schüldich syn, don se nicht unde vechtet se
weinich an, dat de schrift solcken öhren vormale-
dieden stand mit anhangender straffe, de se to-
komende drepen schal, so ernsthck angrippet unde
vorwerpet. Wetten gar fyn hervortotende, dat ge-
schreven sy: Wol24 dem altare dene, schölle vam
altare leven. Item, de arbeider sy synes lones wert
etc. [Luk 10, 7]. Dat ander överst, dat darjegen ge-
hört, nömelick de schape weiden, wo Christus to
Petro sede Johannis am lesten [Joh 21, 16f.], kön-
nen se nicht seen edder fynden. Ja, vorstan öhr egen
recht nicht, so öhn de beneficia propter officia to-
egent. Doch wert Godt solckes fynden unde richten.
Wil darumme juw, myne günstige heren gemener
stadt Hildensem, sampt allen juwen inwoneren trü-
Kirchenrecht konfrontiert, und es zeigt sich, daß
das göttliche Recht dem Gebot des Bischofs ent-
gegensteht, daß das Gebot des Bischofs dem gött-
lichen Recht nicht dient. Zum Recht der Prälaten
als Dienstrecht bei Luther s. bes. J. Heckel, Das
blinde, undeutliche Wort ,,Kirche". 1964, 7ff. Zum
Dienstrecht in den KOO Bugenhagens Ernst
Wolf, Johannes Bugenhagen und die ,,Ordnung
der Gemeinde", in: Zwischenstation. Kupisch-Fest-
schrift 1963, 288f.
21 Zur prinzipiellen Anerkennung der bischöflichen
Verordnungsgewalt s. Einleitung, oben S. 808. Zum
Wertlegen Bugenhagens auf Rechtskontinuität, wie
sie sich auch anderenorts bei seiner Ordnungstätig-
keit zeigt ( Beispiele aus Pommern), s. A.Sprengler-
Ruppenthal in: JbnKG 1967, 287f.; dies., Bugen-
hagen und das protestantische Kirchenrecht, 214ff.
Vgl. auch unten S. 868, Anm. 3, und S. 884, Anm. 5.
22 Einschlägige Stellen aus dem kanonischen Recht
s. Sehling, VII, 1, 388.
23 = einnehmen, erheben; vgl. Schiller und Lübben
V, 105.
24 = Wer; vgl. Schiller und Lübben V, 759.

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