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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0113
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Stadt Hildesheim

Eebrock
und horerye
to straffende.

Merke wol.

vader unde moder eeren. Du schalt nicht eebreken.
Du schalt nicht begeren dynes negesten frouwe etc.
Wedderumme schöllen ock unse predicanten hart
straffen de schendige horerye unde eebrekerye unde
andere unreinicheit, de nicht to nömende ys, dar de
lüde henynvallen, de nicht de sünderlike gave van
Godde hebben, dat se junkfrouwen können bliven,
wenn se to den jaren komen, dat se sick scholden
geven yn den echtenstand, ja, mit solcken sünden
unde schanden behelpen se sick, dat se des echten-
standes nicht bedarven, den doch Godt geschapen,
vorordent, gesegent unde hoch geeret hefft, alse
des pawestes papen unde mönnicke, de den echten-
stand vorsworen13 unde vorlovet14 hebben mit
öhren smeringen unde klosterlöfften15 wedder Godt.
Se scholden des düvels werk unde lere vorsweren
unde vorloven, dar se vel lever heningan unde mit
ganzem herten annemen, unde scholden nicht vor-
sweren den echtenstand, welcher ys Goddes bevel
unde lere. Darvor krigen se ock öhr loen, Roma. I
[24]: Tradidit eos Deus in reprobrum sensum ut
faciant etc.
Darumme wille wy ock yn unser stadt nicht liden
openbare horerye, vel weiniger de eebrekerye, dat
Godt nicht eine harde straffe late komen up unse
stadt. Unse predicanten unde prestere, de sick
willen begeven yn den echtenstand na Goddes worde
unde ordeninge, den schal by uns nemand vorhin-
dern, sunder wy willen öhne gerne to solcken gödt-
liken eeren förderlick syn. Wente wy weten wol, dat
dat eine papen- unde mönnickelögen ys, wenn se
seggen, dat ydt Christus ym Nyen Testamente
anders gemaket unde vorordent hefft, sünderliken
mit dem beschoren16 hupen, denn ydt gewesen ys
ym Olden Testamente, dar de prester frouwen
nemen. Christus mit synen aposteln secht anders,
Math. 19 [4ff.] secht Christus: Ydt schall bliven mit

dem echtenstande, alse ydt Godt van anfange ge-
schapen unde mit synem alweldigen worde vor-
ordent hefft. Unde he hefft dem echtenstande grote
eere gedan, dat he tor warschop17 water to wine
makede, dar he aldererst syne herlicheit vor synen
jüngern bewisede, Johan. 2 [11]. Paulus vorbüt
nenen Christen den echtenstand, 1. Corinth. 7 [2. 9],
wissaget överst 1. Corinth. 4 [= 1.Tim 4, 3], dat
des pawestes düvelslere by den ungelövigen papen
wörde den echtenstand vorbeden. 1. Timo. 3 [2. 4]
hefft by Paulo ein bischop eine echtefrouwe unde
eerlike kinder, van sick sülvest unde van den andern
aposteln secht he 1. Corinth. 9 [5]: Hebbe ick unde
Barnabas nicht sowol recht, eine frouwe by uns to
hebbende, sowol alse de andern aposteln unde
Christi kindere unde Kephas, dat ys Petrus ? De
epistel to den Ebreern secht am 13. [4]: De ee schal
eerlick geholden werden by allen Christen unde dat
eebedde unbeflecket, de horer överst unde eebreker
wert Godt sülvest richten.
Tom sösten: Unse prediger schöllen ock dat volk Overicheit.
recht leren van der overicheit, dat wy öhr gehorsam
syn unde nicht wederstreven yn öhrer ordentliker
gewalt, van Godde bevolen, unde geven öhr öhre
früchte, schott18 unde tollen19, Roma 13 [1-2. 6-7].
Wenn se överst van uns fördert boven20 öhre ordent-
like gewalt, wat Godde gehört, dat wy don schöllen
wedder Godt unde wedder unser seelen salicheit,
alse nu etliker wegen, dat men nicht schal dat evan-
gelion hören unde bekennen, dat men nicht schal
dat sacramente na Christi bevele nemen etc., dar
schölle wy seggen mit den aposteln Acto. 4 [=5, 29]:
Men schal Godde mer gehorsam syn wenn den min-
schen. Worumme anders hebben sick de leven mar-
telers döden laten ? Wedderumme schöllen de predi-
canten vormanen de overicheit unde richter, dat se
gedenken, dat se Goddes dener syn, Rom. 13 [4],

= durch Gelübde auf den Ehestand verzichtet; vgl.
Schiller und Lübben V, 469f.; Lasch und
Borchling I, 949.
14 = abgelobt; vgl. Schiller und Lübben V, 398f.;
Lasch und Borchling I, 871.
= Klostergelübden; vgl. Schiller und Lübben II,
734f.; Lasch und Borchling II, 587.
16 = abgeschorenen; vgl. Schiller und Lübben I,
261.; Lasch und Borchling I, 233.

17 = Hochzeitsschmaus; vgl. Schiller und Lübben
V, 608.
18 = Schoß, Steuer; vgl. Schiller und Lübben IV,
123f.; Lasch und Borchling III, 128.
19 = Zoll; vgl. Schiller und Lübben IV, 571.
20 = über; vgl. Schiller und Lübben I, 408f.; Lasch
und Borchling I, 336f.

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