Stadt Hildesheim
schöllen ock van nemande wat förderen (dem opper-
manne geve men syn wöntlike drankgeld), sunder
schöllen den riken unde armen denen vorgeves ge-
lick. Wil öhn överst jemand, de ydt vormach, wat
schenken, worumme scholden se dat nicht nemen ?
Unde twar wol öhne wat günnet (alse gödtlick unde
christlick ys) unde wil se voreren, wat yn öhren
köken denet, de wert öhr huss wol wetten to fynden.
Köster edder oppermane1.
Einen opperman könne wy nicht entberen yn
allen parkercken, dat schal ein from Christen, eer-
lick börger syn, de eerlick huss hölt, alse Paulus van
den diaken, dat ys, denern, secht 1. Timot. 3 [8. 12].
Wat se nu hebben, alse van dedication, döpekersen,
Jhesus graff2 etc., dat geit nu aff. Unde dat meiste,
dat se hebben, alse van vigilien3 unde seelmissen
tentes in Dei caritate decesserint, antequam dignis
poenitentiae fructibus de commissis satisfecerint et
omissis, eorum animas poenis purgatoriis post
mortem purgari: et ut a poenis huiusmodi releventur
prodesse eis fidelium vivorum suffragia, missarum
scilicet sacrificia, orationes et eleemosynas, et alia
pietatis officia, quae a fidelibus pro aliis fidelibus
fieri consueverunt secundum ecclesiae instituta..."
(Denzinger30 Nr. 693). Die Eucharistiefeier für die
Verstorbenen kennt schon Tertullian (De corona 3;
MSL 2, 99; De monogamia 10; MSL 2, 992. CSEL 76,
63 f.). Die ältesten Meßbücher der röm. kath. Kirche
(Sakramentare, d. h. Teilmeßbücher mit den priester-
lichen Gebeten) haben schon Totenmessen: vgl. z. B.
Sacramentarium Leonianum, ed. by Ch. L.Feltoe.
Cambridge 1896, 145ff. (Mense Octobri. Super de-
functos); H. Lietzmann, Das Sacramentarium
Gregorianum nach dem Aachener Urexemplar. 1921,
130 (Oratio super episcopum defunctum). H. A. Wil-
son, The Gelasian Sacramentary. Oxford 1894,
301 ff. (Item missa pro defuncto sacerdote u. a.).
1 Sacheinschlägige Kapitel bzw. Passagen in der
Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI, 1, 396),
Hamburger KO von 1529 (Sehling V, 512), Lübek-
ker KO von 1531 (Sehling V, 357), Pommerschen
KO von 1535 (Sehling IV, 333: hier erscheinen die
Küster als Anwärter auf das Predigtamt, sie sollen
bei den Predigern studieren), Wolfenbüttler KO von
1543 (Sehling VI, 1, 44-45). In Wolfenbüttel und
Hildesheim die Bezugnahme auf das Diakonenamt.
2 Es handelt sich um ein figürliches heiliges Grab:
Ludolf, Dechant, und das Kapitel des Kreuzstiftes
beurkunden, daß ein Kanoniker auf 10 Schillinge
alle dage, velt nu yn de gemene kasten to gelde ge-
rekent etc. Darumme schal ein juwelick opperman
jarlick hebben drichtich gülden yn münte. To sol-
cker besolding hefft de kercke to hülpe dat meiste,
wat nu dem oppermanne affgeit, alse gesecht ys.
Overst glickwol, wat de köster över dyt vam vorigen
ynkomenden tofalle christlick beholden kan, alse
vam ummegande Nativitatis, darvan ock de predi-
canten nemen, item ock syn drankgeld, wenn men
kinder döfft, dat late men öhme ock bliven.
Vam organisten4 .
Einen organisten wille wy holden to eeren, ock to
denste der kunst musica, sünderliken, wenn unse
kinder in figurativis5 singen, yn etliken kercken mer,
yn etliken ringer, na gelegenheit unde vorordeninge
des magistri der scholen to sünderliken festen edder
seiner Einkünfte verzichtet; 5 Schillinge jährlich
werden zur Erleuchtung des Grabes des Herrn von
Karfreitag bis Ostersonntag bestimmt. 1253 (Ur-
kundenbuch I, Nr. 232). Das Andreaskapitel ordnet
an, ,,dat wy schullen unde willen ewichliken alle
jarlikes an deme stillen Vrydage lezen in unser ker-
ken vorbenomd bi deme grave Christi enen zalter...".
1431 (Urkundenbuch IV, Nr. 153). - Vgl. L. Wie-
singer, RGG3 II, 1817f. (Lit.).
3 Hier wohl = Totenoffizien; vgl. H. Urner, RGG3
VI, 1395f.
4 Sacheinschlägige Kapitel bzw. Passagen in der
Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI, 1, 396),
Hamburger KO von 1529 (Sehling V, 512-513),
Lübecker KO von 1531 (Sehling V, 357), Pommer-
schen KO von 1535 (Sehling IV, 333), Wolfen-
büttler KO von 1543 (Sehling VI, 1, 45). Unser
Text hält sich eng an den der Wolfenbüttler KO.
Zur Bedeutung von Musik und Orgel im luth. Gottes-
dienst vgl. O. Söhngen, Leiturgia IV, 62ff.; W.
Blankenburg u. S. Hermelink, RGG3 IV, 1680f.
1684f. - Zur Stellung des Organisten in Hildesheim
s. unten die Organistenordnungen.
5 Figuralmusik = mehrstimmig ausgearbeitete Musik
mit Noten von bestimmter Zeitdauer und Gestalt
(Figuren). Das Gegenstück ist der Gregorianische
Gesang mit rhythmisch indifferenten Choralnoten.
Zur Figuralmusik im Gottesdienst bedarf es zum
Instrument oder zu den Instrumenten eines geübten
Sängerchores, den hier die Schulkinder bilden. Vgl.
S. Hermelink,RGG3 II, 937f.; W.Blankenburg,
Leiturgia IV, 684ff.
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schöllen ock van nemande wat förderen (dem opper-
manne geve men syn wöntlike drankgeld), sunder
schöllen den riken unde armen denen vorgeves ge-
lick. Wil öhn överst jemand, de ydt vormach, wat
schenken, worumme scholden se dat nicht nemen ?
Unde twar wol öhne wat günnet (alse gödtlick unde
christlick ys) unde wil se voreren, wat yn öhren
köken denet, de wert öhr huss wol wetten to fynden.
Köster edder oppermane1.
Einen opperman könne wy nicht entberen yn
allen parkercken, dat schal ein from Christen, eer-
lick börger syn, de eerlick huss hölt, alse Paulus van
den diaken, dat ys, denern, secht 1. Timot. 3 [8. 12].
Wat se nu hebben, alse van dedication, döpekersen,
Jhesus graff2 etc., dat geit nu aff. Unde dat meiste,
dat se hebben, alse van vigilien3 unde seelmissen
tentes in Dei caritate decesserint, antequam dignis
poenitentiae fructibus de commissis satisfecerint et
omissis, eorum animas poenis purgatoriis post
mortem purgari: et ut a poenis huiusmodi releventur
prodesse eis fidelium vivorum suffragia, missarum
scilicet sacrificia, orationes et eleemosynas, et alia
pietatis officia, quae a fidelibus pro aliis fidelibus
fieri consueverunt secundum ecclesiae instituta..."
(Denzinger30 Nr. 693). Die Eucharistiefeier für die
Verstorbenen kennt schon Tertullian (De corona 3;
MSL 2, 99; De monogamia 10; MSL 2, 992. CSEL 76,
63 f.). Die ältesten Meßbücher der röm. kath. Kirche
(Sakramentare, d. h. Teilmeßbücher mit den priester-
lichen Gebeten) haben schon Totenmessen: vgl. z. B.
Sacramentarium Leonianum, ed. by Ch. L.Feltoe.
Cambridge 1896, 145ff. (Mense Octobri. Super de-
functos); H. Lietzmann, Das Sacramentarium
Gregorianum nach dem Aachener Urexemplar. 1921,
130 (Oratio super episcopum defunctum). H. A. Wil-
son, The Gelasian Sacramentary. Oxford 1894,
301 ff. (Item missa pro defuncto sacerdote u. a.).
1 Sacheinschlägige Kapitel bzw. Passagen in der
Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI, 1, 396),
Hamburger KO von 1529 (Sehling V, 512), Lübek-
ker KO von 1531 (Sehling V, 357), Pommerschen
KO von 1535 (Sehling IV, 333: hier erscheinen die
Küster als Anwärter auf das Predigtamt, sie sollen
bei den Predigern studieren), Wolfenbüttler KO von
1543 (Sehling VI, 1, 44-45). In Wolfenbüttel und
Hildesheim die Bezugnahme auf das Diakonenamt.
2 Es handelt sich um ein figürliches heiliges Grab:
Ludolf, Dechant, und das Kapitel des Kreuzstiftes
beurkunden, daß ein Kanoniker auf 10 Schillinge
alle dage, velt nu yn de gemene kasten to gelde ge-
rekent etc. Darumme schal ein juwelick opperman
jarlick hebben drichtich gülden yn münte. To sol-
cker besolding hefft de kercke to hülpe dat meiste,
wat nu dem oppermanne affgeit, alse gesecht ys.
Overst glickwol, wat de köster över dyt vam vorigen
ynkomenden tofalle christlick beholden kan, alse
vam ummegande Nativitatis, darvan ock de predi-
canten nemen, item ock syn drankgeld, wenn men
kinder döfft, dat late men öhme ock bliven.
Vam organisten4 .
Einen organisten wille wy holden to eeren, ock to
denste der kunst musica, sünderliken, wenn unse
kinder in figurativis5 singen, yn etliken kercken mer,
yn etliken ringer, na gelegenheit unde vorordeninge
des magistri der scholen to sünderliken festen edder
seiner Einkünfte verzichtet; 5 Schillinge jährlich
werden zur Erleuchtung des Grabes des Herrn von
Karfreitag bis Ostersonntag bestimmt. 1253 (Ur-
kundenbuch I, Nr. 232). Das Andreaskapitel ordnet
an, ,,dat wy schullen unde willen ewichliken alle
jarlikes an deme stillen Vrydage lezen in unser ker-
ken vorbenomd bi deme grave Christi enen zalter...".
1431 (Urkundenbuch IV, Nr. 153). - Vgl. L. Wie-
singer, RGG3 II, 1817f. (Lit.).
3 Hier wohl = Totenoffizien; vgl. H. Urner, RGG3
VI, 1395f.
4 Sacheinschlägige Kapitel bzw. Passagen in der
Braunschweiger KO von 1528 (Sehling VI, 1, 396),
Hamburger KO von 1529 (Sehling V, 512-513),
Lübecker KO von 1531 (Sehling V, 357), Pommer-
schen KO von 1535 (Sehling IV, 333), Wolfen-
büttler KO von 1543 (Sehling VI, 1, 45). Unser
Text hält sich eng an den der Wolfenbüttler KO.
Zur Bedeutung von Musik und Orgel im luth. Gottes-
dienst vgl. O. Söhngen, Leiturgia IV, 62ff.; W.
Blankenburg u. S. Hermelink, RGG3 IV, 1680f.
1684f. - Zur Stellung des Organisten in Hildesheim
s. unten die Organistenordnungen.
5 Figuralmusik = mehrstimmig ausgearbeitete Musik
mit Noten von bestimmter Zeitdauer und Gestalt
(Figuren). Das Gegenstück ist der Gregorianische
Gesang mit rhythmisch indifferenten Choralnoten.
Zur Figuralmusik im Gottesdienst bedarf es zum
Instrument oder zu den Instrumenten eines geübten
Sängerchores, den hier die Schulkinder bilden. Vgl.
S. Hermelink,RGG3 II, 937f.; W.Blankenburg,
Leiturgia IV, 684ff.
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