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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0121
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Stadt Hildesheim

ninge to nener besweringe wert vorbunden, sunder
wy mögen ydt ynt erste tom anfange maken, wo wy
können vorschaffen, dat unse kercken mit predi-
canten mögen vorsorget werden, dat ys vannöden,
unde holden se eerlick na unsem vormögen. Also
doch, dat se by uns bliven können, yfft ydt nicht de
fulle tall der beschreven besoldinge ys. Item ydt ys
nicht vannöden, dat me de schole ynt erste nu so
hoch unde köstlick anstelle, alse yn düsser ordeninge
vorschreven ys, wente unse kindere hebben noch
nicht vel gelert yn der scholen unde synt nicht dar-
hen gekomen, dat se so gelerde magister bederven,
alse angeschreven ys. Darumme, bet dat unse kinder
mer leren unde de tall gröter wert, kan me wol up
dat erste eine gude kinderschole anheven vam can-
tor mit veer scholgesellen. Scholde dat düsse gude
unde grote stadt besweren ? Wat ys ydt vannöden,
dat wy uns to Goddes saken so hönischen stellen ?
Men see rechte to, so wert me to sölcken eeren guden
rat överflödich fynden, to unrechten goddesdensten
hebbe wy to vele gehat. Nu vorhindert de düvel,
dat nicht gudes, Godde to eeren unde unsen kindern
tor beteringe unde salicheit, werde vorschaffet.
Düsse ordeninge ys överst gestelt düsser guden
stadt, dem erbaren rade unde börgern to gude, dat
me wete, worby ydt tom lesten bliven schal, wenn
na einem jare edder lenger de predicanten edder
scholgesellen nicht by uns bliven können edder van
uns sülvest wert vor unbillick angeseen, dat wy se
nicht beter besolden unde derhalven eine twispalt
wert twisschen dem erbarn rade unde der gemene,
Ordinantie. dat me denne toflucht hebbe to düsser ordinantien
unde late ydt eine vordragen sake syn, dat me wete,
worynne wy berouen schöllen, dat nemand alletidt
wat nyes mit uprore to makende vorneme. Wy

wolden jo nicht gerne solcke unlust unsen kindern
nalaten, darumme ys düsse ordinantie christlick
unde gödtlick van uns gemaket. Unbillick ysset, dat
me hyr van besweringe wil seggen.

Van unsen dörpkercken1.
Dar schal me ock dat hillige evangelion unsen
lüden predigen unde beide gestalt des sacramentes
geven. So etlike heren de parre to vorlenen hebben2
unde können dat bewisen, den wille wy nichtes ge-
nomen hebben. Overst de vorlenede schal van
unsem superintendenten edder översten pastoren
angenomen werden unde examineret, yfft he ge-
nochsam sy, dat evangelion den armen buren to
predigende, edder de lenheren günnen uns doch
anders nicht, denn ut fründschop unde gudem
willen, dat wy einen öhme tosenden mit bede, dat
se öhne vorlenen willen. Wente yfft wol andere len-
heren synt, den wy nicht schöllen öhre gerechticheit
nemen, so synt wy doch vor Godde schüldich, dat
wy unse lüde mit dem leven evangelio vorsorgen.
De dörpparhere schal na düssem male nenen
köster holden, de nicht kan den kinderen den Klenen
Catechismum Lutheri leren unde se underrichten3+.
Dem schal me ock nichts affbreken, wat he van
olders gehat hefft; kan men öhme wat beteren, dat
mach me don. Wenn ein dörpparhere stervet, so
schal me der armen wedewen4 unde kinderen laten
volgen alle ynkoment des negesten halven jars
edder mer na gelegenheit der parr etc.5 Soferne
doch, dat se mit einem andern dewile de parr mit
predigen unde sacramentrekinge bestelt unde darvor
synen willen maket.

1 Sacheinschlägige Passagen zum ersten Abschnitt
vgl. in der Pommerschen KO von 1535 (Sehling IV,
329), Dänischen KO von 1537 (E.Feddersen, 42-
46), Schleswig-Holsteinischen KO von 1542 (E.
Michelsen, 79-83), Wolfenbüttler KO von 1543
(Sehling VI, 1, 45).
2 Gemeint ist hier die nicht immer ganz eindeutige
Rechtsfigur des Patronats. Vgl. unten S. 881,
Anm. 24.
3 So auch die Wolfenbüttler KO von 1543 (der Sache
nach, auch betr. die im folgenden Satz berück-
sichtigte Besoldung) (Sehling VI, 1, 44f.). Kate-

chismusunterricht durch den Dorfküster auch nach
der KO für Pommern 1535 (Sehling IV, 329) und
für Dänemark usw. 1537 (E.Feddersen, 44) wie
Schleswig-Hoistein 1542 (E.Michelsen, 83).
4 = Witwe; vgl. Schiller und Lübben V, 647.
5 Sachlich entsprechend der Wolfenbüttler KO von
1543 (Sehling VI, 1, 47). Vgl. auch Braunschweiger
KO von 1528 (Sehling VI, 1, 376). Ein volles Nach-
jahr für die Pfarrwitwen beschreibt die KO für
Schleswig-Holstein 1542 (E Michelsen, 84ff.); fast
ebenso Dänemark usw. 1537 (E.Feddersen, 45f.).

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