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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0122
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Kirchenordnung 1544

Klöster unde döme6.
Alle klöster schöllen by uns stille holden, nicht
allene mit öhren missen, sunder ock mit alle öhrem
singende, scholen unse volk nicht to sick ten7 unde
mer vorvören, sünder hören dat evangelion predi-
gen, lesen, studern etc., alse van der gemenen kasten
schal gesecht werden etc. So willen wy nicht ge-
staden, dat se jemand scholde beleidigen etc.
Wy hopen, dat de domheren ock werden na der
uterkanden warheit trachten, wo se de christlike
unde apostolische lere unde eerlick levent annemen.
Wo nicht, so wil ein erbar radt twischen hir unde
Pingsten negestkomende by harder straffe, de ge-
nömet schal werden, allen börgern unde inwonern
vorboden werden, darhen to gahn, besündern des
morgens, wenn dar geholden werden de godtlosen

6 Vgl. Pommersche KO von 1535 (Sehling II, 342),
Dänische KO von 1537 (E.Feddersen, 59f.),
Schleswig-Holsteinische KO von 1542 (E. Michel-
sen, 96ff.). Der Hildesheimer Dom geht zurück ein-
mal auf eine Kapelle Ludwigs des Frommen wahr-
scheinlich von 815, die Maria geweiht war, außerdem
auf eine Kirche für den Domklerus, erbaut von
Bischof Gunthar, Caecilia, wahrscheinlich auch
Valerianus und Tiburtius geweiht. Der erste Stein-
dom wurde unter Bischof Altfried erbaut; er schloß
die Marienkapelle als Ostkrypta ein (Grundstein-
legung vermutlich 852, Weihe 872). Er wurde Maria,
Cosmas und Damianus, Tiburtius, Valerianus und
Caecilia geweiht. Zur Gründung und Weihe des
Domes: Fundatio Ecclesie Hildensemensis bei A.
Bertram, Hildesheims Domgruft und die Fundatio
Ecclesie Hildensemensis. 1897; Annales Hildeshei-
menses, 872; MGHSS III, 48; Chronicon Hildeshei-
mense; MGHSS VII, 851; K.Janicke I, Nr. 12
(nach der angeblichen Originalurkunde). Godehards
Ausbau und Ausschmückung des Domes (,, ... para-
disum delectabile pulchris porticibus altisque turri-
bus inchoavit..."; Vita Godehardi, Kap. 37;
MGHSS XI, 195) wurde ein Opfer des großen Bran-
des 1046 (Vita Godehardi, Kap. 37; MGHSS XI, 215;
Fundatio, aaO., 14f.). Azelin (-1054) begann einen
weit größeren nach Westen verschobenen Dom zu
bauen, konnte ihn jedoch nicht vollenden. Hezilo gab
dem Dom die jetzige Gestalt (Chron. Hild.; MGHSS
VII, 853). Die Weihe erfolgte 1061 (Fundatio, aaO.
14ff.). Anfang des 12. Jhs. wurde die Apsis erbaut
(Chron. Hild.; MGHSS VII, 855), Bischof Bernhard
(1130-1153 ),,...ligneam turrim vetustate dirutam
amovit et novam non modico sumptu reposuit..."
(Chron. Hild.; MGHSS VII, 856). In der Krypta, dem
ältesten Teil des Domes, befindet sich das ursprüng-

missen. Unde up de feste, wenn wy nicht fyren,
schöllen se nicht darhen gahn den ganzen dach. In
middeler tidt können sick de unsen van den predi-
canten wol underrichten laten, dat ydt darna men
ein frevel modtwille wörde syn, so jemand mit dem
hengahnde eine unlust under uns anrichtede, dat
willen wy nicht laten ungestrafft.
Over düsse alle willen wy uns einen gelerden, er-
faren, vorstendigen man vorschaffen, de wol kan mit
andern sündern vornufftich yn goddesfrüchten
handelen, de mit den swacken kan gedult hebben,
de ock so vorstendlich sy, dat he nicht allene dat
volk kan leren, sünder ock den wedderparten den
mund mit Goddes worde unde hilliger schrift stop-
pen, alse Paulus bevelet. Düsse man schal syn super-
intendens8 by uns ym geistliken regiment, he schal
ock sülvest predigen unde yn einer gelegen stede
liche Grab des S. Godehard, der am 7. Mai 1038 be-
graben wurde (Vita Godehardi, Kap. 29; MGHSS XI
214f.; Ann. Hild. 1038; MGHSS III, 102), und die
sogenannte Confessio, ein für die Gebeine des S. Epi-
phanius bestimmter Raum (Translatio der Gebeine
962 aus Padua; MGHSS IV, 248-251). Für beide
Heilige wurden später Ehrenschreine beim Haupt-
altar aufgestellt. Im 14. Jh. wurden die Seiten-
schiffe des Domes durchbrochen für eine Reihe von
Kapellen. Über den Bau am Dom finden sich Zeug-
nisse aus allen Jahrhunderten; z. B. bestimmt das
Domkapitel 1380, daß der freizulassende Eigene für
die Urkunde eine Mark an das Bauamt zahlt (K. Ja -
nicke VI, Nr. 395). Von 1380/81 ist das Verzeichnis
über Einnahmen und Ausgaben des Dombaumeisters
erhalten, worin Baumaßnahmen an Dom und Stift
aufgezählt sind (Janicke VI, Nr. 444). Vgl. H.W.
H. Mithoff III, 92ff.; Kunstdenkmäler der Provinz
Hannover II, 4, 30ff.; H.-W. Krumwiede, aaO.
110ff. ;N. Effmann, Zur Baugeschichte des Hildes-
heimer Domes vom 9. bis zum 12. Jh., Nachlaß
A. Fuchs. 1933, 3. Betr. die Klöster s. unten Nr. 3
(Artikel, von den Angehörigen der Stifter und Klö-
ster zu beschwören. 1546). Bei der Reformation
nahmen die Evangelischen die Kirchen der Bettel-
orden an sich; vgl. J. Gebauer I, 337; auch oben
Einleitung, S. 814.
7 = ziehen; vgl. Schiller und Lübben IV, 528.
8 Einen ,,äversten prediger" sieht bereits die Kirchen-
und Schulordnung des Johannes Aepinus für Stral-
sund von 1525 vor: ,,De äverste prediger schall
darup sehen, dat de prediger Gades wort recht vöh-
ren un datsulvige mit enem göttlicken leven zieren."
(Sehling IV, 542). - Der Vorschlag, ,,in jiglicher
pflege am fürnehmsten ort einen pfarrer einzusetzen,
als aufsehr" wurde von dem Pfarrer Mecum zu Gotha,

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