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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0127
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Stadt Hildesheim

synt düvelsleren, darmede se unse conscientien
willen wedder up dat nye gefangen nemen.
Dewile nu vele stede unde lande, de dat evange-
lion angenomen hebben, solcke kleder unde lichte
allene des hilligen dages by dem sacramente noch
beholden, nicht nödtlick vor Godde, sunder ailene
eerlick vor den minschen, so wille wy se ock be-
holden, so lange, dat se alle andere, de dat evange-
lion hebben angenomen, eindrechtichlick affdon.
Alse denne so wille wy ock nicht sünderhck syn,
willen unse predicanten nicht gebruken der stolen5
unde manipelen6, dar frage wy nichtes na, dat schal
öhne fry syn ut dersülven christliken fryheit, alse
gesecht.
Ein evangelisch prediger wert spottisch gefraget:
Worumme stecke gy lichte an up dem altare ym
lichten dage, dar gy wol können ane hchte seen ? De
prediger vant balde ein gudt antwort unde sprack:
Wy holden dar des Heren aventmal. Christus helt
syn leste aventmal unde gaff dat sacramente yn der
nacht, do he vorraden wart, dar weren vele lichte
yn dem groten sale umme der düster nacht willen.
So steke wy nu ock lichte an, nicht umme der nodt
willen ym klaren dage, sunder to bedüdende unde
to betekende, dat wy dar holden nicht eine midda-
gesmaltidt edder-etent, sunder datsülve aventetent,
dungsstück unter den päpstlichen Meßgewändern
bereits im Ordo Romanus I, 6; MSL 78, 940.
Weiteres s. bei V. Schultze, RE3 10, 529; J. A.
Jungmann, aaO. I, 356f. u. ö. (Lit.).
5 Stola = im 9. Jh. eingebürgerter Name für das
orarium, eines den Nacken umziehenden Stoff-
streifens, der zum Amtszeichen des (höheren) Kleri-
kers wird. Während der Meßhandlung trägt der
Priester die Bänder vorn gekreuzt, der Bischof läßt
sie parallel hängen. Vgl. V. Schultze, aaO. 528f.;
J. A. Jungmann, aaO. I, 355f. (Lit.).
6 Manipel = über den linken Unterarm getragener
schmaler Gewandstreifen. Im Ordo Romanus I, 7
(aaO.) erteilt der Papst am Schluß der Ankleide-
zeremonie im secretarium neben dem Basilika-
eingang mit der Übernahme des Manipels das
Zeichen zum Beginn des Einzugs in die Basilika.
Weiteres s. bei V. Schultze, aaO. 528; J. A. Jung-
mann, aaO. I, 87. 353ff. (Lit.).
7 Wolfenbüttel 1543 läßt folgen: das deutsche Bene-
dictus (Gelavet sy de Here, de Got Israel), ein Lied,
Kyrie (mit näheren Anweisungen zum Kyrie-
gesang), während des Gesanges das Stufengebet.
8 Introitus, ursprünglich = Gesang beim Einzug des
Klerus in die Basilika. Nach dem Ordo Romanus I, 8
(MSL 78, 941) gesungen vom Chor, der rechts und

dat Christus do helt mit synen jüngern yn der nacht,
do he vorraden wart. Dat ys so ein fyn antwort, de
bedüdinge unde antekinge ys gudt; dennoch schölle
wy ydt nicht holden alse nödich, alse gesecht ys7.
Int erste mach me singen vor dem introitum8 Misse.
einen düdeschen psalm edder ledt, ut der hilligen
schrift gemaket.
Under dem gesange geit de prester vor dat altar
unde kneet sick mit dem oppermanne, bedet vor
sick unde vor dat volk unde vor alle nodt der
christenheit also:
Pater noster etc. De opperman secht: Amen.
Domine non secundum peccata nostra etc. De
opperman: Neque secundum iniquitates nostras etc.
[Ps 103, 10].
Domine ne memineris etc. De opperman: Cito
anticipent nos etc.
Adiuva nos Deus etc. De opperman: Et propitius
esto etc.9
Darna steit de prester up unde geit vor dat altar,
schicket sick to singen unde to lesen.
Na dem gesange singet men Kyrie etc.
De prester singet: Gloria in excelsis Deo10. Dat
schölerchor antwerdet unde singet: Et in terra
pax etc.
Balde singet de ganze kercke: Allene Godt in der
links vor dem Eingang zum Presbyterium Auf-
stellung genommen hat. Der Introitus besteht aus
Antiphon, Psalm oder Psalmteil, Gloria Patri und
Wiederholung der Antiphon. Vgl. J. A. Jungmann,
aaO., 333ff. 397ff.; J. Beckmann, Leiturgia II,
59ff.; O. Brodde, Leiturgia IV, 438ff.; B. Stäb-
lein, MGG VI, 1375ff.
9 Bei dem vorangegangenen Text handelt es sich um
ein Stufengebet. Das Rüstgebet in Dialogform an
den Stufen des Altars leitet sich letztlich her aus den
Apologien, die der in die Kirche einziehende Klerus
im Frankenreich zu sprechen hatte. Mit dem Fort-
fall des Einzugs der Kleriker und der Verlegung der
Sakristei in die Nähe des Chores wandelte sich der
Charakter der Rüstgebete: aus den Einzugsgebeten
wurden Stufengebete bzw. wurde das Stufengebet
(meistens mit anderem Text als in unserer KO; vgl.
Sehling VII, 1, 74 mit Anm. 71, dazu Schleswig-
Holstein 1542 mit dem Stufengebet des einen
Priesters, der die Messe halten will: . valle yn de
kne vor dem altar und lese by sick Confiteor. He
bidde vor de prediger des evangelii, vor den könnink
unde vor dat rike, ock vor desse förstendöme
Ähnlich Dänemark usw. 1537.). Vgl. B.Klaus, Lei-
turgia II, 528ff. 542ff.; Einleitung, oben S. 810.
Große Doxologie, auch Hymnus angelicus genannt

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