Kirchenordnung 1544
alse geschreven ys van den veer evangelisten: Do
de Here Christus na dem aventetende gedanket
hadde, gink he över dat flet21 Cedron etc. Darna
mach he eine halve stunde antögen, wo me des
hdens Christi bruken schölle, unde na der maltidt,
wes mer yn der passien utleggen. Wo denn ock nu
etlike gefunden werden, de up den dach sick wolden
berichten laten, de mögen ydt don. Doch schal me
ock nalaten dat del der missen, welckör me plecht
vor der predige to holden, unde anheven van der
vormaninge to dem sacramente. Darna volget dat
Vaderunse etc.
Am dage Johannis Baptiste22 schal me predigen
van dem utwendigen denste des gödtliken wordes
jegen de wedderdöpers, welcköre up dem spröke
stan, se werden alle van Godde gelert werden
[Joh 6, 45], darmede se alle scholen wöste maken23.
Hyrby ys to vorhödende, dat gelickwol ock de
historia van Sünte Johannes nicht vorsümet werde,
welcköre so lank ys, dat me se yn einer predige nicht
wol endigen kan, nömelick, wo he sy entfangen,
geboren, geprediget hefft unde tom lesten ock ent-
hövet ys. Wes me nu des yn einem dage nicht ut-
richten kan, dat mach me yn andern dagen vull-
enden. Ock mach me am dage Johannis singen de
Sprache: ,,Historia des lidendes vnde der Vpstan-
dinge vnses Heren Jesu Christi / vth den veer Euan-
gelisten / dorch Johannem Bugenhagen Pomern
vppet nye vlitigen tosamende gebracht". Witten-
berg 1531. Vgl. C.Geisenhof, Bibliotheca Bugen-
hagiana. 1963, Nr. 76 ff. Vgl. dazu Sehling VII, 1,
57 mit Anm. 8 a.
= fließendes Wasser, Bach; vgl. Schiller und
Lübben V, 271f.; Lasch und Borchling I, 745f.
22 = 24. Juni.
23 Gegen die Verachtung der Predigt oder des münd-
lichen Wortes wendet sich schon der 8. Marburger
Artikel 1529; vgl. Sehling VII, 1, 361 f. mit Anm. 12
(vgl. dazu ebd. Anm. 11 betr. die Verachtung des
,,äußerlichen Wortes" durch verschiedene ,,Schwär-
mer"). Zur Ablehnung des luth. Schriftprinzips und
zur Lehre vom ,,Hören des innerlichen Wortes im
Abgrund der Seele" bei Thomas Müntzer vgl.
C. Hinrichs, Luther und Müntzer usw.2. 1962,
50ff.; E. Bloch, Thomas Müntzer als Theologe der
Revolution (Bibl. Suhrkamp Bd. 77). 1960/67, bes.
213ff.; M.M.Smirin, Die Volksreformation des
Thomas Münzer und der große Bauernkrieg2. 1956,
207ff.; W.Elliger, Thomas Müntzer. Leben und
Werk. 1975, 446 ff. u.ö.
24 ...nostro = Sequenz des Tages Decollatio S. Joh.
sequentien van syner enthövinge: Psaliite regi etc. 24
De dach Michaelis ys ein gemene danksegginge
vor alle früchte, de wy des jars gesamelt unde ent-
fangen hebben. Darumme schal de ganze vorsamme-
linge vort na der predige singen to der danksegginge
mit groter andacht25. Overst sowol des morgens alse
des namiddages schal me predigen van den engelen,
up dat yderman vorsta, wat gudes wy van Godde
dorch öhren denst entfangen hebben, dat wy ock
Godde darvor danken mögen26.
Van den vyrdagen1.
Wy möten etlike feste beholden, nicht umme der
dage willen, sunder van wegen der predige des gödt-
liken wordes, dat alle stücke des hüügen evangelii
mögen bequemlick utgelecht werden.
Wy nemen nene vyrdage an denn allene de ge-
wöntlike Söndage, darmede me van dem arbeide
rouwen, dat wort Goddes hören, dat sacramente
entfangen unde ynt gemene vor alle nodtrofft
bidden, ock Godde vor syne woldadt danken mögen,
willen darumme unde gebeden ock, dat me sick ein-
drechtück yn den frydagen finden late unde sick
Bapt. (29. August); vgl. Wackernagel I, Nr. 161;
J. Kehrein, Lateinische Sequenzen des Mittel-
alters. 1873, Nr. 352.
25 Schleswig-Holstein 1542 sieht hier den Gesang des
Te Deum vor (E.Michelsen, 38), ebenfalls Däne-
mark usw. 1537 ,,die angelorum" (E.Feddersen,
21); Wolfenbüttel 1543 sagt hier ausdrücklich, daß
das deutsche Te Deum Luthers gesungen werden
soll (Sehling VI, 1, 63).
26 Wolfenbüttel 1543 weist noch darauf hin, daß das
Michaelisfest als Vierzeitenfest gefeiert werden soll,
wobei der Vierzeitenpfennig zu erheben sei. Kraut-
weihe und Palmenzauberei seien abzuschaffen. Vgl.
Sehling VI, 1, 63.
1 Im allgemeinen stimmt das Kapitel wörtlich überein
mit dem entsprechenden in Wolfenbüttel 1543
(Sehling VI, 1, 63f.); vgl. aber Anm. 10. 13. 14.
Vorbildlich war auch hier Schleswig-Holstein 1542
(E.Michelsen, 39f., größtenteils entsprechend
Dänemark usw. 1537; E.Feddersen, 21f.; im
zweiten Teil des Kapitels weichen Wolfenbüttel und
Hildesheim freilich stärker von Schleswig-Holstein
ab. Ferner vgl. Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1,
396 ff.); Hamburg 1529 (Sehling V, 513ff.); Lübeck
1531 (Sehling V, 358); Pommern 1535 (Sehling
IV, 343).
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alse geschreven ys van den veer evangelisten: Do
de Here Christus na dem aventetende gedanket
hadde, gink he över dat flet21 Cedron etc. Darna
mach he eine halve stunde antögen, wo me des
hdens Christi bruken schölle, unde na der maltidt,
wes mer yn der passien utleggen. Wo denn ock nu
etlike gefunden werden, de up den dach sick wolden
berichten laten, de mögen ydt don. Doch schal me
ock nalaten dat del der missen, welckör me plecht
vor der predige to holden, unde anheven van der
vormaninge to dem sacramente. Darna volget dat
Vaderunse etc.
Am dage Johannis Baptiste22 schal me predigen
van dem utwendigen denste des gödtliken wordes
jegen de wedderdöpers, welcköre up dem spröke
stan, se werden alle van Godde gelert werden
[Joh 6, 45], darmede se alle scholen wöste maken23.
Hyrby ys to vorhödende, dat gelickwol ock de
historia van Sünte Johannes nicht vorsümet werde,
welcköre so lank ys, dat me se yn einer predige nicht
wol endigen kan, nömelick, wo he sy entfangen,
geboren, geprediget hefft unde tom lesten ock ent-
hövet ys. Wes me nu des yn einem dage nicht ut-
richten kan, dat mach me yn andern dagen vull-
enden. Ock mach me am dage Johannis singen de
Sprache: ,,Historia des lidendes vnde der Vpstan-
dinge vnses Heren Jesu Christi / vth den veer Euan-
gelisten / dorch Johannem Bugenhagen Pomern
vppet nye vlitigen tosamende gebracht". Witten-
berg 1531. Vgl. C.Geisenhof, Bibliotheca Bugen-
hagiana. 1963, Nr. 76 ff. Vgl. dazu Sehling VII, 1,
57 mit Anm. 8 a.
= fließendes Wasser, Bach; vgl. Schiller und
Lübben V, 271f.; Lasch und Borchling I, 745f.
22 = 24. Juni.
23 Gegen die Verachtung der Predigt oder des münd-
lichen Wortes wendet sich schon der 8. Marburger
Artikel 1529; vgl. Sehling VII, 1, 361 f. mit Anm. 12
(vgl. dazu ebd. Anm. 11 betr. die Verachtung des
,,äußerlichen Wortes" durch verschiedene ,,Schwär-
mer"). Zur Ablehnung des luth. Schriftprinzips und
zur Lehre vom ,,Hören des innerlichen Wortes im
Abgrund der Seele" bei Thomas Müntzer vgl.
C. Hinrichs, Luther und Müntzer usw.2. 1962,
50ff.; E. Bloch, Thomas Müntzer als Theologe der
Revolution (Bibl. Suhrkamp Bd. 77). 1960/67, bes.
213ff.; M.M.Smirin, Die Volksreformation des
Thomas Münzer und der große Bauernkrieg2. 1956,
207ff.; W.Elliger, Thomas Müntzer. Leben und
Werk. 1975, 446 ff. u.ö.
24 ...nostro = Sequenz des Tages Decollatio S. Joh.
sequentien van syner enthövinge: Psaliite regi etc. 24
De dach Michaelis ys ein gemene danksegginge
vor alle früchte, de wy des jars gesamelt unde ent-
fangen hebben. Darumme schal de ganze vorsamme-
linge vort na der predige singen to der danksegginge
mit groter andacht25. Overst sowol des morgens alse
des namiddages schal me predigen van den engelen,
up dat yderman vorsta, wat gudes wy van Godde
dorch öhren denst entfangen hebben, dat wy ock
Godde darvor danken mögen26.
Van den vyrdagen1.
Wy möten etlike feste beholden, nicht umme der
dage willen, sunder van wegen der predige des gödt-
liken wordes, dat alle stücke des hüügen evangelii
mögen bequemlick utgelecht werden.
Wy nemen nene vyrdage an denn allene de ge-
wöntlike Söndage, darmede me van dem arbeide
rouwen, dat wort Goddes hören, dat sacramente
entfangen unde ynt gemene vor alle nodtrofft
bidden, ock Godde vor syne woldadt danken mögen,
willen darumme unde gebeden ock, dat me sick ein-
drechtück yn den frydagen finden late unde sick
Bapt. (29. August); vgl. Wackernagel I, Nr. 161;
J. Kehrein, Lateinische Sequenzen des Mittel-
alters. 1873, Nr. 352.
25 Schleswig-Holstein 1542 sieht hier den Gesang des
Te Deum vor (E.Michelsen, 38), ebenfalls Däne-
mark usw. 1537 ,,die angelorum" (E.Feddersen,
21); Wolfenbüttel 1543 sagt hier ausdrücklich, daß
das deutsche Te Deum Luthers gesungen werden
soll (Sehling VI, 1, 63).
26 Wolfenbüttel 1543 weist noch darauf hin, daß das
Michaelisfest als Vierzeitenfest gefeiert werden soll,
wobei der Vierzeitenpfennig zu erheben sei. Kraut-
weihe und Palmenzauberei seien abzuschaffen. Vgl.
Sehling VI, 1, 63.
1 Im allgemeinen stimmt das Kapitel wörtlich überein
mit dem entsprechenden in Wolfenbüttel 1543
(Sehling VI, 1, 63f.); vgl. aber Anm. 10. 13. 14.
Vorbildlich war auch hier Schleswig-Holstein 1542
(E.Michelsen, 39f., größtenteils entsprechend
Dänemark usw. 1537; E.Feddersen, 21f.; im
zweiten Teil des Kapitels weichen Wolfenbüttel und
Hildesheim freilich stärker von Schleswig-Holstein
ab. Ferner vgl. Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1,
396 ff.); Hamburg 1529 (Sehling V, 513ff.); Lübeck
1531 (Sehling V, 358); Pommern 1535 (Sehling
IV, 343).
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