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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0161
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Stadt Hildesheim

der vestinge ut der stadt Hildensem vorfolget
werden.
Und dewile ock vehele untuchtige und loße
fruwesparßonen13 bynnen Hiidenßem, by geist-
licken und wertliken, syck entholden und in un-
plicht, laster und schanden leven, so schullen de-
sulven sodaner14 unschicklicheit van stund affstaen
und sick van papen und andern, ahn allen ortern,
wur de sick to Hildensem entholden und woynen,
begeven, ader sunst tor ehe grypen und sick de
papen effte15 ander in dem sacrament der hilligen
ehe geven laten, ader sunst schullen de loßen
fruwen, de sick dis anderst holden, ut Hildenßem
hirmede vorwißet weßen, und schal ock datt ge-
meyne fruwenhuß16 ganzs daelgelecht und toge-
sloten werden. Weren aber etliche under den loßen
fruwen, de sick sunst ehrlich holden wolden, schullen
dennoch van papen und andern sick begeven und in
sonderlyke wohninge up de rege tehen, borgerschen
werden und naber gelick, mit schoten, waken17 und
anderer unplicht to doinde schuldich syn, und so up
den fal, dersulven fruwen welke sick dach effte
nacht wedderumb to den papen effte andern er-
foigeden und fortan in laster und schanden, ut-

13 Erlasse und Statuten über die ,,loßen fruwespar-
ßonen" finden sich häufig in den Urkunden. Sta-
tutensammlung 1440 (Urkundenbuch IV, Nr. 371):
,,Item wii sint eyn geworden unde beiden den vrou-
wesnamen, de openbare unordeliken leven, dat sek
de neyne megede volgen laten, neyne douke over-
hengen unde ok neyne koralensnore, spangen, bar-
durwerk, krusedouke efte gulden ringe endragen
hemeliken eder openbar..." Weitere Kleiderver-
ordnungen und Verhaltensmaßregeln folgen
...uppe dat me sey vor vromen vruwen bekennen
moge." Ähnlich 1445 (Urkundenbuch IV, Nr. 598).
In den Punkten des Rates in Verhandlung mit
einem Bevollmächtigten des Bischofs über Juden,
Sonntagsfeier u. a. wird verordnet, daß ,,... vruwen,
dede unortliken leven, ok welke teken dragen, dar
me se bii mang anderen vromen vruwen bekennen
mochte." (c. 1451 Urkundenbuch VII, Nr. 70). Ue-
gen den Luxus in der Tracht ,,van den losen fro-
wen" erläßt der Rat mehrere Verordnungen ([1468]
Urkundenbuch VII, Nr. 609; [1523] VIII, Nr. 696;
,,Entfangen to broken van husinge der bisteren
vruwen..." aus der Stadtrechnung 1440 Urkunden-
buch VI, S. 623). In der Gegenschrift des Rates auf
die Klageschrift des Bischofs Magnus beschäftigt
sich Art. XLI mit dem Wohnen verdächtiger Frauen
bei Geistlichen ,,.. .unde wii menen, dat unsem hern

wendich ohrem huße ader darinnen, leveden, so
vaken datt men des inne werd, schal fruwe- und
mahnsparsone to iderer tydt twintich nige punt to
broke18 geven und betalen, ader ut Hildenßem vor-
wißet und nicht wedder ingestadt werden, so ock
etlike van borgern effte borgersken unplicht wurden
und loße fruwen by sick holden und hebben,
schullen ock desulven van stund vorlaten und syck
des affdohn ader wiff und mahn ock ut Hildensem
vorwißet werden, und wur ock van borgern effte
knechten eyn maget beslapen, we des also befunden,
schal to iderer tydt alse ein borger 40 nige punt und
de knecht twintig nige p[un]t, ock de maget teyn nige
punt dem raide to broke to gevende und sunst der
maget, de overtreden van borgern effte knechten
nichts mer to gevende schuldich syn, und schullen
to dussen vorertalden artykeln twe heyrn geßettet
werden, dusser dinge by ohren eyden flytige achtinge
to hebben. Des wette sich menniglich also to richten
und bewahre sick vor schaden.
Lectum 3a post Reminiscere
a[nn]o 4319.

nicht enbore, de papen darto to verdedingende,
vruwen effte megede to hebbende unde mit one to
wonende unde mit namen de vordichtlik sint, alse
one dat in dem rechten vorboden is." (1440 Ur-
kundenbuch IV, Nr. 390, S. 368)
14 = solcher; vgl. Schiller und Lübben IV, 283;
Lasch und Borchling III, 321.
15 =oder; vgl. Schiller und Lübben I, 629; Lasch
und Borchling I, 515.
16 Das gemeine Frauenhaus wird 1505 erwähnt (Ur-
kundenbuch VIII, Nr. 471). „Anno etc. XVCV des
Donredages na Jubilate werden dusse beyde nabe-
screven, by name Hinrick Francke und Clawes
Witzenborch, ute Hildensem gejaget unde kleppet
dorch mester Hans de vilre umme orer schalkheyt
willen, de se gedan hadden imme frowenhuse und
ock sust...". 1491 wird ein „hoerenwert" genannt
(Urkundenbuch VIII, Nr. 224).
17 Vgl. dazu unten S. 891.
18 = Geldstrafe für den Bruch des Gesetzes; vgl.
Schiller und Lübben I, 428ff.; Lasch und
Borchling I, 351. Zum Pfund vgl. oben S. 841,
Anm. 10.
19 Der Sonntag Reminiscere fiel 1543 auf den 18. Febru-
ar. Unser Datum: Mittwoch, 21. Februar 1543. Vgl.
O. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung des
deutschen Mittelalters und der Neuzeit8. 1941, 144.

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