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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0163
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Stadt Hildesheim

truwen beeden12 und loven13 per manualem stipula-
tionem:
Nachdem se lange jar mit orem sulvest lyve, erve
und gudern hir to Hildennsem gewonet und so nach
alle orer friheid und gefalle gelevet und gehandelt,
ist nicht unbillig, se nu ok in der nott nicht vor-
rucken sonder by uns bliven und sick ore liff und

wurden sie 1522 von den Hildesheimer Bürgern
niedergebrannt. Auf Beschluß der Bürgerschaft
(vgl. Anm. 9) wurde das wiedererrichtete Kloster
erneut zerstört. 1553 mußte es auf jegliche An-
sprüche verzichten (Urkundenbuch VIII, Nr. 896).
Nachdem die Klosterleute in der Folgezeit immer
wieder unter Kriegshandlungen zu leiden hatten,
wurden im 17. Jh. neue Gebäude innerhalb der Stadt
errichtet, die später als Armen- und Krankenhaus
verwendet wurden. Vgl. H. W. H. Mithoff III,
157f.; Kunstdenkmäler der Provinz Hannover II,
4, 280ff.; H.-W. Krumwiede, aaO. 117.
11 Zu den Hildesheimer Brüdern des gemeinsamen
Lebens, die hier gemeint sind, vgl. auch Einleitung,
oben S. 797. Um 1430 begann Frater Gottfried aus
dem Herforder Haus der Kongregation in Hildes-
heim zu wirken. Nachdem die Brüder zuerst in frem-
den Häusern und Klöstern Unterkunft gefunden
hatten, verkauften Domvikare mit Zustimmung des
Bischofs Magnus 1444 u. a. ,,...hern Bernde van
Buederick rectori des klerikes husz to Hildensem
unde den gemeynen presteren unde kleriken, de myt
one wonen unde leven in dat gemeyne..." ein Haus
im Brühl (Annalen und Akten der Brüder des Ge-
meinsamen Lebens, 160ff.; vgl. 10), den sogenannten
Lüchtenhof, ,,...en hus, dat selede gegeven hevet
unser vrowen to den kerten, de man ere voredrecht
to den hochtiden..." (Urkundenbuch I, Nr. 727);
eine Vision berichtet von nächtlich brennendem
Licht an der Stelle der späteren Kirche (ca. 1436;
Annalen und Akten, 11). ,,Anno XLVIII circa
festum Marie Magdalene ceperunt edificare ec-
clesiam, non tamen aperte quasi ecclesiam set quasi
domum quandum propter metum civium." (Annalen
und Akten, 16) Die Kirche wurde auch heimlich ge-
weiht ,,...consecrata est ecclesia nostra domus
nostre tom Luchtehave beate Marie virginis prope et
extra muros civitatis Hildensem in honore Sancte et
individue Trinitatis, beate Marie virginis, Sancte
Crucis, Sancti Bernwardi episcopi, Omnium angelo-
rum, Omniumque Sanctorum" (Annalen und Akten,
327). Die 1449 erteilten Ablässe durch den päpst-
lichen Legaten und Kardinaldiakon zu St. Angeli in
Rom, Johann, wurden 1451 von Nicolaus v. Cusa
zusammen mit der Bestätigung der Erhebung des
Lüchtenhofes zum Kollegiatstift erneuert (Annalen
und Akten, 21 f. 164f.). Zum Abschluß kam der
Kirchbau mit der Weihe der Krypta 1472/3 (Anna-
len und Akten, 66. 328). Zahlreiche Stiftungen
fließen der Kongregation zu (z. B. 1473 Urkunden-

guder so leif15 alse gesworne borger16 weßen laten.
Und dejennigen, so in disser nott von uns worden
wiken, scholden nymermehr wedderumb in de stad
gelaten worden ane wetten und fulbord17 eynes er-
barn ratts und alle derjennigen, so vor Hildenßem
raden18.
So ok segel19, breife20, sulver, golt, barschup21,

buch VII, Nr. 757. 780; 1480 ebd. Nr. 933 u. ö.).
1463 wurden die Privilegien des Lüchtenhofes ange-
nommen (Annalen und Akten, 61ff. 206ff.), die je-
doch später geändert wurden (ebd. 53. 172ff.). Bei
der Kongregation befand sich eine Schule. 1505 ver-
pflichtet sich der Konvent gegenüber dem Pauliner-
kloster: ,,...wan wy anhevende worden domum
scholarium ...,dat wy to unsen lectien unde resump-
tien schullen willichliken tostaden ses junge fratres
edder personen ores orden unde ut orem kloster..."
(Urkundenbuch VIII, Nr. 477). 1526 nach der Stifts-
fehde verbietet der Rat den Handel und Verkehr mit
der Kongregation (Urkundenbuch VIII, Nr. 746).
Ca. 1526 nimmt der Rat sie in seinen Schutz (ebd.
Nr. 751); 1594 wird sie aufgehoben, in den Gebäuden
wird ein Institut für arme Studenten eingerichtet,
einen Teil der Gebäude übernimmt der Kapuziner-
orden. Vgl. A. Bertram I, 514ff.; Kunstdenkmäler
der Provinz Hannover II, 4, 284ff.
12 =erbieten, eidlich geloben; vgl. Schiller und
Lübben VI (Nachtrag), 36; Lasch und Borch-
ling I, 161.
13 = versprechen; vgl. Schiller und Lübben II,
736f.
14 = entfernen; vgl. Schiller und Lübben V, 426f.;
Lasch und Borchling I, 907f.
15 = lieb, wert; vgl. Schiller und Lübben II, 675f.
16 Der Klerus, die Juden und die ,,Mitbewohner"
hatten nicht die volle bürgerliche Pflicht bzw. Ehre.
Die Bürgerschaft, die mit gewissen Rechten und
Pflichten verbunden war, wurde entweder ererbt,
gekauft oder geschenkt. Sie konnte aufgekündigt
werden. Vgl. Protokoll über den Ausschluß ge-
nannter Bürger der Neustadt aus der Bürgerschaft
der Altstadt: ,,De rad leyt one lesen den eyd, dar se
se up to borgere entfangen hadden, unde de borger-
mester sede on, de rad hedde se up den eyd to bor-
gere entfangen, unde nu se uppe der Nyenstad won-
den, enwelde se de rad vor nene borgere hebben..."
(Urkundenbuch III, Nr. 479 1411).
17 = Erlaubnis; vgl. Schiller und Lübben V, 550;
Lasch und Borchling I, 1023.
18 raden vor = sorgen für;vgl. Schiller und Lübben
III, 413f.; in den Urkunden häufig vorkommender
Terminus, z. B. Urkundenbuch VIII, Nr. 756. 758.
19 = Siegel; vgl. Schiller und Lübben IV, 167;
Lasch und Borchling III, 180.
20 = Urkunden; vgl. Schiller und Lübben VI
(Nachtrag), 86; Lasch und Borchling I, 343.
21 = Barschaft; vgl. Lasch und Borchling I, 149.

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