Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0166
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Artikel für die Angehörigen der Stifter und Klöster 1546

Nachdem de canonicke und vicarien tom hilligen
Krutze, to Sunte Johannße, to Sunte Andreasße
und andere vermeinte geistligen bynnen Hildennsem
vill groter wonunge, garden und lenderige hebben,
darvon se kein schot41 , wachte42 edder plicht gedan
alle jar wu andere borgere:
Welckor friheid one vorgont ungetwivelt darumb,
dat se geistlige lude und alle dage in der kercken
süngen und lesen und vor uns andern scholden
beden und mogen de friheid ok angefangen heb-
ben, eher de stad Hhdensem in dessen loffligen
stant gekomen, ok eher welle, muren und graven
mit so swarer unkost towegen gebracht.
Dewih aber den gemelten geistligen ore misbruke
und affgoddissche ceremonien neddergelecht und se
genochsam overtuget, wu ok vor ogen to besehnde,
dat se noch Godde noch der stad Hildensem deynen,
so sin se und ore guder schon der angetogen friheid
verlustich, quia cessat causa etc.
Derhalven were jo billig und recht, dat gemeine
stad an solken wonungen und garden ore geborende
schot und plicht mochten hebben, und wes leddich43
und loß fille, dat solk verwaret worde denjennen, so
der kercke deinen und to andern milden gaben.
Alse Henning Blome und Jo Bruns von Speier44
gekomen, hefft dat ganze regiment beraden und
word den dren stiften angesecht, nymanden in
mense applicato to admitteren noch ordinatie to er-
welen. Und dat ist im winter nochmals vom ganzen
regiment besloten und ethge darto verordent, so

schof Otto II. bestätigt die Verordnungen seiner Vor-
gänger. 1401 bestätigt Bischof Johannes III. die
Privilegien des Konvents (Urkundenbuch III, Nr.
13), ebenso 1430 Bischof Magnus (Urkundenbuch IV,
Nr. 103), der 1442 auch zu Beisteuern zur Erneue-
rung der Gebäude aufruft (Urkundenbuch IV,
Nr. 449; ähnlich 1454,Urkundenbuch VII, Nr. 153).
Auch ,,...up Sunte Johanses hus vor dem Damme
to Hildensem..." bestand ein Beginenkonvent, der
zuerst 1380 erwähnt wird (Urkundenbuch II, Nr.
445). Vgl. H. W. H. Mithoff, III 160.
41 =Schoß, Steuer; vgl. Schiller und Lübben IV,
123f.; Lasch und Borchling III, 128.
42 =Wachtdienst, auch Geld für den Wachtdienst;
vgl. Schiller und Lübben V, 569f.; ,,fry gegeven
von schote, von wachte, van aller plicht", eine ge-
läufige Zusammenstellung.

wolden gy gerne wetten, wu de sake stan und an
wem de mangel, dat den dingen nein folge geschee.
Item nachdem der papen guder, so ane testament
vorfallen, von rechtswegen de erfguder an de nehi-
sten erven und wu von der kercken erovert, widder-
umb in de kercken kommen schallen, derhalven ein
bisschup edder syn ofhciah de guder alse stadhelder
ingenommen: dewih nu ere geistlige gerichte nidder-
hcht, se ok de güder nicht in der kercken gebrück
gewant, eff nu nicht billig sy, ein erbar raid, der-
jennen guder, so ane duchtige testament verfahen,
anemen, de frunde na aller gelegenheid affleggen
und dat overige to behoif der kercken bileggen.
De lehene, so in denn kasten schulden fallen45 ,
item vele huse up der rige46 don neyne plicht,
schullen to lehenen horen. Item vele gemeiner papen
sitten fry, worden nicht gefurdert.
Indem unße herde Christus ok alle sine Cristen
ermanet unde warnet, wor ein ryke, under sick tor-
trennet47 , und ein stad, in sick sulvest uneyns, wat
schade und vorderf darut folget [Mt 12,25; Mk 3,24;
Luk 11, 17], darumb schullen alle geistlige sick ver-
willen un vorgerort der stad und oren borgern
truwelige einicheid to bewisende, widder sei und
gemeine cristlige vorhin nicht raden, daden edder
jennige vorschaff don48 heimlig edder openbar
noch to donde verschaffen, sondern sick truwelig,
fruntlig und nabarlig erzeigen und holden, so will
man sick wedderumb fruntlig bewisen.
Szo ok an der eddeln jogent vill gelegen und so-

43 = frei; im rechtlichen Sinne: zur freien Verfügung;
vgl. Schiller und Lübben II, 644f.
44 Johann Bruns war von 1543 bis zu seinem Tode 1548
Syndikus der Stadt Hildesheim (Bestallungsur-
kunde: Urkundenbuch VIII, Nr. 871). Zusammen
mit Henni Blome, 1543 und 1545 als Mitglied des
sitzenden Rates genannt (J. Brandis' des Jüngeren
Diarium, 54 u. 58), wurde er im Frühjahr 1544 zum
Reichstag nach Speyer gesandt, von wo beide am
22. Mai 1544 zurückkehrten (ebd. 56).
45 Vgl. oben S. 845. 879f.
46 Zur ,,Reihe" vgl. oben S. 885.
47 = zertrennt; vgl. Grimm, Dentsches Wörterbuch
XVI, 635.
48 = Vorsorge treffen; vgl. Lasch und Borchling I,
911.

891
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften