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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0176
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7. Bestallung des Organisten Severus Kroschen.
15811

Wir, Warner Schmedt, Christoffer Thoinen, Bar-
wardt Becker, Jacob Knackstert, Henning Wilde-
feur, Jacob Dorrien, itziger zeit von einem erbarn
rate dero stadt Hildeßheimb verordente furstehere
oder kastenhern der kirchen Sancti Andreae2binnen
Hildeßheimb, tuen kund hiemit offentlich beken-
nende für unß und unsere nachkomen ahm selbigen
kirchenampte, das wir den achtparn und ehrhafti-
gen Seuerus Kroschen aufs neie wiederumb zehen
jarlang, von itzt kunftigen Michaelis ahn zu rech-
nen, zu einem diener und organisten ahngenomen
und bestalt haben, folgender gestalt: Das er alle
Sonnabent die vesper, des Sontags und andere fes-
tage die messe und vesper obberurter kirche schla-
gen und sich in seinem ampte, wie dan bißhero auch
anderst nicht geschehen, christlich verhalten soll.
Zudeme soll er darbeneben der neuen orgeln3treulich
und vleissig furstehen, mit nichten etwaß vorwar-
losen oder verseumen, dadurch das werk in schaden
geraten und verderben muchte, und so etwaß
mangelhaftigs darahnne befunden, mit allem ernste
und besten vermuegen zufurkome, das rorwerk mit
stymmen dermassen vorwaren, das dieselbigen in
ihren wolstanden wie bißhero ehrh[alten?] werden,
wellichs alles ehr dan soll und will auf der kirchen
unkosten bessern, reparieren und in vorigen wol-
stand zu erhalten hiemit vorpflichtet sein etc. Da
aber etwan dem neuen werk sonsten durch regen-
wasser von der kirchen oder in andere wege schade
geschehe, also das der rost die iseren regystern und
schrauben inwendich der laden, da man nicht zu-
komen kan, und der salpeter die pfeyfen etliche
durchgefressen und vorderbet hette, welches durch
kein unfleiss oder verseumnis entstanden und also
augenscheinlich zu beweissen wer, das ahn seinem
vleis desfals nicht gemangelt, sondern das ohn
1Druckvorlage: Konzept aus dem Pfarrarchiv
St.Andreae, A. 241. Dorsalvermerk: Concept be-
langend Seuerus Kroschen bestallunge etc. - Das
Stück ist stellenweise beschädigt. - Zu Seuerus
Kroschen vgl. oben S. 899 mit Anm. 1.
2 Zur St. Andreaskirche vgl. Einleitung, oben S. 794f.
Die Kastenherren erscheinen größtenteils nament-

auf- und außnemunge der ganzen oder halben laden
und der pfeyfen der schade oder mangel nicht wie-
derumb künde gemacht werden, und ehr, gemelter
organist Seuerus Krosch, derowegen mit grosser
muhe und vleiss solchs wiederumb machen kunde,
so soll ihm alßdan vor sein muhe, vleiss und kunst
nach gestalt sollichs schadens geburlich gelonet
werden etc. Anlangende aber die andere, alten
orgeln4 auch in unsere befolenen kirchen vorhan-
den, so hat sich gedachter Seuerus Krosch frey-
willig erpotten, das ehr ahn seinem muglichem
vleiss nichts erwinden5 noch ersitzen6 lassen wolle,
damit dieselbige orgel in ihrem wolstande, wie die
itzt geschaffen, pleiben und keinen schaden nemen
moge. Dieweil aber dieselbige orgel vast alt und
hiebevorn seher vorfallen und baufelich gewesen
und derselbigen leichtlich schade ahn ihr selbst krie-
gen kunde oder mochte, welchs ihm, gedachtem
Seuero Krosch, dan abzuwenden ohne grosse un-
kosten, auch muhe, kunst und arbeit nicht tunlich,
demnach hat ehr sich sonderlich ausbedinget und
furbehalten, das ehr weiter oder ferner nicht dan
furgemelt, die orgel in vorwarung oder verpflegung
nemen wolle etc. Dargegen sollen und wollen wir,
obgedachte kastenhern, dem Seuero Kroschen ein
freye wonung, wellichs sein bruder Johannes und
ehr auch selbst hiebevorn bewohnet, aller unpflicht
frey eintun, darzu sechßig taler7 des jars besoldung
geben, die ihme in vier zeiten und gewontlichen
quart[alen] gleich den andern kirchen- und schuel-
dienern [sollen] vorgnüget und bezalt werden, neben
dem auch sieben scheffel rogken, s[ieben] scheffeln
gersten und ein scheffel haveren, [die] ihme Ulrich
M[acht]sem, zu Borsum wonhaftich, odder wer son-
sten die lendereye daselbst gebrauchen wirdet, von
wegen der kirchen ahn guten, reinen markt- und
lich in Joachim Brandis'Diarium; vgl. das Re-
gister ebd.
3 Zur neuen Orgel vgl. oben S. 899, Anm. 4.
4 Zur alten Orgel vgl. oben S. 899, Anm. 4.
5 = fehlen, ermangeln; vgl. Grimm, Deutsches Wör-
terbuch III, 1066f.
6 = stocken, aufhören; vgl. Grimm, aaO. 985f.
7 Zum Taler vgl. oben S. 889, Anm. 33.

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