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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0178
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8. Eines erbaren rats der stad Hildeßheimb revidirte und verbesserte
schuelordnung.
Ao. 15741

a.
Man lieset in den historien2, das der keyser Julia-
nus, welcher Apostata genennet wirt, darumb, das
er ein Christen gewest und wieder davon abgefallen
und ein greulicher lästerer des Herrn Christi und
verfolger aller Christen gewesen, unter andern auch
die listige bößheit erdacht und gebrauchtb, das er
die clericos oder gelerten gezwungen hat, mit in
den krieg zu ziehen, in hoffnung, wenn die also
umbkemen, muste die christenheit gar in abfall
kommen, und, auf das niemand mehr gelart wurde,
hat er sonderlich den Christen die schulen verbotten
und gesperret und allein den heiden und abgötti-
schen geöffnet und vergönnet etc. Welcher grief
nicht die geringste teufelskunst ist, die warheit
göttliches worts zu vertunkeln, wie dan die erfah-
rung solches gnugsamb beweiset. Dan, ob eß gleich
dem Juliano nicht nach seinem gefallen hinauß
gangen und er das furgenommene ende seines fur-
habens nicht erlebet, so hat doch der listige böse
feind, so dem Juliano solches eingegeben, nicht ge-

a 146/24: + Vorrede.
b 146/24: + hat
c 146/24: + abgöttische
1 Druckvorlage: Stadt-A. Hildesheim, Akte 146/3
(Abschrift, von verschiedenen Händen geschrieben,
17. Jh.). Verglichen ist eine zweite zeitgenössische
Ahschrift: ,,E.B. rats der stadt Hildeßheimh revi-
dirte und verbeßerte schulordnung anno 1618.":
Stadt-A. Hildesheim, Akte 146/24.
2 In Anlehnung an die KO von 1544, oben S. 870f. mit
Anm. 2.
3 Vgl. oben S. 871 mit Anm. 3.
4 Aus υεχρομαυεια, Totenbeschwörung und -befra-
gung, die schon dem Altertum bekannt war (vgl.
z.B. 1. Sam 28), machte die Volksethymologie Ni-
gromantie und deutete den Namen von der Farbe
der Totengeister oder vom schwarzen Teufel her. So
Godelmann, De magis, veneficis, et lamiis. Frank-
furt 1591, 18: ,,Germanice nominamus Schwarz-
künstler propterea, quod plurimum artes suas
magicas noctu et in tenebris conficiunt et Satan
nigra imagine illis apparet, ut nigri hominis, canis
nigri, felis, ursi, monachi vel anus." Man verstand

feiret noch geruhet, biß er unter dem bapstumb eß
so weit gebracht, das die schulen nichts dan heid-
nischec spelunken worden, darinne die jugend nicht
zu Gottes wahrem erkentniß, glauben, furcht, liebe,
zucht, erbarkeit, den furnemsten und nöttigen
sprachen und freyen kunsten3, sondern allein auf
meßerey, pfafferey, möncherey, unzucht, ja auch
schwarze kunst4 und zauberey erzogen werden, und
also die reine lehre göttlicher warheit nicht allein
vertunkelt, verhnstert und verfelschet, sondern
auch durch menschensatzung, welche Paulus teu-
felslehre nennet [vgl. 1.Tim 4, 1], bey dem größe-
sten und furnembsten haufen genzlich aufgehaben,
ja fur irrtumb und ketzerey gehalten worden ist,
wie dan der augenschein gibt, das auf dieße stunde
bey den papisten noch geschicht, allein das gleich-
woll der gutige Gott noch zu erhaltung des artickels
unsers christlichen glaubens, da wir sagen: Ich
gleube eine heylige, christliche kirch, etliche gute,
fromme, außerwehlte herzen im kölersglauben (wie
mans hat pflegen zu nennen)5 erhalten hat.
nun unter Schwarzer Kunst jede mit dem Teufel in
Verbindung stehende Zauberei. Schüler, Mönche und
kath. Geistliche u. a. waren als Schwarzkünstler ver-
dächtig. Sie lernten ihre Kunst aus den libri nigri; als
Hohe Schule der Zauberei galten besonders Toledo,
Sevilla u.a. Vgl. H. Bächtold-Stäubli, Hand-
wörterbuch des Deutschen Aberglaubens V. 1932/
1933, 817 ff.; VI. 1934/1935, 997 ff. Vgl. auch unten
S. 1121, Anm. 5.
5 Der Köhlerglaube wird von Luther im Sendschrei -
ben an die zu Frankfurt a.M. 1533 ,,Den erbarn und
fursichtigen, dem rat und gemeine der stad Franck-
fort am Meyn, meinen günstigen herrn und freun-
den." (WA 30 III, 562 f.) behandelt bzw. als nicht
wünschenswert abgelehnt. Luther erzähit folgender-
maßen: ,,Also sagt man, wie ein doctor hab einen
köler zu Prage auf der brücken aus mitleiden, als
uber einen armen leyen, gefragt: Lieber man, was
gleubstu? Der köler antwortet: Das die kirche
gleubt. Der doctor: Was gleubt denn die kirche? Der
köler: Das ich gleube. Darnach, da der doctor hat
sollen sterben, ist er vom teufel so hart angefochten
im glauben, das er nirgent hat können bleiben noch
ruge haben, bis das er sprach: Ich gleube, das der

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