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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0183
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Stadt Hildesheim

declamationum fleißig treiben und datzu von den
praeceptoribus angehalten werden.
Solte sich auch begeben, wie wirs dan fur gar
nötig achten, das die unterste primani mit den
secundanis und die quartani cum tertianis in etli-
chen besondern lectionibus und exercitiis solten
conjungiret werden, so soll daßelbe zu gewönhchen
stunden, welche im catalogo lectionum gemeldet,
und sonsten nicht, auch fein decenter in praesentia

praeceptorum und ohne tumult geschehen, und
wollen wir nicht gestatten, das solches umb einiges
unnöttigen außenbleibens willen an die hand ge-
nommen und gebraucht werden soll.
Bey dießen classibus laßen wirs bleiben, soll auch
darin keine verenderung furgenommen werden, eß
geschehe dan mit rat und guttdunken des superin-
tendenten10

Zum andern: Von den schuldienern, wieviel derselben sein und wie sie sollen beschaffen
sein, von ihrem ampt, lectionibus und der zeit, schul zu halten.

Weil bey unser schule zu S. Andreas acht collegen
in bestallung1, die entweder burgerskinder, welche
auch, wo sie datzu tuchtig, fur andern befurderung
sollen gewertig sein2, oder ihres wollhaltensq gute
zeugniß, probiret und introduciret, wollen wirs
nochmalß bey solcher ordnung bleiben laßen.
Der erste soll rector et gubernator scholae sein
und auf seine andere collegen wie dan auch auf das
ganze schulwesen gute aufsicht haben, welchem alle
andere collegen furgestellet und befohlen und ihnen
bey verlust ihrer dienste in allen billichen sachen
ohne einige einrede zu gehorsamen aufgeleget wer-
den solle, und soll also qualificiret sein, das er ent-
weder unser oder andern schulen zuvor bedienet
gewest oder doch in academhs mit besonderm ruhmb
etliche jahr dermaßen in disputationibus versiret
und in linguis, artibus, bevorauß in der dialectica
und rhetoricar fundamentaliter geubet und erfahren
und dießes also gestudieret, das ers ordentlich und
nutzlich wieder zu tractiren und zu treiben wiße.
Denn wir sonderlich in unser schulen neben den
zweyen hauptsprachen, der griechischen und latei-
nischen, dialecticams und rhetoricam tum quoad
ipsa praecepta, tum quoad usum praeceptorum,
welcher ihnen auß den autoribus deutlich und grund-
lich soll gewiesen werden, mit hohestem fleiß und
embsiglich getrieben haben wollen, auf das die

q 146/24: wolverhaltens
r 146/24: + logicis [am Rand]
s 146/24 darübergeschrieben: logicam
t 146/24: + erfahrnen wolgeubeten
u 146/24 darübergeschriehen: und

liebe jugend in dießer trivialschuel fleißig darinnen
erzogen, geubet und stettig darzue angehalten wer-
den. Ist nun dießer unser rector dabey ein guter
poet und hette in der hebraischen sprach einen
solchen profectum, das er die rudimenta derselben
privatim etlichen seiner discipulen proponiren
wolte, ist sowoh fur ihne alß fur unsere jugend
desto beßer und solle seiner discretion und guten
willen heimgestellet sein.
Die ander person solle, wo eß muglich, unserm
rectori in allen stucken, wo nicht gleich, doch nicht
viel ungleich sein, damit er im fall seines wollhaltens
und geschickligkeit zu abgang oder abzug eines
rectoris zum rectorat gebraucht und erhaben werden
können und man also zu jeder zeit einen feinen,
gelartent man zu einem gubernatoren und rectoren
der schulen haben muge, und soll subrector oder
conrector heißen, und soll neben und mit, auch in
abwesen des rectoris, auf die ander collegen und
knaben der schulen in allen classibus, wie dan auch
in den kirchen, ein ernstes aufsehen haben, damit
alles mit fleiß und ernst fortgehe und verrichtet
werde, dabeneben ein zimblicher poet sein, damit er
den knaben materiam carminum kan geben, ihre
verß emendiren und prosodiam nach gepuer tradiren
und lehren könne.
Die dritte person soll cantor3sein, solu nebendem,
10 Zur Funktion des Superintendenten im Rahmen der
Schulordnung vgl. KO 1544, oben S. 875.
1 Vgl. oben S. 872.
2 Vgl. Urkundenbuch VII, Nr. 550 1465.
3 Kantoren der St. Andreaskirche um 1574-1600:

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