Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0187
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stadt Hildesheim

Eß sollen auch die praeceptores in allen classibus,
soviel sich immer leiden will, sonderlich aber in den
superioribus, mit ihren discipulis lateinisch reden
und, wou not ist, mit deutschen worten geben und die
knaben hinwiederum in und ausser der schulen
lateinisch mit ihnen reden lassen, damit sie deß
latinß driftig25 und gewonet werden. Zudem soll
keiner unser collegen einer andern hantirung oder
handel, so ihnen an seiner schularbeit verhinderlich
sein konne, unterstehn undv anmassen. Doch soll
hiemit ihnen privatos discipulos beyde, von fremden
und einheimischen, zu halten nicht abgeschnitten
sein. Da auch der rector oder conrector eigne hauß-
haltung haben und kostgenger von schuler halten
wollen, soll ihnen ungewehret sein, doch das dadurch
an den stunden und an der arbeit, so einem jeden
in der schulenw zustehet, kein abbruch oder verseum-
niß geschehe. Und in diesen paß wollen wier keinerlei
weise haben oder gestatten, das unsere schuldiener
einiger, er sei wer er wolle, ohne hogwichtige, erheb-
liche ursachen einige stunde, so ihnen gebuhret,
verseumen oderx auser der schul bleiben soll. So eß
aber die not erfodert, soll eßy bei guter zeit einem
andern, der die stunde nicht zu tun hat, mit vor-
wissen deß rectoris an seine stadt verordenen.
Da eß sich aber begebe, das der rector, conrector
oder cantor einen oder etzliche tage ausserhalb der
stadt verreisen muste, soll solches mit vorwissen
deß hern superindendenten und provisoren26 ge-
schehen; da aber der anderen collegen einer verrei-
sen muste, soll solches ohne vorwissen und erlaubniß
itz gemelter provisoren, auch deß rectoris nicht ge-
stattet werden. Wo den einer uber bestimpte zeit
ohne genugsame entschuldigunge außbleiben wurde,
soll mit ihme nach gestalter sachen erredet und ge-
handelt werden.
u 146/24: + es
v 146/24: oder
w 146/24 am Rand nachgetragen: u. in der kirchen
x 146/24: und
y 146/24: er
z 146/24: + auch nicht
a 146/24: doch nicht weinig leider zu schulen und
kirchendiensten kommen
b 146/24: daß [darübergeschrieben]
c 146/24: furgezeiget und hernachmalen
d 146/24: + zum oftern [darübergeschrieben]
e 146/24: ,,und" ist gestrichen.
f 146/24: + rat

Zum fleiß und ampt der praeceptoren horen die
lectiones scholasticae, und hat man woll in acht zu
nehmen, das derselben nicht zu viel oder zu hohe
oderz zu weinig oder zu geringe sei, also das nicht auf
einer seiten die knaben uber ihr vermugen beladen
und beschweret oder auf der andern verseumet
werden, wie schon droben beim anfange deß ersten
capittelß gemeldet.
Muß derwegen das rechte mittel gesuchet und
getroffen werden, das hierin nicht zu viel oder zu
weinig geschehe. Dieweil aber die lectiones dermas-
sen bißher angeordnet, das dadurch viel feiner junger
gesellen zu zimlicher geschikligkeit, damit sie mit
gutem nutz bey andern schulen, auch universiteten
ihre studia haben continuiren konnen, auch nicht
weinig beide, zu schulen- und kirchendiensten, kom-
mena, so achten wir, das eß bei solcher anordenung
hinfurt stetz verbleibe undb der catalogus lectionum
auß einer jedern classe vom rectore dem superin-
tendenten und provisoren erstlich vurgezeicht wer-
den,ehe erc in den classibus affigiret undangeschla-
gen wirt, sonsten ist eß allein daran gelegen, das die
lectiones, so gelesen, fleisig, ernstlich und ohne
unterlaß getrieben, exerciret und repetiret werden,
zu welchem ende bißweil die prediger, bißweil die
senatoren und ratsherrn, bißweil die provisorend in
die schul kommen undevisitiren und diesen exerci-
tiis scholasticis beiwonen werden.
Da auch zu den quartalzeiten, wen die lectiones
jedeßmal aufs neuw angehn, oder umb Michaeliß
wegen abgangeß einer stunde, in den wintertagen
etwaß fallen oder unterlassen, oder da etzliche
lectiones zum ende gebracht, an derselben stadt
andere verordnet werden solten, soll solcheß keineß-
weges ohne des superindendenten und provisornf
wissen und consens geschehn.
25 = eifrig; vgl. Lasch und Borchling I, 478.
26 Ein Provisor wird zuerst 1283 (Urkundenbuch I,
Nr. 393) genannt; wohl identisch mit ,,olderlude
unde vorstendere des godeshuses Sancti Andree"
(1478 Urkundenbuch VII, Nr. 901). Anfang des
15. Jh.s meist 2 Älterleute, später 4 oder einfach in
der Mehrzahl genannt (1393 II, Nr. 762; 1422 III,
Nr. 514; 1416 Nr. III, 731 u.ö. 1478 VII, Nr. 901;
1489 VIII, Nr. 179). 1461 werden 3 Oberälterleute
im Rat erwähnt (Urkundenbuch III, Nr. 731); 1496
wird von ,,rekenschup van den olderluden Sunte

912
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften