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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0188
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Schulordnung 1574/1618

Eß sollen auch beyde, grector und conrector, und
insgemein alle collegen deß ubermessigen dictirens
sich enthalten, die lectiones, so ihnen aufgeben, mit
der quartal- oder jarzeit wo muglich absolviren,
auch* zu einer jeden stunde in puncto der stunde
aufheren und alleß der jugent, sonderlich was die
artium praecepta anlanget, aufs kürzte und einfel-
teste proponiren und erkleren, damit eß wol ge-
lernet und nicht ohne besonderen nutz und lust ge-
fasset werden konne.
Dieweil auch ein iglicheß seine zeit hat und alleß
furnehmen unter dem himmel seine stunde, wie
Salomon sagt [Pred 3, 1], so muß es billig in diesem
schulwesen auch gehalten werden, das beide, die
docentes und discentes, ihre gewisse zeit und stunde
haben, damit ein jeder wisse, wo er zu solcher zeit
und verordeneten stunde sich finden lassen, was er
tun und gewertig sein solle, damit alleß ordentlich
und zierlich zugehe und nichts verseumet werde.
Demnach ordnen und wollen wier, das es, wie
bißher geschehen*,mit den stunden gehaltenwerde,
alß nemblich:
Sommerszeit von Ostern biß auf Michaelis sollen
die knaben die 6 werkeltage (den der Sondach durch-
auß zum kirchgange solle gebraucht werden) alle
zugleich in puncto, wen der seiger zu S. Andreas27
sechse schlecht, nach welchem zeiger man sich in
allen dingen in der schulen zu richten, in der schulh
und ein jeder an dem ohrt, da es ihme gebuhret,
dahin er auch verordnet, verhanden sein, es sei den,
das in infima classe so kleine kinder weren, den

g 146/24: + der
*-* 146/24: stark korrigiert.
h 146/24: classe
i 146/24: + und
k 146/24: nachmittages
Andreas" an den Rat gesprochen (Urkundenbuch
VIII, Nr. 330). Kastenherren werden 6 genannt
(1554 Urkundenbuch VIII, Nr. 898 u. ö.). Ihre Auf-
gaben, wie Baumaßnahmen, Verwaltung der Spen-
den und sonstiger Einnahmen, scheinen sich mit
denen der Älterleute zu decken. J. Brandis' d.J.
Diarium, 238. 1586: ,,...e.e. rat leit M. Andream
Weidemeier, ein hildensheimisch kint, durch die
kistenhern Andreae für einen rectorem scholae an-
nemen, und oftwol solches mit D. Beckers [Super-
indentenden] fürwissent geschein, ok von den ganzen

man eine stunde nachlassen mochte; von welcher
stunde die lectiones inhalts deß catalogi angefangen,
biß zu neun uhr continuiret, und alßden die kinder
in aller stille dimittirt werden sollen. Winterszeit,
alß von Michaelis biß auf Ostern, da die tage kurz
und mit der lucht28 unter den kindern schwerlich
und geferlich zu handelen, sollen die knaben in
puncto, wen der seiger zu S. Andreas sieben schlecht,
verhanden sein, und solle alßden mit der lection
und dimission, wie zuvor bei den sommerstunden
gemeldet, gehalten werden. Nachmittage, sommers-
und winterszeit, sollen alle knaben in allen classibus
in puncto, wen die glocke zwelfe schlecht, in der
schul verhanden sein, da die lectiones nach inhalt
deß catalogi biß auf 3 schlege mit fleiß getrieben
und also den die dimission angestellet werden sol.
Es sollen auch die knaben alle in einer iglichen
classe in einen catalogum aufgezeichnet und zu
einer bestimpten zeit, die dazu von den praecepto-
ribus berahmet werden muß, die absentes und sero
venientes darinen notiret,i hernach gepurlich ge-
straffet werden.
Nicht weinigers ordenen und wollen wir, das die
praeceptores, denen eß ampts und ordnung halben
gepuret, sowol deß morgends alß mittagskin puncto
kegenwertig sein und ihren discipulis gute exempel
geben und nicht ein vierteil oder halbe stunde her-
nach gedrollet kommen, wie mans ofte erfahren,
welcheß keinem hernacher soll gestattet werden.
Keme aber einer nach dem schlage, soll er auf
anordnung deß rectoris mit einer sonderbaren

ministerio examiniret worden, so ist D. Becker dar-
mit nicht tofreden...". Derselbe aaO. 309. 1592:
,,... so is beraden, dat e.e. rat datsülvige ganße huis
de schole to fürwidende wil der kerken to S. Andreas
darto frie und quit schenken und indoin, dat die
kistenhern van der kerken gelde der schoile toim
besten moigen buwen und torechte flien laten." 1596
wird eine Sammlung veranstaltet, da die Kasten-
herren der Andreaskirche die Mittel zum Schulneu-
bau nicht allein aufbringen können(ders. aaO. 388).
seiger = Turmuhr; vgl. Lasch und Borchling II,
187; J. Brandis' d. J. Diarium, 37: ,,In dussen
jar (1537) wort to S. Andres ein nie seier gebuwet
mit den tornen, dar de seierklocke inne henget,
midden up der kerken."
= Licht; vgl. Schiller und Lübben II, 684 u. 741.


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