Stadt Hildesheim
richter11, davor Gott einen jeden behuten wolle,
bekomen: Und wyr aus tragendem ampt sollichem
bosen wesen lenger zuzusehen unfurantwurtl[ich]
wissen, als bevelen wyr hirmit und wollen ernstlich
gehabt und gehalten haben, das ein jeder auf seine
hausgenossen und ambtsbevohelene gute achtunge
gebe, die zu allem christligem wandel erzihe und
dardurch obgesatze leichtfertige und boßheit abe-
wende. Insundern aber wollen wyr unnachlessigen
bey wilkorliger uns vorbehaltener harter straffe,
das alle eltern und die, so dern stat vurwalten, auf
ihre kinder und angehorige gute achtunge geben,
die aus ihren heusern, viel weiniger auf deu gaßen
nicht slaffen laßen, sundern dieselbe by sich behal-
ten, aufsehent auf die haben, die zur lehr und arbeit
selbst in ihren heusern zehen oder zu andern guten
leuten, daby sie erlige hantwarke lern, oder sunsten
ihr brott mit ihren vortienen mugen, unterbringen,
vurdingen oder vormiden.
Wo solchs henfolgendes, wie bis daher besweilen
geschenn, furbliben und uns angekundiget werden
solte, wollen wyr den einen daruber so straffen, das
ein ander sich daran zu schuwen. Zwar wo ihr, der
jugent, ungehorsam so groß by etzligen erfunden
wurde, das die eltern und deren mitangehorige ahn
ihren kindern und amptsbevohelene mit treulige-
stem vormanen und straffe nicht außrichten, viel
weiniger die zur gebur trieben kunten, als sollen
sie solchs ahn uns zeitlig bringen und befintlich
spuren, das wyr durch geburlige mittel by den un-
artigen, ungehorsamen kindern, amptsbevohelenen
und haußgenoßen die gebuer zu befugen und zu
erheben unsumblich wollen beflißen sein. Wyr
haben auch albereit unsere markfogete12 und kol-
dreger13 bevohelen, solche ungehorsame faule leute,
11= Scharfrichter; vgl. Grimm, Deutsches Wörter-
buch VII, 103f.
12 = Marktvogt, oberer Beamter über das Marktwe-
sen; vgl. Grimm, Deutsches WörterbuchVI, 1656.
13 = niederer städtischer Polizeibeamter, Büttel; vgl.
Lasch und Borchling II, 612.
14 = levern = ausliefern; vgl. Schiller und Lübben
II, 679.
sie sein junk ader alt, die sich ohne noett by gesun-
dem liebe zu vurmeidunge christliger nahrunge und
arbeit auf den leddiggank und betelstab leggen, zu
keinen erligen hantwerchgen oder arbeit angewenen,
dach und nacht umbhergehen, untrem olfenem
himel auf den gaßen, kirchhoven, mieshaufen oder
sunsten hin und wider sich in der stadt vorstechen
und lagern, nicht allein achtunge haben, sundern
die sie also liggende befinden, ahnnemen, in unsere
gemeine venknuße bis auf fernern bescheit, erkun-
digunge und straffe lebern14 und stellen. Auch die
karten- und worpelspill15, so in und umb die stadt
faste vur allen turen die ganze wochen, zuforderst
aber die viertage16, von jungen buben, handwarkes-
gesellen, burgern und andern geschehen, nicht ge-
staten, sundern auf diesen unsern bevell brechen
und also ein unerbar, schathaftes, zu bosheit und
ungelucke ursache gebendes ding mit allem ernste
weren und abschaffen, und wens ihnen darob wider-
wertiges und sunsten, bejegen17 uns anbringen
sollen.
Wellichs alles semptlich und sunderlichen wyr
zu geburliger nachrichtunge und furmeidunge vur-
dienter straffe allen und jeden burgern und ein-
woneren ankundigen wollen. Vormanen dieselben,
das sie sich hirnach richten, sich und die ihren vor
schaden heuten etc. Aufs radtshuse den 16A^ Junii
anno etc. 84.
[Von anderer Hand:] Gute achtunge auf
die jugent zu haben.
Es19 schall auch ein jder burger und inwoner die-
ser stadt gut uff achtunge haben, wen ehr zur har-
barge inneme, hauße und hege, darmit ehr darvon
zu jder zitt antwort zu geben wiße.
15 = Würfelspiel; vgl. Schiller und Lübben V, 771.
16 = Feiertage; vgl. Schiller und Lübben V, 259;
Lasch und Borchling I, 729.
17 = gegen; vgl. Lasch und Borchling I, 188.
18 Die Zahl ist in der Druckvorlage durchgestrichen.
19 Dieser Absatz findet sich auf einem beigegebenen
Blatt.
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richter11, davor Gott einen jeden behuten wolle,
bekomen: Und wyr aus tragendem ampt sollichem
bosen wesen lenger zuzusehen unfurantwurtl[ich]
wissen, als bevelen wyr hirmit und wollen ernstlich
gehabt und gehalten haben, das ein jeder auf seine
hausgenossen und ambtsbevohelene gute achtunge
gebe, die zu allem christligem wandel erzihe und
dardurch obgesatze leichtfertige und boßheit abe-
wende. Insundern aber wollen wyr unnachlessigen
bey wilkorliger uns vorbehaltener harter straffe,
das alle eltern und die, so dern stat vurwalten, auf
ihre kinder und angehorige gute achtunge geben,
die aus ihren heusern, viel weiniger auf deu gaßen
nicht slaffen laßen, sundern dieselbe by sich behal-
ten, aufsehent auf die haben, die zur lehr und arbeit
selbst in ihren heusern zehen oder zu andern guten
leuten, daby sie erlige hantwarke lern, oder sunsten
ihr brott mit ihren vortienen mugen, unterbringen,
vurdingen oder vormiden.
Wo solchs henfolgendes, wie bis daher besweilen
geschenn, furbliben und uns angekundiget werden
solte, wollen wyr den einen daruber so straffen, das
ein ander sich daran zu schuwen. Zwar wo ihr, der
jugent, ungehorsam so groß by etzligen erfunden
wurde, das die eltern und deren mitangehorige ahn
ihren kindern und amptsbevohelene mit treulige-
stem vormanen und straffe nicht außrichten, viel
weiniger die zur gebur trieben kunten, als sollen
sie solchs ahn uns zeitlig bringen und befintlich
spuren, das wyr durch geburlige mittel by den un-
artigen, ungehorsamen kindern, amptsbevohelenen
und haußgenoßen die gebuer zu befugen und zu
erheben unsumblich wollen beflißen sein. Wyr
haben auch albereit unsere markfogete12 und kol-
dreger13 bevohelen, solche ungehorsame faule leute,
11= Scharfrichter; vgl. Grimm, Deutsches Wörter-
buch VII, 103f.
12 = Marktvogt, oberer Beamter über das Marktwe-
sen; vgl. Grimm, Deutsches WörterbuchVI, 1656.
13 = niederer städtischer Polizeibeamter, Büttel; vgl.
Lasch und Borchling II, 612.
14 = levern = ausliefern; vgl. Schiller und Lübben
II, 679.
sie sein junk ader alt, die sich ohne noett by gesun-
dem liebe zu vurmeidunge christliger nahrunge und
arbeit auf den leddiggank und betelstab leggen, zu
keinen erligen hantwerchgen oder arbeit angewenen,
dach und nacht umbhergehen, untrem olfenem
himel auf den gaßen, kirchhoven, mieshaufen oder
sunsten hin und wider sich in der stadt vorstechen
und lagern, nicht allein achtunge haben, sundern
die sie also liggende befinden, ahnnemen, in unsere
gemeine venknuße bis auf fernern bescheit, erkun-
digunge und straffe lebern14 und stellen. Auch die
karten- und worpelspill15, so in und umb die stadt
faste vur allen turen die ganze wochen, zuforderst
aber die viertage16, von jungen buben, handwarkes-
gesellen, burgern und andern geschehen, nicht ge-
staten, sundern auf diesen unsern bevell brechen
und also ein unerbar, schathaftes, zu bosheit und
ungelucke ursache gebendes ding mit allem ernste
weren und abschaffen, und wens ihnen darob wider-
wertiges und sunsten, bejegen17 uns anbringen
sollen.
Wellichs alles semptlich und sunderlichen wyr
zu geburliger nachrichtunge und furmeidunge vur-
dienter straffe allen und jeden burgern und ein-
woneren ankundigen wollen. Vormanen dieselben,
das sie sich hirnach richten, sich und die ihren vor
schaden heuten etc. Aufs radtshuse den 16A^ Junii
anno etc. 84.
[Von anderer Hand:] Gute achtunge auf
die jugent zu haben.
Es19 schall auch ein jder burger und inwoner die-
ser stadt gut uff achtunge haben, wen ehr zur har-
barge inneme, hauße und hege, darmit ehr darvon
zu jder zitt antwort zu geben wiße.
15 = Würfelspiel; vgl. Schiller und Lübben V, 771.
16 = Feiertage; vgl. Schiller und Lübben V, 259;
Lasch und Borchling I, 729.
17 = gegen; vgl. Lasch und Borchling I, 188.
18 Die Zahl ist in der Druckvorlage durchgestrichen.
19 Dieser Absatz findet sich auf einem beigegebenen
Blatt.
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