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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0217
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Stadt Hildesheim

Eß hat auch die lobliche sambtregirung einhellig
geschloßen, soll hinfure unverendert daruber ge-
halten werden, das das schießen am Sontage neben
dem bier und breihanen schenken auf der wisch
genzlich abegeschaffet sein soll, und mugen die
schutzen, so sie wollen, des Montages ihr gewonlich
schießen halten und sich hiernach zue richten wis-
sen.
Imgleichen ist van wegen der hochzeiten die
vorige ordnunge10 revidiret, allerseits approbiret
und in folgenden punkten verbeßert, darob ein
erbar rat kunftig vest und unachleßig zue halten
gemeint.
Anfenglich sollen alle abentkostungen11 in allen
vier stenden12 abgeschaffet und hiergegen mennig-
lich vergunt sein, das sie zue zweyen tagen, an-
hebende Montages oder Dingstages nach eines jeden
gelegenheit hochzeit halten mugen.
Furs ander ist mit nach- und vorwißen eines er-
wirdigen ministerii geschloßen, soll auch hinfure
ernstlich gehalten werden, das braut und brutigam
deß ersten tages strack und alsobald auf den schlag,
wen der seiger13 zehen schlegt, in der kirchen sein
soll. Fur denselben soll die kirche strackes zuege-
schloßen und sie deßelben tages nicht copuliret,
sondern auf den negstvolgenden tag abegewießen

10 Vgl. Einleitung, oben S. 827.
11 kostunge = Schmaus, bes. Hochzeitsschmaus; vgl.
Grimm, Deutsches Wörterbuch V, 1881; vgl. auch
1853.
12 Vgl. zur Hochzeitsordnung von 1574 Einleitung,
oben S. 827, Anm. 1. J. Gebauer II, 179 teilt auf
Grund einer Luxusordnung von 1595 (Stadt-A.
Hildesheim, Akte 173/2) mit, daß die Bürger in vier
Gesellschaftsklassen eingeteilt wurden. Oberste Ge-
sellschaftsklasse: Rat, 24erkolleg, Patrizier (als
Kennzeichen der Geschlechterherren galt, daß sie
auf dem Rathaus tanzten), Doktoren, Magister,
Sekretäre (als Juristen); zweite Gesellschaftsklasse:
die angesehenen Bürger gar guten Vermögens; dritte
Gesellschaftsklasse: Bürger mit ziemlichem Ver-
mögen; vierte Gesellschaftsklasse: der Haufe der
gemeinen Bürger.
13 Vgl. oben S. 913, Anm. 27.
14 Als Spielmann bei Gastmählern hat häufig der
Organist der Andreaskirche fungiert. Vgl. Joachim
Brandis' des Jüngeren Diarium, aaO. 131 zum
Jahr 1576: ,,...Bei den andern dischke seten mine

werden. Sie mugen aber desselben tages die hoch-
zeit anfahen und folgendes tages umb zehen uhr
wieder zur kirchen kommen und sich trauen lassen.
Furs dritte sollen alle beide tage, sowol auf den
ersten als andern tag, die malzeiten im mittage an-
gefangen und fur drey uhren geendet und aufge-
hoben werden, und soll der spielman14 deß andern
tages umb zehen uhren wiederumb wie gewonlich
dreymal die trummel schlagen, darnach sich die
hochzeitgeste zue richten.
Zum vierten soll der spielman jedes tages vor
eilf uhren auf den abent bei verlust seines dienstes
die kost sambt seinem gesinde reumen, und dan
umb zwelf in der nacht das feur und die lucht ge-
leschet, die ganze collation geendet und der keller
zuegeschloßen sein, bey straffe auf braut und brut-
gam, die die geste diesfals nicht verwarnen, ein
pfund neu, und auf jeden gast ohne unterschied,
der uber die zeit und beschehene verwarnung sitzen
pleibet, zwo pfund neu.
Furs funfte soll hinfuro braut und breutgam eines
dem andern ihrer gelegenheit und vermugen nach
etwas zu verehren unverbotten sein, jedoch das
hiemit genzlich abegeschnitten, aufgehoben und
verbotten sein soll, das man hinfuro dem koche,
spielman, schußelwescherinnen oder andern gehul-

suisters, Severinus Groske organiste [vgl. seine Be-
stallungsordnungen, oben S. 899ff.] mit einer sim-
phonia und jungen mit einer hantfiddel und ick..."
Ebd. 217 zum Jahr 1585: ,,Up den avent hadde ick
to gaste bie 3 dischen... Ick hadde Severinum den
organisten mit beiden instrumenten und einen jun-
gen, so darin sang. Ick gaf 6 essent und schenkede
win und bier." Vgl. ebd. 256 zum Jahr 1588. Ebd.
442 zum Jahr 1599: ,,Am Sondage Oculi den 11.
Martii gink mine leve huisfruwe mit unseren jungen
sonen in de kirchen... Hadde up middag 3 dische
ful geste... Severin Krosse hadde eine clavecimbelen,
eine hantgigen und der cantor 2 jungen, so darin
sungen. War gar schoine." Anläßlich eines Bischofs-
besuches wird auch der Ratsspielmann genannt,
ebd. 181 zum Jahr 1581: ,,Sine gnaden hadden sine
cantores bie sich, Severinus Grosche der organist
van S. Andres war mit siner musica dar, der cantor
aus der schule, des rats spelman mit sinen instru-
menten. Sungen und spelden eine umme den ande-
ren."

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