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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0266
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Kirchenordnung 1573

anfang war das wort, und das wort war bey Gott,
und Gott war das wort. Item Joh. 8 [58]: Ehe denn
Abraham war, bin ich. Item [Joh 10, 30]: Ich und
der Vater sind eins, und wie der Vater die toden
auferwecket und lebendig machet, also auch der
Son machet lebendig, wen er wil. Item Psal. 33 [6]:
Der himel ist durchs wort des Herrn gemacht, wie
Johan. 1 [3] solchs erkleret wird: Alle dinge sind
durch ihnen gemachet, und one ihn ist nichts ge-
macht etc.23
Weil Christus, der Son Gottes, ist warer
mensch worden, sollen wir ihn auch ehren
und anruffen als Gott und mensch?
Antwort:
Ja, denn der Herr Christus hat die menschliche
natur an sich genomen und ihme in eine person
vereiniget, das er nun in alle ewigkeit ist, heist,
herrschet und bleibt warer Gott und mensch, in
beiden underschiedlichen naturn unzertrenlich.
Darumb wir den ganzen Christum behalten, ehren
und anruffen, der unser Gott und schöpfer mitsampt
dem Vater und heiligen Geist ist und zugleich unser
bruder, fleisch und blut worden ist, wie denn im
evangelio er als Davids Son geehret und angeruffen
wird24.
Was ist die unterschied christlicher
anruffung und heidnischer anruffung?
Antwort:
Es sind fürnemlich zwo grosse unterschiet, die
eine von Gottes wesen, die ander von Gottes willen.

Der ordinanden examen 1552, MW VI, 179; Sehling
V, 163f. Variante am Ende des ersten Absatzes: von-
einander getrennet] Mel.: zertrennet. ,,von einander
getrennet" hat CR 23, XLIII (nach dem Druck von
1558, der unserem Text sonst jedoch nicht zugrunde
liegt).
Hierzu keine eigentliche Parallele bei Melan-
chthon, aaO. Vgl. dazu ,,Kurtze / Wahre und Ein-
feltige Bekantnus D. Nic. Selnecceri. Von der Maie-
stet / Auffarth / Sitzen zur Rechten Gottes / vnd
vom Abendmal vnsers HERRN Jhesu Christi...
Heinrichstadt 1571", Art. I u. II, S. A II; N. Sel-
neccer, ,,INSTITVTIONIS CHRISTIANAE RE-
LIGIONIS, PARS PRIMA: CONTINENS EX-

Wenn gleich die heiden, Türken, Jüden und andere
irrige sekten rühmen, sie ruffen Gott an, der himel
und erden erschaffen hat, wie sie viel darvon reden
und schreiben, so sind doch diese ihre gedanken
eitel lügen und abgötterey. Denn sie sprechen nicht
den warhaftigen Gott an, sondern tichten etwas,
das nicht Gott ist. Denn sie wollen diesen Gott nicht
haben, der da ist der Vater Jhesu Christi und der
sich also in seiner lere geoffenbaret hat, das der
allmechtige warhaftige Gott sey der ewige Vater,
der ewige Son Jhesus Christus und der heilige Geist.
Darumb ist gesagt Johan. 4 [22] von den heiden:
Ihr wisset nicht, was ihr anrufft, wir aber wissen,
was wir anruffen.
Da werden wir erinnert, das wir ernstlich betrach-
ten, was und wen wir ansprechen in unser anruffung,
und sollen unsere anruffung weit absondern von
der heidnischen, türkischen und aller abgöttischen
anruffung, und sol das herz mit glauben den war-
haftigen Gott anschauen, der sich durch den Herrn
Christum geoffenbaret hat.
Zum andern wissen die heiden nichts vom mittler
und ob Gott die elenden menschen erhören wil und
worumb er sie erhöret, so sie doch sünder sind,
schreien in die luft mit zweivel und ungedult wider
Gott. Das alles ist lesterung und nicht beten. Wir
aber sollen den mittler Jhesum Christum, den Son
Gottes und Marien, anschauen und festiglich gleu-
ben, das uns Gott umb dieses mittlers willen gewis-
lich gnedig sein wil und wil uns umb desselben willen
erhören und helfen etc. In diesem glauben und ver-
trauen auf den mittler sol das gebet zum warhafti-
gen Gott gerichtet sein, welchs alle treue lerer dem

PLICATIONEM LOCORVM Theologicorum de
Authoritate et Certitudine Verbi Diuini: de scopo
totius S. Scripturae: de ratione discendi doctrinam
Ecclesiae: de patefactione Diuina: de Libris S.
Scripturae: de Methodo seruanda in doctrina coe-
lesti: de fine hominis: de Deo, et tribus personis: de
Communicatione Idiomatum: de Creatione: Angelis,
hominibus: de Imagine Dei: de peccato, et concupis-
centia: de Lege Dei, et de Calamitatibus, Cruce, et
Consolatione... FRANCOFORTI AD MOENVM,
Anno M. D.LXXIII." (Expl. der Herzog-August-
Bibliothek Wolfenbüttel, Te 1218.) Vgl. ibid. 177ff.;
177: ,,Christus est verus Deus...".
Wie Anm. 23.

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