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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0270
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Kirchenordnung 1573

Tales questiones, quales nulla lex canonve ecclesia-
sticus necessario praescribit, sed inanis dissoluti
ocii certatio proponit, licet ad ingenii acumen
exercendum instituantur, tamen interio re mentis
cogitatione continere debemus, et neque in publicos
populi conventus temere efferre, neque vulgi auri-
bus inconsulto concredere. Quotus enim quisque
est, qui rerum tam gravium, tantaque obscuritate
involutarum vim vel satis accurate providere, vel
pro dignitate explicare valeat? Quod si quisquam
sit, qui istud se facile efficere et consequi posse
confidat, quota quaeso est illa multitudinis pars,
quam possit efücere, ut idem ipsum intelligat? Aut
quis tandem est, qui in curiosa quaestionum eius-
modi per vestigatione, extra prolapsionis periculum
possit consistere ? Quocirca in talibus rebus loqua-
citas coercenda est, ne vel cum nos prae nostri
ingenii imbecillitate, quod propositum est, expla-
nare non possimus, vel auditores inter docendum
prae intelligentiae tarditate ad sermonis instituti
compraehensionem pervenire non queant, ex re
alterutra populus, aut in blasphemiae, aut in dissen-
sionis necessitatem incurrat.
Wie wir aber bisher kürzhch vormeldet haben
und den weg gewisen, wie die pastores einfeltig mit
der lere von Gott dem Vater, Son und heiligem Geist
sollen umbgehen, darzu sie denn gründlichern und
weitleuftigern bericht aus den büchern, die wir
oben als ein ganzes und gewisses Corpus Doctrinae
gesetzet haben, nemen und bringen sollen, also
sollen sie auch mit allen andern artikeln umbgehen
und die fürnembsten stück und fragen erkleren,
afs:
Von den engeln1
Sind die engel von Gott erschaffen
oder von ewigkeit gewesen?
Antwort:
Sie sind nicht von ewigkeit gewest, sondern sind
von Gott erschaffen, wie geschrieben stehet Psalm

1 Zur luth. Engellehre vgl. Schmalkaldische Artikel II,
Bek. Schr., 425; auch Luther, Tischreden, Nr. 318.
489. 5337, WATR I,130. 214f. V, 63; N. Selneccer,
Inst. Christ. Ref. I, 269ff. ,,De angelis". 269:
,,1. Quod sint angeli, et boni et maii... 2. Quod a
Deo sint creati...". Häufige sachliche Berührung

104 [4]: Du machest deine engel zu winden und
deine diener zu feuerhammen.
Sind die engel alle nach ihrer erschaffung
gut und bey Gott bestendig blieben?
Antwort:
Es ist ein grosser hauf der engel von Gott aus
stolz und hochmut abgefallen und derwegen aus
dem himel verstossen und ausgeworfen, wie Chri-
stus sagt Johan. 8 [44]: Der teufel ist nicht be-
standen in der warheit. Und Luce 10 [18]: Ich sahe
den satan von himel fallen als ein blitz. Und 2.Pet.
2 [4] stehet geschrieben: Gott hat der engel, die
gesündigt haben, nicht verschonet, sondern hat sie
mit ketten der finsternis zur hellen verstossen und
ubergeben, das sie zum gerichte behalten werden.
Item in der epistel Judae [6]: Die engel, die ihr
fürstentumb nicht behielten, sondern verliessen
ihre behausung, hat der Herr behatten zum gerichte
des grossen tages mit ewigen banden im finsternus.
Was ist der guten engel ampt?
Antwort:
Sie loben und preisen Gott und sind alle dienst-
bare geister, ausgesand zum dienst umb der willen,
die ererben sollen die seligkeit, Hebr. 1 [14].
Von der schöpfung der weft
und aller creaturen.
Ist die welt von Gott aus nichts
erschaffen ?
Antwort:
Ja, wie wir in unsern symbolo sagen: Ich gleube
an Gott, schöpfer himels und der erden. Und sollen
die pastores das volk vleissig erinnern, das Gott der
Vater, Son und heiliger Geist miteinander alle
creaturn erschaffen2 haben, gut und köstlich, wie
geschrieben stehet [Gen 1, 31]: Gott sahe alles, was
mit unserem Text. - Vgl. dazu F. Scheidweiler,
RGG3 II, 466; K. Onasch, EKL I, 1077.
2 Vgl. Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
MW VI, 180; Sehling V, 164: ,,Dieses aber sollen
die leut oft erinnert werden, das die erschahung von
allen dreien personen geschehen ist und hat der

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