Grafschaft Oldenburg
lebens, dadurch der natürliche mensch in weltlichen
sachen, so der vernunft unterworfen und dis zeit-
lich leben belangen, etlichermassen einen freien
willen hat, etwas zu gedenken, zu welchen12, für-
zunemen, zu handlen, auszurichten oder zu unter-
lassen, doch in grosser schwachheit, weil die natur
unartig und zudem vom teufel oft gehindert wird13.
Zum andern, was belangt die sünde und das böse,
da ist der natürliche wille von der gerechtigkeit
alzu frey und der sünde allzu dienstbar, Rom. 6
[20], das er nicht allein kan aus eigner wahl aus-
denken, wehlen, fürnemen und ausrichten, was
böses ist, sondern kan von natur one den Geist
Gottes nicht anders gedenken, wollen und tun,
denn was böse und Gott zuwider ist, Gene. 6 [5.
11f.] und 8 [21], Rom. 8 [5ff.], und darzu hat er
willen, lust und liebe, Proverb. 3 [2, 14], Isai. 3 [5ff.],
und wird vom teufel darzu oft wunderbarlich ge-
trieben, Ephes. 2 [2f.]ih
Zum dritten aber ist in diesem artikel die für-
nemste frage, was die natürlichen krefte des men-
schen, so durch die sünde verderbet und den der
heilig Geist noch nicht angefangen hat zu widerge-
beren und verneuern, in geistlichen und göttlichen
sachen, belangend die bekehrung für Gott, ver-
mügen, als da sind warhaftige, rechtschaffene, herz-
liche furcht Gottes, glaube, liebe etc. anzufangen
und zuwegezubringen (den sonst eusserlich und
zum schein der phariseischen freie wille auch in
diesen sachen sich viel bemühet, aber ist nichts
rechtschaffenes). Auf diese frage wird aus Gottes
wort recht geantwortet, das der natürliche freie
wille in den sachen zum guten erstorben sey und
nichts vermüge, sondern das dis alles ein eigen werk
sey allein Gottes des heiligen Geistes. Aber dieses
mus auch alsbald mit vleis erkleret und verwaret
werden, das es nicht auf enthusiastische weise ver-
Kurzer, einfeltiger... bericht: zu wehlen.
Der ganze Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer,
einfeltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 115.
Auch dieser Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kur-
zer, einfeltiger... bericht... Am Schluß: wünderlich
getrieben...
Der ganze Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer,
einfeltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 115.
16 Der Absatz im allgemeinen wörtlich nach Chem-
nitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...; Sehling VI,
standen werde, als wirkte der heilig Geist die be-
kehrung im menschen also, das gar keine enderung
oder bewegung in des menschen verstande, wille
und herze geschehe und folgte. Denn wo keine
enderung oder verneuerung der gedanken, sinnes
und gemütes ist, wo kein verlangen ist zur gnaden
Gottes, keine bewilligung oder consens des ge-
predigten worts, kein guter vorsatz, dem wort zu
folgen, kein vleis noch mühe, dem alten Adam zu
wehren, dem bösen willen zu widerstreben und sich
in Gottes willen zu ergeben etc., da ist one zweifel
auch keine warhaftige bekerung, und sollen die leut
oft erinnert werden, das solche stücke in warhafti-
ger bekehrung müssen verhanden sein, und sollen
auch darzu vermanet werden15.
Aber dis ist die frage, darauf der rechte status
controversiae stehet, woher der mensch solche ende-
rung des sinnes und willens, verlangen, bewilligung,
vorsatz, vleis etc., geschickligkeit und vermögen,
solches zu gedenken, zu wollen, fürzunehmen und
auszurichten, uberkome und habe, oder ob er solches
aus seinen eigen kreften allein vermüge, oder ob der
mensch aus seiner natürlichen geschickligkeit den
anfang mache und alsdenn erst der heilige Geist zu
hülf kome, oder, wenn der heilige Geist seine wirkung
in dem menschen angefangen hat, das alsdenn der
mensch aus seinen natürlichen eignen kreften des
alten Adams etwas vermüge zu seiner bekehrung
zu helfen und mitzuwirken, das also die frage ist
nicht von den neuen gaben, neuen kreften und
neuer geschickligkeit, so der heilige Geist durch
seine wirkung in denen, die bekehret werden, gibet,
schaift und anrichtet, sondern was der heilig Geist
im menschen für natürliche angeborne art, ge-
schickligkeit, krefte und vermögen finde, belangend
die geistlichen, göttlichen sachen16.
Und hierauf gibt aus der schrift die Confession
1, 115f. - Auch hier ist die Nähe zur FC besonders
deutlich; vgl. Solida declaratio II, Bek. Schr., 871:
,,Sunder die häuptfrage ist einig und allein, was des
unwiedergebornen menschen verstand und wille in
seiner bekehrung und wiedergeburt aus eignen und
nach dem fall übergebliebnen kräften vermöge,
wann das wort Gottes gepredigt und uns die gnade
Gottes angeboten wird, ob er sich zu sollicher gnad
bereiten, dieselbige annehmen und das jawort darzu
sagen könnte? Dies ist die frage, darüber nun etlich
998
lebens, dadurch der natürliche mensch in weltlichen
sachen, so der vernunft unterworfen und dis zeit-
lich leben belangen, etlichermassen einen freien
willen hat, etwas zu gedenken, zu welchen12, für-
zunemen, zu handlen, auszurichten oder zu unter-
lassen, doch in grosser schwachheit, weil die natur
unartig und zudem vom teufel oft gehindert wird13.
Zum andern, was belangt die sünde und das böse,
da ist der natürliche wille von der gerechtigkeit
alzu frey und der sünde allzu dienstbar, Rom. 6
[20], das er nicht allein kan aus eigner wahl aus-
denken, wehlen, fürnemen und ausrichten, was
böses ist, sondern kan von natur one den Geist
Gottes nicht anders gedenken, wollen und tun,
denn was böse und Gott zuwider ist, Gene. 6 [5.
11f.] und 8 [21], Rom. 8 [5ff.], und darzu hat er
willen, lust und liebe, Proverb. 3 [2, 14], Isai. 3 [5ff.],
und wird vom teufel darzu oft wunderbarlich ge-
trieben, Ephes. 2 [2f.]ih
Zum dritten aber ist in diesem artikel die für-
nemste frage, was die natürlichen krefte des men-
schen, so durch die sünde verderbet und den der
heilig Geist noch nicht angefangen hat zu widerge-
beren und verneuern, in geistlichen und göttlichen
sachen, belangend die bekehrung für Gott, ver-
mügen, als da sind warhaftige, rechtschaffene, herz-
liche furcht Gottes, glaube, liebe etc. anzufangen
und zuwegezubringen (den sonst eusserlich und
zum schein der phariseischen freie wille auch in
diesen sachen sich viel bemühet, aber ist nichts
rechtschaffenes). Auf diese frage wird aus Gottes
wort recht geantwortet, das der natürliche freie
wille in den sachen zum guten erstorben sey und
nichts vermüge, sondern das dis alles ein eigen werk
sey allein Gottes des heiligen Geistes. Aber dieses
mus auch alsbald mit vleis erkleret und verwaret
werden, das es nicht auf enthusiastische weise ver-
Kurzer, einfeltiger... bericht: zu wehlen.
Der ganze Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer,
einfeltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 115.
Auch dieser Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kur-
zer, einfeltiger... bericht... Am Schluß: wünderlich
getrieben...
Der ganze Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer,
einfeltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 115.
16 Der Absatz im allgemeinen wörtlich nach Chem-
nitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...; Sehling VI,
standen werde, als wirkte der heilig Geist die be-
kehrung im menschen also, das gar keine enderung
oder bewegung in des menschen verstande, wille
und herze geschehe und folgte. Denn wo keine
enderung oder verneuerung der gedanken, sinnes
und gemütes ist, wo kein verlangen ist zur gnaden
Gottes, keine bewilligung oder consens des ge-
predigten worts, kein guter vorsatz, dem wort zu
folgen, kein vleis noch mühe, dem alten Adam zu
wehren, dem bösen willen zu widerstreben und sich
in Gottes willen zu ergeben etc., da ist one zweifel
auch keine warhaftige bekerung, und sollen die leut
oft erinnert werden, das solche stücke in warhafti-
ger bekehrung müssen verhanden sein, und sollen
auch darzu vermanet werden15.
Aber dis ist die frage, darauf der rechte status
controversiae stehet, woher der mensch solche ende-
rung des sinnes und willens, verlangen, bewilligung,
vorsatz, vleis etc., geschickligkeit und vermögen,
solches zu gedenken, zu wollen, fürzunehmen und
auszurichten, uberkome und habe, oder ob er solches
aus seinen eigen kreften allein vermüge, oder ob der
mensch aus seiner natürlichen geschickligkeit den
anfang mache und alsdenn erst der heilige Geist zu
hülf kome, oder, wenn der heilige Geist seine wirkung
in dem menschen angefangen hat, das alsdenn der
mensch aus seinen natürlichen eignen kreften des
alten Adams etwas vermüge zu seiner bekehrung
zu helfen und mitzuwirken, das also die frage ist
nicht von den neuen gaben, neuen kreften und
neuer geschickligkeit, so der heilige Geist durch
seine wirkung in denen, die bekehret werden, gibet,
schaift und anrichtet, sondern was der heilig Geist
im menschen für natürliche angeborne art, ge-
schickligkeit, krefte und vermögen finde, belangend
die geistlichen, göttlichen sachen16.
Und hierauf gibt aus der schrift die Confession
1, 115f. - Auch hier ist die Nähe zur FC besonders
deutlich; vgl. Solida declaratio II, Bek. Schr., 871:
,,Sunder die häuptfrage ist einig und allein, was des
unwiedergebornen menschen verstand und wille in
seiner bekehrung und wiedergeburt aus eignen und
nach dem fall übergebliebnen kräften vermöge,
wann das wort Gottes gepredigt und uns die gnade
Gottes angeboten wird, ob er sich zu sollicher gnad
bereiten, dieselbige annehmen und das jawort darzu
sagen könnte? Dies ist die frage, darüber nun etlich
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