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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0275
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Grafschaft Oldenburg

selben kommen, es erleuchte und ziehe ihn denn der
Vater, Matt. 11 [27], Joan. 6 [44], das wir also in
der bekehrung nichts haben, das wir nicht von ihm
in der widergeburt und verneuerung empfangen
hetten, l.Cor. 4 [7], Jacobi 1 [17], und bleibet doch
auch gleichwol in den heiligen in diesem leben noch
das fleisch, wiewol gekreuzigt, das noch immerdar
wieder den Geist streitet, darwieder der Geist immer
kempfen mus, Gala. 5 [17]. Wenn aber der heilig
Geist seine wirkung bey uns anhebet, so empfangen
wir dardurch und haben, wiewol in grosser schwach-
eit, tüglicheit, guten willen, vorsatz, vleis, krefte
und vermögen zum guten, aber dasselbig nicht von
uns selbst, sondern ist ein gabe Gottes des heiligen
Geistes, wie Augustini spruch fein sagt: Nos ergo
volumus et operamur, sed Deus in nobis operatur
et velle et facere. Hoc expedit nobis et credere et
dicere, ut sit humilis et submissa confessio et detur
totum Deo21. Tunc enim tutius vivimus, si totum

21 De dono perseverantiae, cap. XIII, 33; MSL 45,1013.
22 De dono perseverantiae, cap. VI, 12; MSL 45, 1000.
23 Der Absatz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer, ein-
feltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 116f. - Vgl.
FC, Solida declaratio II, Bek. Schr., 882f.: ,,Wie
dann zum dritten die heilige schrift die bekehrung,
den glauben an Christum, die wiedergeburt, erneue-
rung und alles, was zu derselbigen wirklichen anfang
und vollnziehung gehört... ganz und gar, allein der
göttlichen wirkung und dem heiligen Geist zu-
schreibet... inwendig ander herz, sinn und mut be-
kommen, das wirket alleine der heilige Geist; der
öffnet den vorstand und das herz..." usw.
24 Vgl. FC, Epitome II und Solida declaratio II; Bek.
Schr., 778 f. und 903f.
25 So Pelagius; vgl. R. Lorenz, RGG3 V, 206f.;
B. Lohse, EKL III, 104ff. (Quellen, Lit.); ders.,
Epochen der Dogmengeschichte. 1963, 111 ff. 121 ff.;
A. Adam, Lehrbuch der Dogmengeschichte I. 1965,
264f.
26 Vgl. FC, Solida declaratio II; Bek. Schr., 903: ,,...
der papisten und schullehrer irrtumb, die es ein
wenig subtiler gemacht und gelehret haben, daß der
mensch aus seinen natürlichen kräften könne den
anfang zum guten und zu seiner selbst bekehrung
machen, und daß alsdann der heilige Geist, weil der
mensch zum vollbringen zu schwach, dem aus eignen
natürlichen kräften angefangenem guten zu hulf
komme." — Vgl. z.B. Petrus Lombardus, Libri IV
Sententiarum, ibid. II, dist. 26-28; ed. PP. Collegii
S. Bonaventurae. Ad Claras Aquas 19162, psqfp.;
MSL 192, 709ff.; Conc. Tridentinum, Sess. VI
(13. Jan. 1547), cap. 1 u. 5; Denzinger30 Nr. 793 u.

Deo damus, non autem nos illi ex parte, et nobis ex
parte committimus22. De bono perseverantiae,
capite 6 et 1523.
Dis ist die rechte, reine, ware, prophetische und
apostolische lere von diesem artikel. Was nun wider
solche klare, gegründte meinung der schrift streitet,
das mus gestrafft und verworfen werden, als der
alten und neuen Pelagianer und aller papisten lere24,
das der mensch entweder solches alles, was zur be-
kerung gehöret, aus seinen eignen kreften vermöge25
oder vermöge doch den anfang zu machen, welchen
darnach der heilig Geist zuhülfkome26, oder wenn
der heilige Geist durch seine wirkung die hand zur
bekerung angelegt hat, das der natürliche mensch
von sich selbs,aus seinen eigen natürlichen kreften,
noch etlichermassen habe ein geschickligkeit und
vermügen, das wort anzunemen, zu der gnaden sich
applicirn, dem heiligen Geist raum zu geben etc.27,
wie denn der alte Adam allzeit sich selbst preisen

797; Erasmus, De libero arbitrio diatribe, ed.
J. v. Walter 1910, 19.
22 Lehre der Synergisten; vgl. FC, Solida declaratio II,
Bek. Schr., 903f.: ,,Zum vierten der synergisten
lehre, welche fürgeben..., wann der heilige Geist
den anfang gemachet und uns durchs evangelion be-
rufet und seine gnade, vergebung der sünden und
ewige seligkeit anbeut, daß alsdann der freie wille
aus seinen eignen natürlichen kräften Gott begegnen
und etlichermaßen etwas, wiewohl wenig und
schwächlich, darzutun, helfen und mitwirken, sich
zur gnade Gottes schicken und applizieren...
könne." Als Autor des Synergismus der Reforma-
tionszeit galt Erasmus; vgl. Conrad Schlüssel-
burg, Catalogi haereticorum V (1598), 13: ,,Quis est
auctor huius sectae? Resp. Nostra aetate Erasmus
Roterodamus contra virum Dei D. Lutherum, in
gratiam pontificiorum..Melanchthon, anfänglich
auf Seiten Luthers, näherte sich später dem Stand-
punkt des Erasmus (vgl. oben S. 997, Anm. 8),
ebenso sein Schüler Johannes Pfeffinger in Leipzig
(Quaestiones de libertate voluntatis humanae. 1555)
und Viktorin Strigel in Jena, der 1560 zu Weimar
mit dem Führer der Gegenseite Matthias Flacius
disputierte: Disputatio de originali peccato et libero
arbitrio inter M. Flacium 111. et Victor. Strigelium...
Vinariae... 1560... habita, von Wigand aufgezeich-
net, hrsg. von Simon Musäus 1562 und 1563 (Höhe-
punkt des synergistischen Streites); vgl. P. Tschak-
kert, aaO. 520ff.; R. Seeberg, Lehrbuch der Dog-
mengeschichte IV, 2. 1920, 490ff.; G. Kawerau,
RE^ 19, 99f.; W. Joest, RGG^ VI, 561f. Zu Fla-
cius unten S. 1006, Anm. 25.

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